Liebster Gott! was seh ich hier! Ein mit lauter Diamanten überall bedecket Kraut, Dessen Schimmern, Glänzen, Funkeln, und metallisirte Zier Auch der Unempfindlichste mit erstaunten Blicken schaut.
Das besonders schöne Grün dieser Staud' ist ganz be- leget Mit erhabnen kleinen Bläsgen, die durchsichtig und so rein, Daß der Sonnen-Strahlen Schein Durch das Naß, so jedes Bläschen in dem runden Zir- kel heget, Wie ein kleines reines Licht Dringet, sich vereint, und bricht Oft, wie ein Opal sich mahlet, Oft auch von der glatten Haut, wie ein Demant, rück- wärts strahlet. Nach dem Stand', in dem mans sieht, scheints im Sil- ber-weissen Schein, Ja, recht als mit klarem Silber, überall belegt zu seyn.
Um recht schönes Grün zu haben, Streichet man es sonst auf Silber, hier liegt Silber auf das Grün; So, daß, unsern Blick zu laben, Diese Mischung noch viel schöner; herrlicher u. heller schien. Jedes Bläschen scheinet mir, als ob ich ein Tröpfgen Thau, Das verhärtet, und doch funkelnd in der Sonnen Strah- len, schau.
Alle
Aloe Margaritifera.
Liebſter Gott! was ſeh ich hier! Ein mit lauter Diamanten uͤberall bedecket Kraut, Deſſen Schimmern, Glaͤnzen, Funkeln, und metalliſirte Zier Auch der Unempfindlichſte mit erſtaunten Blicken ſchaut.
Das beſonders ſchoͤne Gruͤn dieſer Staud’ iſt ganz be- leget Mit erhabnen kleinen Blaͤsgen, die durchſichtig und ſo rein, Daß der Sonnen-Strahlen Schein Durch das Naß, ſo jedes Blaͤschen in dem runden Zir- kel heget, Wie ein kleines reines Licht Dringet, ſich vereint, und bricht Oft, wie ein Opal ſich mahlet, Oft auch von der glatten Haut, wie ein Demant, ruͤck- waͤrts ſtrahlet. Nach dem Stand’, in dem mans ſieht, ſcheints im Sil- ber-weiſſen Schein, Ja, recht als mit klarem Silber, uͤberall belegt zu ſeyn.
Um recht ſchoͤnes Gruͤn zu haben, Streichet man es ſonſt auf Silber, hier liegt Silber auf das Gruͤn; So, daß, unſern Blick zu laben, Dieſe Miſchung noch viel ſchoͤner; herrlicher u. heller ſchien. Jedes Blaͤschen ſcheinet mir, als ob ich ein Troͤpfgen Thau, Das verhaͤrtet, und doch funkelnd in der Sonnen Strah- len, ſchau.
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Aloe Margaritifera.
Liebſter Gott! was ſeh ich hier!
Ein mit lauter Diamanten uͤberall bedecket Kraut,
Deſſen Schimmern, Glaͤnzen, Funkeln, und metalliſirte
Zier
Auch der Unempfindlichſte mit erſtaunten Blicken ſchaut.
Das beſonders ſchoͤne Gruͤn dieſer Staud’ iſt ganz be-
leget
Mit erhabnen kleinen Blaͤsgen, die durchſichtig und ſo rein,
Daß der Sonnen-Strahlen Schein
Durch das Naß, ſo jedes Blaͤschen in dem runden Zir-
kel heget,
Wie ein kleines reines Licht
Dringet, ſich vereint, und bricht
Oft, wie ein Opal ſich mahlet,
Oft auch von der glatten Haut, wie ein Demant, ruͤck-
waͤrts ſtrahlet.
Nach dem Stand’, in dem mans ſieht, ſcheints im Sil-
ber-weiſſen Schein,
Ja, recht als mit klarem Silber, uͤberall belegt zu ſeyn.
Um recht ſchoͤnes Gruͤn zu haben,
Streichet man es ſonſt auf Silber, hier liegt Silber auf
das Gruͤn;
So, daß, unſern Blick zu laben,
Dieſe Miſchung noch viel ſchoͤner; herrlicher u. heller ſchien.
Jedes Blaͤschen ſcheinet mir, als ob ich ein Troͤpfgen
Thau,
Das verhaͤrtet, und doch funkelnd in der Sonnen Strah-
len, ſchau.
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Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott, bestehend in Physicalisch- und Moralischen Gedichten. Bd. 8. Hamburg, 1746, S. 237. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen08_1746/251>, abgerufen am 23.02.2025.
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