Jndem ich hier durch ein' Allee, Von mehr als tausend Nelken, geh, Riech' ich den Balsam-reichen Duft, Der, in der ganz ambrirten Luft, Als ein unsichtbar-süßer Schwall, Die Athmosphär hier überall, Mit ungesehnen Kreisen, füllet, Die der Geruch allein enthüllet.
Jch ging den ganzen Gang zum Ende, Um dieser Anmuth nachzudenken, Und minstens unserm Schöpfer hier, Für den Geruch, auch ihre Zier, Ein brünstiges Gott Lob! zu schenken.
Jch setzte mich hieselbst, voll Andacht und voll Lust, Jn einer Sommer-Laube, nieder, Und sang, mit recht gerührter Brust, Voll Dank und Ehrfurcht, diese Lieder.
Da ich allhier die Blicke rückwärts wende, Und sie, von diesem hier bis jenem Ende, Durch diesen schönen Gang, gerade vor mir, sende; Erblick' ich, aller Nelken Menge, Durch die dadurch verkürzte Länge Vereinet, dicht beysammen stehn. Hiedurch schien, in vermehrtem Glanz, Ein buntes wunderschönes Ganz, Aus sonst getheiltem Schmuck gefüget, zu entstehn.
Erst
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Die Bluhmen-Allee.
Jndem ich hier durch ein’ Allee, Von mehr als tauſend Nelken, geh, Riech’ ich den Balſam-reichen Duft, Der, in der ganz ambrirten Luft, Als ein unſichtbar-ſuͤßer Schwall, Die Athmoſphaͤr hier uͤberall, Mit ungeſehnen Kreiſen, fuͤllet, Die der Geruch allein enthuͤllet.
Jch ging den ganzen Gang zum Ende, Um dieſer Anmuth nachzudenken, Und minſtens unſerm Schoͤpfer hier, Fuͤr den Geruch, auch ihre Zier, Ein bruͤnſtiges Gott Lob! zu ſchenken.
Jch ſetzte mich hieſelbſt, voll Andacht und voll Luſt, Jn einer Sommer-Laube, nieder, Und ſang, mit recht geruͤhrter Bruſt, Voll Dank und Ehrfurcht, dieſe Lieder.
Da ich allhier die Blicke ruͤckwaͤrts wende, Und ſie, von dieſem hier bis jenem Ende, Durch dieſen ſchoͤnen Gang, gerade vor mir, ſende; Erblick’ ich, aller Nelken Menge, Durch die dadurch verkuͤrzte Laͤnge Vereinet, dicht beyſammen ſtehn. Hiedurch ſchien, in vermehrtem Glanz, Ein buntes wunderſchoͤnes Ganz, Aus ſonſt getheiltem Schmuck gefuͤget, zu entſtehn.
Erſt
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Die Bluhmen-Allee.
Jndem ich hier durch ein’ Allee,
Von mehr als tauſend Nelken, geh,
Riech’ ich den Balſam-reichen Duft,
Der, in der ganz ambrirten Luft,
Als ein unſichtbar-ſuͤßer Schwall,
Die Athmoſphaͤr hier uͤberall,
Mit ungeſehnen Kreiſen, fuͤllet,
Die der Geruch allein enthuͤllet.
Jch ging den ganzen Gang zum Ende,
Um dieſer Anmuth nachzudenken,
Und minſtens unſerm Schoͤpfer hier,
Fuͤr den Geruch, auch ihre Zier,
Ein bruͤnſtiges Gott Lob! zu ſchenken.
Jch ſetzte mich hieſelbſt, voll Andacht und voll Luſt,
Jn einer Sommer-Laube, nieder,
Und ſang, mit recht geruͤhrter Bruſt,
Voll Dank und Ehrfurcht, dieſe Lieder.
Da ich allhier die Blicke ruͤckwaͤrts wende,
Und ſie, von dieſem hier bis jenem Ende,
Durch dieſen ſchoͤnen Gang, gerade vor mir, ſende;
Erblick’ ich, aller Nelken Menge,
Durch die dadurch verkuͤrzte Laͤnge
Vereinet, dicht beyſammen ſtehn.
Hiedurch ſchien, in vermehrtem Glanz,
Ein buntes wunderſchoͤnes Ganz,
Aus ſonſt getheiltem Schmuck gefuͤget, zu entſtehn.
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Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott, bestehend in Physicalisch- und Moralischen Gedichten. Bd. 8. Hamburg, 1746, S. 179. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen08_1746/193>, abgerufen am 16.02.2025.
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