Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott, bestehend in Physicalisch- und Moralischen Gedichten. Bd. 8. Hamburg, 1746.zur Sommers-Zeit. Jst es nicht unsre Pflicht, die Lieb' und Macht und Weisheit zu erhöhn, Der Gottheit, wodurch bloß allein uns so viel Gutes wiederfährt? Wodurch kann doch der Menschen Geist sich von den unvernünftgen Thieren, Als durch Betrachten, unterscheiden? als, im Empfinden, zu verspühren, Daß, wo und wie wir was empfinden, und dann, aus den empfundnen Sachen, Auf Den, Der sie und alles schuff, und sie uns schenkt, den Schluß zu machen, Daß Er sey: daß Er unsrer Liebe, Verehrung und An- betung wehrt; Daß Er uns alles dieß verliehn, und daß Jhm alles zugehört? Mit solchen Ueberlegungen beschäfftigt' ich mich; und zugleich Betrachtet' ich die schönen Vorwürf', in Kräutern, Bäumen, Büsch- und Hecken, Die, da sie, an bestrahlten Farben, fast all', auf andre Weise, reich, Jn nicht zu zählender Verändrung, uns immer neue Schätz' entdecken. Bald fuhr ich durch ein dunkles Wäldchen. Hier war, da sonst die Lüfte schwühl, Durchs grüne Zelt verschrenkter Blätter, in grünen Schatten, alles kühl. Bald J 4
zur Sommers-Zeit. Jſt es nicht unſre Pflicht, die Lieb’ und Macht und Weisheit zu erhoͤhn, Der Gottheit, wodurch bloß allein uns ſo viel Gutes wiederfaͤhrt? Wodurch kann doch der Menſchen Geiſt ſich von den unvernuͤnftgen Thieren, Als durch Betrachten, unterſcheiden? als, im Empfinden, zu verſpuͤhren, Daß, wo und wie wir was empfinden, und dann, aus den empfundnen Sachen, Auf Den, Der ſie und alles ſchuff, und ſie uns ſchenkt, den Schluß zu machen, Daß Er ſey: daß Er unſrer Liebe, Verehrung und An- betung wehrt; Daß Er uns alles dieß verliehn, und daß Jhm alles zugehoͤrt? Mit ſolchen Ueberlegungen beſchaͤfftigt’ ich mich; und zugleich Betrachtet’ ich die ſchoͤnen Vorwuͤrf’, in Kraͤutern, Baͤumen, Buͤſch- und Hecken, Die, da ſie, an beſtrahlten Farben, faſt all’, auf andre Weiſe, reich, Jn nicht zu zaͤhlender Veraͤndrung, uns immer neue Schaͤtz’ entdecken. Bald fuhr ich durch ein dunkles Waͤldchen. Hier war, da ſonſt die Luͤfte ſchwuͤhl, Durchs gruͤne Zelt verſchrenkter Blaͤtter, in gruͤnen Schatten, alles kuͤhl. Bald J 4
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zur Sommers-Zeit.
Jſt es nicht unſre Pflicht, die Lieb’ und Macht und
Weisheit zu erhoͤhn,
Der Gottheit, wodurch bloß allein uns ſo viel Gutes
wiederfaͤhrt?
Wodurch kann doch der Menſchen Geiſt ſich von den
unvernuͤnftgen Thieren,
Als durch Betrachten, unterſcheiden? als, im Empfinden,
zu verſpuͤhren,
Daß, wo und wie wir was empfinden, und dann, aus
den empfundnen Sachen,
Auf Den, Der ſie und alles ſchuff, und ſie uns ſchenkt,
den Schluß zu machen,
Daß Er ſey: daß Er unſrer Liebe, Verehrung und An-
betung wehrt;
Daß Er uns alles dieß verliehn, und daß Jhm alles
zugehoͤrt?
Mit ſolchen Ueberlegungen beſchaͤfftigt’ ich mich;
und zugleich
Betrachtet’ ich die ſchoͤnen Vorwuͤrf’, in Kraͤutern,
Baͤumen, Buͤſch- und Hecken,
Die, da ſie, an beſtrahlten Farben, faſt all’, auf andre
Weiſe, reich,
Jn nicht zu zaͤhlender Veraͤndrung, uns immer neue
Schaͤtz’ entdecken.
Bald fuhr ich durch ein dunkles Waͤldchen. Hier
war, da ſonſt die Luͤfte ſchwuͤhl,
Durchs gruͤne Zelt verſchrenkter Blaͤtter, in gruͤnen
Schatten, alles kuͤhl.
Bald
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