Jndem ich jetzt bedacht- und einsam zur Abend-Zeit spazieren gehe, Die Augen in die Höhe heb, und den gestirnten Himmel sehe, Fühl ich, durch dessen Glanz gerührt, von einer ruhigen und stillen, Mit Ehrfurcht untermischten, Lust die aufmerksame Seel erfüllen. Sie glaubt', in den beflammten Schaaren, und in den Boden-losen Gründen, Den Ewgen Urstand aller Dinge, den HERRR der Schaa- ren, GOTT, zu finden, Ja gegenwärtig, fast zu sehn. Ein tief- und inniges Entzücken Erheiterte mein ganzes Wesen. Ein nicht zu widerstehn- der Trieb, Des Schöpfers Herrlichkeit zu preisen, Sein Lob nach Würden auszudrücken, Führt' mich in eine Garten-Laube, woselbst ich, voller Andacht, schrieb:
Gottheit! Die ich überall, sonderlich im Heer der Sterne, Finden, ehren und bewundern, lieben und ver- ehren lerne, Laß, von den Dich offenbarnden großen Werken, jetzt mein Lallen, Bloß aus väterlichem Lieben, Ewge Liebe! Dir gefallen!
Die
A 4
Lob-Gedicht.
Jndem ich jetzt bedacht- und einſam zur Abend-Zeit ſpazieren gehe, Die Augen in die Hoͤhe heb, und den geſtirnten Himmel ſehe, Fuͤhl ich, durch deſſen Glanz geruͤhrt, von einer ruhigen und ſtillen, Mit Ehrfurcht untermiſchten, Luſt die aufmerkſame Seel erfuͤllen. Sie glaubt’, in den beflammten Schaaren, und in den Boden-loſen Gruͤnden, Den Ewgen Urſtand aller Dinge, den HERRR der Schaa- ren, GOTT, zu finden, Ja gegenwaͤrtig, faſt zu ſehn. Ein tief- und inniges Entzuͤcken Erheiterte mein ganzes Weſen. Ein nicht zu widerſtehn- der Trieb, Des Schoͤpfers Herrlichkeit zu preiſen, Sein Lob nach Wuͤrden auszudruͤcken, Fuͤhrt’ mich in eine Garten-Laube, woſelbſt ich, voller Andacht, ſchrieb:
Gottheit! Die ich uͤberall, ſonderlich im Heer der Sterne, Finden, ehren und bewundern, lieben und ver- ehren lerne, Laß, von den Dich offenbarnden großen Werken, jetzt mein Lallen, Bloß aus vaͤterlichem Lieben, Ewge Liebe! Dir gefallen!
Die
A 4
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><pbfacs="#f0021"n="7"/><divn="3"><head><hirendition="#b">Lob-Gedicht.</hi></head><lb/><lgtype="poem"><lgn="1"><l><hirendition="#in">J</hi>ndem ich jetzt bedacht- und einſam zur Abend-Zeit<lb/><hirendition="#et">ſpazieren gehe,</hi></l><lb/><l>Die Augen in die Hoͤhe heb, und den geſtirnten Himmel ſehe,</l><lb/><l>Fuͤhl ich, durch deſſen Glanz geruͤhrt, von einer ruhigen<lb/><hirendition="#et">und ſtillen,</hi></l><lb/><l>Mit Ehrfurcht untermiſchten, Luſt die aufmerkſame Seel<lb/><hirendition="#et">erfuͤllen.</hi></l><lb/><l>Sie glaubt’, in den beflammten Schaaren, und in den<lb/><hirendition="#et">Boden-loſen Gruͤnden,</hi></l><lb/><l>Den Ewgen Urſtand aller Dinge, den HERRR der Schaa-<lb/><hirendition="#et">ren, GOTT, zu finden,</hi></l><lb/><l>Ja gegenwaͤrtig, faſt zu ſehn. Ein tief- und inniges<lb/><hirendition="#et">Entzuͤcken</hi></l><lb/><l>Erheiterte mein ganzes Weſen. Ein nicht zu widerſtehn-<lb/><hirendition="#et">der Trieb,</hi></l><lb/><l>Des Schoͤpfers Herrlichkeit zu preiſen, Sein Lob nach<lb/><hirendition="#et">Wuͤrden auszudruͤcken,</hi></l><lb/><l>Fuͤhrt’ mich in eine Garten-Laube, woſelbſt ich, voller<lb/><hirendition="#et">Andacht, ſchrieb:</hi></l></lg><lb/><lgrendition="#fr #et"n="2"><l>Gottheit! Die ich uͤberall, ſonderlich im Heer<lb/><hirendition="#et">der Sterne,</hi></l><lb/><l>Finden, ehren und bewundern, lieben und ver-<lb/><hirendition="#et">ehren lerne,</hi></l><lb/><l>Laß, von den Dich offenbarnden großen Werken,<lb/><hirendition="#et">jetzt mein Lallen,</hi></l><lb/><l>Bloß aus vaͤterlichem Lieben, Ewge Liebe! Dir<lb/><hirendition="#et">gefallen!</hi></l></lg><lb/><fwplace="bottom"type="sig">A 4</fw><fwplace="bottom"type="catch">Die</fw><lb/></lg></div></div></div></body></text></TEI>
[7/0021]
Lob-Gedicht.
Jndem ich jetzt bedacht- und einſam zur Abend-Zeit
ſpazieren gehe,
Die Augen in die Hoͤhe heb, und den geſtirnten Himmel ſehe,
Fuͤhl ich, durch deſſen Glanz geruͤhrt, von einer ruhigen
und ſtillen,
Mit Ehrfurcht untermiſchten, Luſt die aufmerkſame Seel
erfuͤllen.
Sie glaubt’, in den beflammten Schaaren, und in den
Boden-loſen Gruͤnden,
Den Ewgen Urſtand aller Dinge, den HERRR der Schaa-
ren, GOTT, zu finden,
Ja gegenwaͤrtig, faſt zu ſehn. Ein tief- und inniges
Entzuͤcken
Erheiterte mein ganzes Weſen. Ein nicht zu widerſtehn-
der Trieb,
Des Schoͤpfers Herrlichkeit zu preiſen, Sein Lob nach
Wuͤrden auszudruͤcken,
Fuͤhrt’ mich in eine Garten-Laube, woſelbſt ich, voller
Andacht, ſchrieb:
Gottheit! Die ich uͤberall, ſonderlich im Heer
der Sterne,
Finden, ehren und bewundern, lieben und ver-
ehren lerne,
Laß, von den Dich offenbarnden großen Werken,
jetzt mein Lallen,
Bloß aus vaͤterlichem Lieben, Ewge Liebe! Dir
gefallen!
Die
A 4
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott, bestehend in Physicalisch- und Moralischen Gedichten. Bd. 8. Hamburg, 1746, S. 7. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen08_1746/21>, abgerufen am 24.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.