Die Augen-Lust vermehrt' in mir mein erst empfun- denes Vergnügen, Und dacht ich: Der mir meine Lust, durch ein so schön Geschenk, vermehrt, Jst eines wiederholten Danks, und eines brünstgen Wunsches, wehrt. Jch wünscht': Es möge dieser Fürst auf Anmuth- Rosen stetig liegen! Es blühn in Seiner Helden-Seele, beständig, Rosen süßer Lust! Jhm seyn, bey einem hohen Alter, des Alters Dor- nen nie bewußt! Das Gold der Unvergänglichkeit muß Seinen ewgen Nachruhm krönen! Das tausendzüngige Gerücht laß Seine Vollen- kommenheit, Auch auf die allerspätste Zeit, Durch ihre Ruhm-Trompet, ertönen!
Hierauf ergriff ich meine Rosen von neuem wieder; tränkte mich Mit ihrem Balsam, der aus ihnen, in unsichtbaren Dünsten, raucht, Den ihre purpurfarbne Höhle, für unsre Nasen, von sich haucht, Und merkt' an ihnen eigentlich Noch eine nie bemerkte Lust, Wenn man sie mit Bedacht gebraucht.
Wie
Roſen-Betrachtung.
Die Augen-Luſt vermehrt’ in mir mein erſt empfun- denes Vergnuͤgen, Und dacht ich: Der mir meine Luſt, durch ein ſo ſchoͤn Geſchenk, vermehrt, Jſt eines wiederholten Danks, und eines bruͤnſtgen Wunſches, wehrt. Jch wuͤnſcht’: Es moͤge dieſer Fuͤrſt auf Anmuth- Roſen ſtetig liegen! Es bluͤhn in Seiner Helden-Seele, beſtaͤndig, Roſen ſuͤßer Luſt! Jhm ſeyn, bey einem hohen Alter, des Alters Dor- nen nie bewußt! Das Gold der Unvergaͤnglichkeit muß Seinen ewgen Nachruhm kroͤnen! Das tauſendzuͤngige Geruͤcht laß Seine Vollen- kommenheit, Auch auf die allerſpaͤtſte Zeit, Durch ihre Ruhm-Trompet, ertoͤnen!
Hierauf ergriff ich meine Roſen von neuem wieder; traͤnkte mich Mit ihrem Balſam, der aus ihnen, in unſichtbaren Duͤnſten, raucht, Den ihre purpurfarbne Hoͤhle, fuͤr unſre Naſen, von ſich haucht, Und merkt’ an ihnen eigentlich Noch eine nie bemerkte Luſt, Wenn man ſie mit Bedacht gebraucht.
Wie
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Roſen-Betrachtung.
Die Augen-Luſt vermehrt’ in mir mein erſt empfun-
denes Vergnuͤgen,
Und dacht ich: Der mir meine Luſt, durch ein ſo ſchoͤn
Geſchenk, vermehrt,
Jſt eines wiederholten Danks, und eines bruͤnſtgen
Wunſches, wehrt.
Jch wuͤnſcht’: Es moͤge dieſer Fuͤrſt auf Anmuth-
Roſen ſtetig liegen!
Es bluͤhn in Seiner Helden-Seele, beſtaͤndig,
Roſen ſuͤßer Luſt!
Jhm ſeyn, bey einem hohen Alter, des Alters Dor-
nen nie bewußt!
Das Gold der Unvergaͤnglichkeit muß Seinen
ewgen Nachruhm kroͤnen!
Das tauſendzuͤngige Geruͤcht laß Seine Vollen-
kommenheit,
Auch auf die allerſpaͤtſte Zeit,
Durch ihre Ruhm-Trompet, ertoͤnen!
Hierauf ergriff ich meine Roſen von neuem wieder;
traͤnkte mich
Mit ihrem Balſam, der aus ihnen, in unſichtbaren
Duͤnſten, raucht,
Den ihre purpurfarbne Hoͤhle, fuͤr unſre Naſen, von ſich
haucht,
Und merkt’ an ihnen eigentlich
Noch eine nie bemerkte Luſt,
Wenn man ſie mit Bedacht gebraucht.
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Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott, bestehend in Physicalisch- und Moralischen Gedichten. Bd. 8. Hamburg, 1746, S. 126. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen08_1746/140>, abgerufen am 25.11.2024.
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