Es zeigte sich, in zwanzig Jahren, Kein Herbst so lang' und lieblich nicht, das Wetter nicht so warm, so schön, Als heuer, da wir seine Milde, tief im November noch, erfahren, Und, überall, das Gras noch grün, die Bäume noch beblättert, sehn, Die Wege gut, die Erde hart, die Gärten noch nicht öde, finden. Man weiß, in vielen Wochen, nichts von kalter Luft, von Sturm und Winden. Die angenehme Witterung ist dann ja wohl mit Rechte wehrt, Daß man, durch einen Herbst-Gesang, Den, Welcher ihn uns schenket, ehrt. Wes Endes dann, voll Lust und Andacht, ich dem Re- gierer aller Dinge, Der, durch den steten Zeiten-Wechsel, die Welt erhält, aufs neu besinge:
Wie wird uns, jetzt im Herbst, die Welt, Jn neuer Schönheit, vorgestellt! Was man erblickt, ist bunter, wie zuvor. Die Blätter scheinen jetzt in einem neuen Flor, Der, wenigstens, nicht minder schön, Wo er nicht schöner noch, als wie vorher, zu stehn.
Das
Froͤhliche Herbſt-Betrachtungen. 1741.
Es zeigte ſich, in zwanzig Jahren, Kein Herbſt ſo lang’ und lieblich nicht, das Wetter nicht ſo warm, ſo ſchoͤn, Als heuer, da wir ſeine Milde, tief im November noch, erfahren, Und, uͤberall, das Gras noch gruͤn, die Baͤume noch beblaͤttert, ſehn, Die Wege gut, die Erde hart, die Gaͤrten noch nicht oͤde, finden. Man weiß, in vielen Wochen, nichts von kalter Luft, von Sturm und Winden. Die angenehme Witterung iſt dann ja wohl mit Rechte wehrt, Daß man, durch einen Herbſt-Geſang, Den, Welcher ihn uns ſchenket, ehrt. Wes Endes dann, voll Luſt und Andacht, ich dem Re- gierer aller Dinge, Der, durch den ſteten Zeiten-Wechſel, die Welt erhaͤlt, aufs neu beſinge:
Wie wird uns, jetzt im Herbſt, die Welt, Jn neuer Schoͤnheit, vorgeſtellt! Was man erblickt, iſt bunter, wie zuvor. Die Blaͤtter ſcheinen jetzt in einem neuen Flor, Der, wenigſtens, nicht minder ſchoͤn, Wo er nicht ſchoͤner noch, als wie vorher, zu ſtehn.
Das
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Froͤhliche Herbſt-Betrachtungen.
1741.
Es zeigte ſich, in zwanzig Jahren,
Kein Herbſt ſo lang’ und lieblich nicht, das Wetter
nicht ſo warm, ſo ſchoͤn,
Als heuer, da wir ſeine Milde, tief im November noch,
erfahren,
Und, uͤberall, das Gras noch gruͤn, die Baͤume noch
beblaͤttert, ſehn,
Die Wege gut, die Erde hart, die Gaͤrten noch nicht
oͤde, finden.
Man weiß, in vielen Wochen, nichts von kalter Luft,
von Sturm und Winden.
Die angenehme Witterung iſt dann ja wohl mit Rechte
wehrt,
Daß man, durch einen Herbſt-Geſang, Den, Welcher
ihn uns ſchenket, ehrt.
Wes Endes dann, voll Luſt und Andacht, ich dem Re-
gierer aller Dinge,
Der, durch den ſteten Zeiten-Wechſel, die Welt erhaͤlt,
aufs neu beſinge:
Wie wird uns, jetzt im Herbſt, die Welt,
Jn neuer Schoͤnheit, vorgeſtellt!
Was man erblickt, iſt bunter, wie zuvor.
Die Blaͤtter ſcheinen jetzt in einem neuen Flor,
Der, wenigſtens, nicht minder ſchoͤn,
Wo er nicht ſchoͤner noch, als wie vorher, zu ſtehn.
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Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott, bestehend in Physicalisch- und Moralischen Gedichten. Bd. 8. Hamburg, 1746, S. 220. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen08_1746/234>, abgerufen am 24.11.2024.
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