Aus allen Blättern gleichsam keime, aus jedem Kraute gleichsam quille, Ja, als wenn Sich der Schöpfer Selber hier mehr annoch, als sonst, enthülle.
Jn tiefer Ehrfurcht fing mein Denken, Jn Dessen Tief', an, sich zu senken, Aus Welchem alle Schönheit quillt: Aus Dem entstanden, was entstanden; Jn Welchem das, was ist, vorhanden; Der allen Raum umschränkt und füllt.
Jch fühl', in der erschaffnen Pracht, Für die, nur Gott, mich sinnlich macht, Und die ich, bloß durch Jhn, empfinde, Durch Jhn allein vermag zu merken; Daß Er, in Seinen schönen Werken, Sich gleichsam Selbst mit mir verbinde.
Gieb, Herr! daß ich je mehr und mehr, Jn meiner Lust, zu Deiner Ehr, Da ich Dich fühle, seh' und schmecke, Mein Glück, in Deiner Lieb', entdecke!
Ver-
Gluͤckſeligkeit in Betrachtung des Schoͤpfers.
Aus allen Blaͤttern gleichſam keime, aus jedem Kraute gleichſam quille, Ja, als wenn Sich der Schoͤpfer Selber hier mehr annoch, als ſonſt, enthuͤlle.
Jn tiefer Ehrfurcht fing mein Denken, Jn Deſſen Tief’, an, ſich zu ſenken, Aus Welchem alle Schoͤnheit quillt: Aus Dem entſtanden, was entſtanden; Jn Welchem das, was iſt, vorhanden; Der allen Raum umſchraͤnkt und fuͤllt.
Jch fuͤhl’, in der erſchaffnen Pracht, Fuͤr die, nur Gott, mich ſinnlich macht, Und die ich, bloß durch Jhn, empfinde, Durch Jhn allein vermag zu merken; Daß Er, in Seinen ſchoͤnen Werken, Sich gleichſam Selbſt mit mir verbinde.
Gieb, Herr! daß ich je mehr und mehr, Jn meiner Luſt, zu Deiner Ehr, Da ich Dich fuͤhle, ſeh’ und ſchmecke, Mein Gluͤck, in Deiner Lieb’, entdecke!
Ver-
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><lgtype="poem"><lgn="2"><pbfacs="#f0166"n="152"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">Gluͤckſeligkeit in Betrachtung des Schoͤpfers.</hi></fw><lb/><l>Aus allen Blaͤttern gleichſam keime, aus jedem Kraute<lb/><hirendition="#et">gleichſam quille,</hi></l><lb/><l>Ja, als wenn Sich der Schoͤpfer Selber hier mehr<lb/><hirendition="#et">annoch, als ſonſt, enthuͤlle.</hi></l></lg><lb/><lgn="3"><l>Jn tiefer Ehrfurcht fing mein Denken,</l><lb/><l>Jn Deſſen Tief’, an, ſich zu ſenken,</l><lb/><l>Aus Welchem alle Schoͤnheit quillt:</l><lb/><l>Aus Dem entſtanden, was entſtanden;</l><lb/><l>Jn Welchem das, was iſt, vorhanden;</l><lb/><l>Der allen Raum umſchraͤnkt und fuͤllt.</l></lg><lb/><lgn="4"><l>Jch fuͤhl’, in der erſchaffnen Pracht,</l><lb/><l>Fuͤr die, nur Gott, mich ſinnlich macht,</l><lb/><l>Und die ich, bloß durch Jhn, empfinde,</l><lb/><l>Durch Jhn allein vermag zu merken;</l><lb/><l>Daß Er, in Seinen ſchoͤnen Werken,</l><lb/><l>Sich gleichſam Selbſt mit mir verbinde.</l></lg><lb/><lgn="5"><l><hirendition="#fr">Gieb, Herr! daß ich je mehr und mehr,</hi></l><lb/><l><hirendition="#fr">Jn meiner Luſt, zu Deiner Ehr,</hi></l><lb/><l><hirendition="#fr">Da ich Dich fuͤhle, ſeh’ und ſchmecke,</hi></l><lb/><l><hirendition="#fr">Mein Gluͤck, in Deiner Lieb’, entdecke!</hi></l></lg></lg></div><lb/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><lb/><fwplace="bottom"type="catch"><hirendition="#b">Ver-</hi></fw><lb/></div></div></body></text></TEI>
[152/0166]
Gluͤckſeligkeit in Betrachtung des Schoͤpfers.
Aus allen Blaͤttern gleichſam keime, aus jedem Kraute
gleichſam quille,
Ja, als wenn Sich der Schoͤpfer Selber hier mehr
annoch, als ſonſt, enthuͤlle.
Jn tiefer Ehrfurcht fing mein Denken,
Jn Deſſen Tief’, an, ſich zu ſenken,
Aus Welchem alle Schoͤnheit quillt:
Aus Dem entſtanden, was entſtanden;
Jn Welchem das, was iſt, vorhanden;
Der allen Raum umſchraͤnkt und fuͤllt.
Jch fuͤhl’, in der erſchaffnen Pracht,
Fuͤr die, nur Gott, mich ſinnlich macht,
Und die ich, bloß durch Jhn, empfinde,
Durch Jhn allein vermag zu merken;
Daß Er, in Seinen ſchoͤnen Werken,
Sich gleichſam Selbſt mit mir verbinde.
Gieb, Herr! daß ich je mehr und mehr,
Jn meiner Luſt, zu Deiner Ehr,
Da ich Dich fuͤhle, ſeh’ und ſchmecke,
Mein Gluͤck, in Deiner Lieb’, entdecke!
Ver-
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott, bestehend in Physicalisch- und Moralischen Gedichten. Bd. 8. Hamburg, 1746, S. 152. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen08_1746/166>, abgerufen am 24.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.