Statt daß sie an der Creaturen, Die uns der Schöpfer wollen gönnen, Pracht, Ordnung, Farben und Figuren, Und an so mannichfaltgen Schätzen, Sich sollten, Jhm zur Ehr', ergetzen; So bleibt der Form- und Farben Zier, Zugleich auch Anmuth und Vergnügen, Auf gleiche Weis', als wie bey dir, Auf ihres Wassers Flächen liegen: Die Seele wird dadurch, indem sie nichts verspühret, So wenig, als dein Grund, gerühret.
ARIA.
Wie betrübt ist dein Betragen, Fühllos- menschliches Geschlecht! Nicht nur Bäume, Büsch' und Hügel, Sind so schön allein für sich; Auch die Fluth, ihr schöner Spiegel, Bildet sie umsonst für dich. Hat dann die Natur nicht Recht, Ueber dich sich zu beklagen? Wie betrübt etc.
Mich aber, rein- und schön geschmückter Bach, Führt deine Spieglung weiter fort, Jm Geist, und zwar an jenen Ort, Woselbst die Luft, vermuthlich, ja so flach, So rein, so klar, an ihren äussern Gränzen, Als wie du hier.
Welch
Ueber den Wiederſchein.
Statt daß ſie an der Creaturen, Die uns der Schoͤpfer wollen goͤnnen, Pracht, Ordnung, Farben und Figuren, Und an ſo mannichfaltgen Schaͤtzen, Sich ſollten, Jhm zur Ehr’, ergetzen; So bleibt der Form- und Farben Zier, Zugleich auch Anmuth und Vergnuͤgen, Auf gleiche Weiſ’, als wie bey dir, Auf ihres Waſſers Flaͤchen liegen: Die Seele wird dadurch, indem ſie nichts verſpuͤhret, So wenig, als dein Grund, geruͤhret.
ARIA.
Wie betruͤbt iſt dein Betragen, Fuͤhlloſ- menſchliches Geſchlecht! Nicht nur Baͤume, Buͤſch’ und Huͤgel, Sind ſo ſchoͤn allein fuͤr ſich; Auch die Fluth, ihr ſchoͤner Spiegel, Bildet ſie umſonſt fuͤr dich. Hat dann die Natur nicht Recht, Ueber dich ſich zu beklagen? Wie betruͤbt ꝛc.
Mich aber, rein- und ſchoͤn geſchmuͤckter Bach, Fuͤhrt deine Spieglung weiter fort, Jm Geiſt, und zwar an jenen Ort, Woſelbſt die Luft, vermuthlich, ja ſo flach, So rein, ſo klar, an ihren aͤuſſern Graͤnzen, Als wie du hier.
Welch
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Ueber den Wiederſchein.
Statt daß ſie an der Creaturen,
Die uns der Schoͤpfer wollen goͤnnen,
Pracht, Ordnung, Farben und Figuren,
Und an ſo mannichfaltgen Schaͤtzen,
Sich ſollten, Jhm zur Ehr’, ergetzen;
So bleibt der Form- und Farben Zier,
Zugleich auch Anmuth und Vergnuͤgen,
Auf gleiche Weiſ’, als wie bey dir,
Auf ihres Waſſers Flaͤchen liegen:
Die Seele wird dadurch, indem ſie nichts verſpuͤhret,
So wenig, als dein Grund, geruͤhret.
ARIA.
Wie betruͤbt iſt dein Betragen,
Fuͤhlloſ- menſchliches Geſchlecht!
Nicht nur Baͤume, Buͤſch’ und Huͤgel,
Sind ſo ſchoͤn allein fuͤr ſich;
Auch die Fluth, ihr ſchoͤner Spiegel,
Bildet ſie umſonſt fuͤr dich.
Hat dann die Natur nicht Recht,
Ueber dich ſich zu beklagen?
Wie betruͤbt ꝛc.
Mich aber, rein- und ſchoͤn geſchmuͤckter Bach,
Fuͤhrt deine Spieglung weiter fort,
Jm Geiſt, und zwar an jenen Ort,
Woſelbſt die Luft, vermuthlich, ja ſo flach,
So rein, ſo klar, an ihren aͤuſſern Graͤnzen,
Als wie du hier.
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Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott, bestehend in Physicalisch- und Moralischen Gedichten. Bd. 8. Hamburg, 1746, S. 144. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen08_1746/158>, abgerufen am 16.02.2025.
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