Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott, bestehend in Physicalisch- und Moralischen Gedichten. Bd. 8. Hamburg, 1746.

Bild:
<< vorherige Seite
Lob-Gedicht.
Jndem ich jetzt bedacht- und einsam zur Abend-Zeit
spazieren gehe,

Die Augen in die Höhe heb, und den gestirnten Himmel sehe,
Fühl ich, durch dessen Glanz gerührt, von einer ruhigen
und stillen,

Mit Ehrfurcht untermischten, Lust die aufmerksame Seel
erfüllen.

Sie glaubt', in den beflammten Schaaren, und in den
Boden-losen Gründen,

Den Ewgen Urstand aller Dinge, den HERRR der Schaa-
ren, GOTT, zu finden,

Ja gegenwärtig, fast zu sehn. Ein tief- und inniges
Entzücken

Erheiterte mein ganzes Wesen. Ein nicht zu widerstehn-
der Trieb,

Des Schöpfers Herrlichkeit zu preisen, Sein Lob nach
Würden auszudrücken,

Führt' mich in eine Garten-Laube, woselbst ich, voller
Andacht, schrieb:
Gottheit! Die ich überall, sonderlich im Heer
der Sterne,

Finden, ehren und bewundern, lieben und ver-
ehren lerne,

Laß, von den Dich offenbarnden großen Werken,
jetzt mein Lallen,

Bloß aus väterlichem Lieben, Ewge Liebe! Dir
gefallen!
Die
A 4
Lob-Gedicht.
Jndem ich jetzt bedacht- und einſam zur Abend-Zeit
ſpazieren gehe,

Die Augen in die Hoͤhe heb, und den geſtirnten Himmel ſehe,
Fuͤhl ich, durch deſſen Glanz geruͤhrt, von einer ruhigen
und ſtillen,

Mit Ehrfurcht untermiſchten, Luſt die aufmerkſame Seel
erfuͤllen.

Sie glaubt’, in den beflammten Schaaren, und in den
Boden-loſen Gruͤnden,

Den Ewgen Urſtand aller Dinge, den HERRR der Schaa-
ren, GOTT, zu finden,

Ja gegenwaͤrtig, faſt zu ſehn. Ein tief- und inniges
Entzuͤcken

Erheiterte mein ganzes Weſen. Ein nicht zu widerſtehn-
der Trieb,

Des Schoͤpfers Herrlichkeit zu preiſen, Sein Lob nach
Wuͤrden auszudruͤcken,

Fuͤhrt’ mich in eine Garten-Laube, woſelbſt ich, voller
Andacht, ſchrieb:
Gottheit! Die ich uͤberall, ſonderlich im Heer
der Sterne,

Finden, ehren und bewundern, lieben und ver-
ehren lerne,

Laß, von den Dich offenbarnden großen Werken,
jetzt mein Lallen,

Bloß aus vaͤterlichem Lieben, Ewge Liebe! Dir
gefallen!
Die
A 4
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0021" n="7"/>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#b">Lob-Gedicht.</hi> </head><lb/>
            <lg type="poem">
              <lg n="1">
                <l><hi rendition="#in">J</hi>ndem ich jetzt bedacht- und ein&#x017F;am zur Abend-Zeit<lb/><hi rendition="#et">&#x017F;pazieren gehe,</hi></l><lb/>
                <l>Die Augen in die Ho&#x0364;he heb, und den ge&#x017F;tirnten Himmel &#x017F;ehe,</l><lb/>
                <l>Fu&#x0364;hl ich, durch de&#x017F;&#x017F;en Glanz geru&#x0364;hrt, von einer ruhigen<lb/><hi rendition="#et">und &#x017F;tillen,</hi></l><lb/>
                <l>Mit Ehrfurcht untermi&#x017F;chten, Lu&#x017F;t die aufmerk&#x017F;ame Seel<lb/><hi rendition="#et">erfu&#x0364;llen.</hi></l><lb/>
                <l>Sie glaubt&#x2019;, in den beflammten Schaaren, und in den<lb/><hi rendition="#et">Boden-lo&#x017F;en Gru&#x0364;nden,</hi></l><lb/>
                <l>Den Ewgen Ur&#x017F;tand aller Dinge, den HERRR der Schaa-<lb/><hi rendition="#et">ren, GOTT, zu finden,</hi></l><lb/>
                <l>Ja gegenwa&#x0364;rtig, fa&#x017F;t zu &#x017F;ehn. Ein tief- und inniges<lb/><hi rendition="#et">Entzu&#x0364;cken</hi></l><lb/>
                <l>Erheiterte mein ganzes We&#x017F;en. Ein nicht zu wider&#x017F;tehn-<lb/><hi rendition="#et">der Trieb,</hi></l><lb/>
                <l>Des Scho&#x0364;pfers Herrlichkeit zu prei&#x017F;en, Sein Lob nach<lb/><hi rendition="#et">Wu&#x0364;rden auszudru&#x0364;cken,</hi></l><lb/>
                <l>Fu&#x0364;hrt&#x2019; mich in eine Garten-Laube, wo&#x017F;elb&#x017F;t ich, voller<lb/><hi rendition="#et">Andacht, &#x017F;chrieb:</hi></l>
              </lg><lb/>
              <lg rendition="#fr #et" n="2">
                <l>Gottheit! Die ich u&#x0364;berall, &#x017F;onderlich im Heer<lb/><hi rendition="#et">der Sterne,</hi></l><lb/>
                <l>Finden, ehren und bewundern, lieben und ver-<lb/><hi rendition="#et">ehren lerne,</hi></l><lb/>
                <l>Laß, von den Dich offenbarnden großen Werken,<lb/><hi rendition="#et">jetzt mein Lallen,</hi></l><lb/>
                <l>Bloß aus va&#x0364;terlichem Lieben, Ewge Liebe! Dir<lb/><hi rendition="#et">gefallen!</hi></l>
              </lg><lb/>
              <fw place="bottom" type="sig">A 4</fw>
              <fw place="bottom" type="catch">Die</fw><lb/>
            </lg>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[7/0021] Lob-Gedicht. Jndem ich jetzt bedacht- und einſam zur Abend-Zeit ſpazieren gehe, Die Augen in die Hoͤhe heb, und den geſtirnten Himmel ſehe, Fuͤhl ich, durch deſſen Glanz geruͤhrt, von einer ruhigen und ſtillen, Mit Ehrfurcht untermiſchten, Luſt die aufmerkſame Seel erfuͤllen. Sie glaubt’, in den beflammten Schaaren, und in den Boden-loſen Gruͤnden, Den Ewgen Urſtand aller Dinge, den HERRR der Schaa- ren, GOTT, zu finden, Ja gegenwaͤrtig, faſt zu ſehn. Ein tief- und inniges Entzuͤcken Erheiterte mein ganzes Weſen. Ein nicht zu widerſtehn- der Trieb, Des Schoͤpfers Herrlichkeit zu preiſen, Sein Lob nach Wuͤrden auszudruͤcken, Fuͤhrt’ mich in eine Garten-Laube, woſelbſt ich, voller Andacht, ſchrieb: Gottheit! Die ich uͤberall, ſonderlich im Heer der Sterne, Finden, ehren und bewundern, lieben und ver- ehren lerne, Laß, von den Dich offenbarnden großen Werken, jetzt mein Lallen, Bloß aus vaͤterlichem Lieben, Ewge Liebe! Dir gefallen! Die A 4

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen08_1746
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen08_1746/21
Zitationshilfe: Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott, bestehend in Physicalisch- und Moralischen Gedichten. Bd. 8. Hamburg, 1746, S. 7. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen08_1746/21>, abgerufen am 24.11.2024.