Wie ich jüngst die Rosen-Büsche Jn fast flammendem Gemische, Und in überirdscher Zier, Auf beblühmten Rasen sitzend, mit erstauntem Blick, besah; Höret, was mir da geschah! Die Gebüsche kamen mir, Auf dem Schau-Platz der Natur, recht als bunte Sce- nen für.
Aber dacht ich: Dieß Theater ist so schön, so [unleserliches Material - 1 Zeichen fehlt] wun- derschön; Sind denn, auf so prächtger Bühne, keine Spielende zu sehn? Jst ein so geschmückter Schau-Platz von Agirenden denn leer?
Jn mich überfallndem Schlummer, überfiel mich ein Entzücken; Und ich glaubt', auf dieser Bühne wirklich Spieler zu erblicken. Meines Geistes Auge sah', ein vergnügtes Geister-Heer Hier an allen Orten schweben, bald sich theilen, bald gesellen. Alle schienen mir Personen, von Bewundrern, vorzustellen. Viele rochen; viele schienen, Mit für Lust entzückten Mienen, Bald am Rothen, bald am Grünen, Bald an der, bald jeder Bluhme, Dem, Der sie geformt, zum Ruhme,
Sich
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Roſen-Theater.
Wie ich juͤngſt die Roſen-Buͤſche Jn faſt flammendem Gemiſche, Und in uͤberirdſcher Zier, Auf bebluͤhmten Raſen ſitzend, mit erſtauntem Blick, beſah; Hoͤret, was mir da geſchah! Die Gebuͤſche kamen mir, Auf dem Schau-Platz der Natur, recht als bunte Sce- nen fuͤr.
Aber dacht ich: Dieß Theater iſt ſo ſchoͤn, ſo [unleserliches Material – 1 Zeichen fehlt] wun- derſchoͤn; Sind denn, auf ſo praͤchtger Buͤhne, keine Spielende zu ſehn? Jſt ein ſo geſchmuͤckter Schau-Platz von Agirenden denn leer?
Jn mich uͤberfallndem Schlummer, uͤberfiel mich ein Entzuͤcken; Und ich glaubt’, auf dieſer Buͤhne wirklich Spieler zu erblicken. Meines Geiſtes Auge ſah’, ein vergnuͤgtes Geiſter-Heer Hier an allen Orten ſchweben, bald ſich theilen, bald geſellen. Alle ſchienen mir Perſonen, von Bewundrern, vorzuſtellen. Viele rochen; viele ſchienen, Mit fuͤr Luſt entzuͤckten Mienen, Bald am Rothen, bald am Gruͤnen, Bald an der, bald jeder Bluhme, Dem, Der ſie geformt, zum Ruhme,
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Roſen-Theater.
Wie ich juͤngſt die Roſen-Buͤſche
Jn faſt flammendem Gemiſche,
Und in uͤberirdſcher Zier,
Auf bebluͤhmten Raſen ſitzend, mit erſtauntem Blick,
beſah;
Hoͤret, was mir da geſchah!
Die Gebuͤſche kamen mir,
Auf dem Schau-Platz der Natur, recht als bunte Sce-
nen fuͤr.
Aber dacht ich: Dieß Theater iſt ſo ſchoͤn, ſo _ wun-
derſchoͤn;
Sind denn, auf ſo praͤchtger Buͤhne, keine Spielende
zu ſehn?
Jſt ein ſo geſchmuͤckter Schau-Platz von Agirenden
denn leer?
Jn mich uͤberfallndem Schlummer, uͤberfiel mich ein
Entzuͤcken;
Und ich glaubt’, auf dieſer Buͤhne wirklich Spieler
zu erblicken.
Meines Geiſtes Auge ſah’, ein vergnuͤgtes Geiſter-Heer
Hier an allen Orten ſchweben, bald ſich theilen, bald
geſellen.
Alle ſchienen mir Perſonen, von Bewundrern, vorzuſtellen.
Viele rochen; viele ſchienen,
Mit fuͤr Luſt entzuͤckten Mienen,
Bald am Rothen, bald am Gruͤnen,
Bald an der, bald jeder Bluhme,
Dem, Der ſie geformt, zum Ruhme,
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Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott, bestehend in Physicalisch- und Moralischen Gedichten. Bd. 8. Hamburg, 1746, S. 121. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen08_1746/135>, abgerufen am 16.02.2025.
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