Wie eine junge volle Brust, Die die belebende Natur selbst gleichsam unterstützt und steift, Wenn man sanft an dieselbe greift, Dem Finger, der sie zärtlich drückt, sich strotzend gleich- sam widersetzet; So wird, von einer gleichen Lust, Die Nase, durch die sanfte Härte, und durch die weiche Steifigkeit Der rund- und vollen Ros', ergetzet: Nur bloß mit diesem Unterscheid, Daß dort der festen Brüste Schnee, von einer warmen Gluht erfüllet, Wenn aus der Rosen holder Gluht ein' angenehme Küh- lung quillet. Sie labet äusserlich die Nas', und den Geruch gemein- schaftlich.
Durch ihre Eigenschaft, die sinnlich, erquickte meine Seele sich, Und lobte Den, Der, uns zur Lust, die Rose nicht allein so schön, So wunderwürdig schön, gemacht; Der auch, um ihre Pracht zu sehn, Uns Augen, und das Licht, geschenket, Der eine Kraft, die sinnlich ist, in unsre Seelen eingesenket, Und Den man ehrt, wenn man sich freut, und Sein, bey unsrer Lust, gedenket.
Das
Roſen-Betrachtung.
Wie eine junge volle Bruſt, Die die belebende Natur ſelbſt gleichſam unterſtuͤtzt und ſteift, Wenn man ſanft an dieſelbe greift, Dem Finger, der ſie zaͤrtlich druͤckt, ſich ſtrotzend gleich- ſam widerſetzet; So wird, von einer gleichen Luſt, Die Naſe, durch die ſanfte Haͤrte, und durch die weiche Steifigkeit Der rund- und vollen Roſ’, ergetzet: Nur bloß mit dieſem Unterſcheid, Daß dort der feſten Bruͤſte Schnee, von einer warmen Gluht erfuͤllet, Wenn aus der Roſen holder Gluht ein’ angenehme Kuͤh- lung quillet. Sie labet aͤuſſerlich die Naſ’, und den Geruch gemein- ſchaftlich.
Durch ihre Eigenſchaft, die ſinnlich, erquickte meine Seele ſich, Und lobte Den, Der, uns zur Luſt, die Roſe nicht allein ſo ſchoͤn, So wunderwuͤrdig ſchoͤn, gemacht; Der auch, um ihre Pracht zu ſehn, Uns Augen, und das Licht, geſchenket, Der eine Kraft, die ſinnlich iſt, in unſre Seelen eingeſenket, Und Den man ehrt, wenn man ſich freut, und Sein, bey unſrer Luſt, gedenket.
Das
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Roſen-Betrachtung.
Wie eine junge volle Bruſt,
Die die belebende Natur ſelbſt gleichſam unterſtuͤtzt und
ſteift,
Wenn man ſanft an dieſelbe greift,
Dem Finger, der ſie zaͤrtlich druͤckt, ſich ſtrotzend gleich-
ſam widerſetzet;
So wird, von einer gleichen Luſt,
Die Naſe, durch die ſanfte Haͤrte, und durch die weiche
Steifigkeit
Der rund- und vollen Roſ’, ergetzet:
Nur bloß mit dieſem Unterſcheid,
Daß dort der feſten Bruͤſte Schnee, von einer warmen
Gluht erfuͤllet,
Wenn aus der Roſen holder Gluht ein’ angenehme Kuͤh-
lung quillet.
Sie labet aͤuſſerlich die Naſ’, und den Geruch gemein-
ſchaftlich.
Durch ihre Eigenſchaft, die ſinnlich, erquickte meine
Seele ſich,
Und lobte Den, Der, uns zur Luſt, die Roſe nicht allein
ſo ſchoͤn,
So wunderwuͤrdig ſchoͤn, gemacht; Der auch, um ihre
Pracht zu ſehn,
Uns Augen, und das Licht, geſchenket,
Der eine Kraft, die ſinnlich iſt, in unſre Seelen eingeſenket,
Und Den man ehrt, wenn man ſich freut, und Sein,
bey unſrer Luſt, gedenket.
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Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott, bestehend in Physicalisch- und Moralischen Gedichten. Bd. 8. Hamburg, 1746, S. 127. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen08_1746/141>, abgerufen am 16.02.2025.
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