Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott, bestehend in Physicalisch- und Moralischen Gedichten. Bd. 8. Hamburg, 1746.Hasen-Pappeln. Jch ward, zur schwühlen Sommers-Zeit, da wir schon in August getreten, Auf meines Gartens bunten Beeten, Bey der so mannigfach gefärbten und schön geformten Bluhmen Schaar, Ein ausserordentliches lieblichs und schön gefärbt Ge- wächs gewahr. Die Augen zogen sich, so gleich, von allen andern Bluh- men ab, Weil ihre zierliche Figur, Jm holden Bau der Blätter, mir nicht nur Ein ausserordentlich Vergnügen gab; Durch die besondre Lieblichkeit Der sanften Rosen-farbnen Röthe, mit weissen Strichen sanft gemischt, Ward, durch das Auge, mein Gemüth ergetzt, gerühret und erfrischt. Es glich sich dieser Bluhme Form und ihres Baues äußrer Riß Fast der einblättrichten Convolvel, und der Flos admi- rabilis, Nur mit dem Unterscheid allein, Daß, so wie jener nette Kelch', aus einem einzgen Blatt, formiert, Man hier an dieser, daß dieselbe aus ihrer fünf erbaut, verspührt. Hieraus erscheint, daß die Natur, verschiedne Formen auszudrücken, Und Bluhmen, auf dieselbe Weise, hervor zu bringen und zu schmücken, An 8 Theil. O
Haſen-Pappeln. Jch ward, zur ſchwuͤhlen Sommers-Zeit, da wir ſchon in Auguſt getreten, Auf meines Gartens bunten Beeten, Bey der ſo mannigfach gefaͤrbten und ſchoͤn geformten Bluhmen Schaar, Ein auſſerordentliches lieblichs und ſchoͤn gefaͤrbt Ge- waͤchs gewahr. Die Augen zogen ſich, ſo gleich, von allen andern Bluh- men ab, Weil ihre zierliche Figur, Jm holden Bau der Blaͤtter, mir nicht nur Ein auſſerordentlich Vergnuͤgen gab; Durch die beſondre Lieblichkeit Der ſanften Roſen-farbnen Roͤthe, mit weiſſen Strichen ſanft gemiſcht, Ward, durch das Auge, mein Gemuͤth ergetzt, geruͤhret und erfriſcht. Es glich ſich dieſer Bluhme Form und ihres Baues aͤußrer Riß Faſt der einblaͤttrichten Convolvel, und der Flos admi- rabilis, Nur mit dem Unterſcheid allein, Daß, ſo wie jener nette Kelch’, aus einem einzgen Blatt, formiert, Man hier an dieſer, daß dieſelbe aus ihrer fuͤnf erbaut, verſpuͤhrt. Hieraus erſcheint, daß die Natur, verſchiedne Formen auszudruͤcken, Und Bluhmen, auf dieſelbe Weiſe, hervor zu bringen und zu ſchmuͤcken, An 8 Theil. O
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0223" n="209"/> <div n="3"> <head> <hi rendition="#b">Haſen-Pappeln.</hi> </head><lb/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l><hi rendition="#in">J</hi>ch ward, zur ſchwuͤhlen Sommers-Zeit, da wir ſchon<lb/><hi rendition="#et">in Auguſt getreten,</hi></l><lb/> <l>Auf meines Gartens bunten Beeten,</l><lb/> <l>Bey der ſo mannigfach gefaͤrbten und ſchoͤn geformten<lb/><hi rendition="#et">Bluhmen Schaar,</hi></l><lb/> <l>Ein auſſerordentliches lieblichs und ſchoͤn gefaͤrbt Ge-<lb/><hi rendition="#et">waͤchs gewahr.</hi></l><lb/> <l>Die Augen zogen ſich, ſo gleich, von allen andern Bluh-<lb/><hi rendition="#et">men ab,</hi></l><lb/> <l>Weil ihre zierliche Figur,</l><lb/> <l>Jm holden Bau der Blaͤtter, mir nicht nur</l><lb/> <l>Ein auſſerordentlich Vergnuͤgen gab;</l><lb/> <l>Durch die beſondre Lieblichkeit</l><lb/> <l>Der ſanften Roſen-farbnen Roͤthe, mit weiſſen Strichen<lb/><hi rendition="#et">ſanft gemiſcht,</hi></l><lb/> <l>Ward, durch das Auge, mein Gemuͤth ergetzt, geruͤhret<lb/><hi rendition="#et">und erfriſcht.</hi></l><lb/> <l>Es glich ſich dieſer Bluhme Form und ihres Baues<lb/><hi rendition="#et">aͤußrer Riß</hi></l><lb/> <l>Faſt der einblaͤttrichten <hi rendition="#aq">Convolvel,</hi> und der <hi rendition="#aq">Flos admi-</hi></l><lb/> <l> <hi rendition="#aq"> <hi rendition="#et">rabilis,</hi> </hi> </l><lb/> <l>Nur mit dem Unterſcheid allein,</l><lb/> <l>Daß, ſo wie jener nette Kelch’, aus einem einzgen Blatt,<lb/><hi rendition="#et">formiert,</hi></l><lb/> <l>Man hier an dieſer, daß dieſelbe aus ihrer fuͤnf erbaut,<lb/><hi rendition="#et">verſpuͤhrt.</hi></l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>Hieraus erſcheint, daß die Natur, verſchiedne Formen<lb/><hi rendition="#et">auszudruͤcken,</hi></l><lb/> <l>Und Bluhmen, auf dieſelbe Weiſe, hervor zu bringen<lb/><hi rendition="#et">und zu ſchmuͤcken,</hi></l> </lg><lb/> <fw place="bottom" type="sig">8 Theil. O</fw> <fw place="bottom" type="catch">An</fw><lb/> </lg> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [209/0223]
Haſen-Pappeln.
Jch ward, zur ſchwuͤhlen Sommers-Zeit, da wir ſchon
in Auguſt getreten,
Auf meines Gartens bunten Beeten,
Bey der ſo mannigfach gefaͤrbten und ſchoͤn geformten
Bluhmen Schaar,
Ein auſſerordentliches lieblichs und ſchoͤn gefaͤrbt Ge-
waͤchs gewahr.
Die Augen zogen ſich, ſo gleich, von allen andern Bluh-
men ab,
Weil ihre zierliche Figur,
Jm holden Bau der Blaͤtter, mir nicht nur
Ein auſſerordentlich Vergnuͤgen gab;
Durch die beſondre Lieblichkeit
Der ſanften Roſen-farbnen Roͤthe, mit weiſſen Strichen
ſanft gemiſcht,
Ward, durch das Auge, mein Gemuͤth ergetzt, geruͤhret
und erfriſcht.
Es glich ſich dieſer Bluhme Form und ihres Baues
aͤußrer Riß
Faſt der einblaͤttrichten Convolvel, und der Flos admi-
rabilis,
Nur mit dem Unterſcheid allein,
Daß, ſo wie jener nette Kelch’, aus einem einzgen Blatt,
formiert,
Man hier an dieſer, daß dieſelbe aus ihrer fuͤnf erbaut,
verſpuͤhrt.
Hieraus erſcheint, daß die Natur, verſchiedne Formen
auszudruͤcken,
Und Bluhmen, auf dieſelbe Weiſe, hervor zu bringen
und zu ſchmuͤcken,
An
8 Theil. O
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |