Verklärte Farben und Figuren, An ganz verklärten Creaturen, Jn tausendfach verschiednem Flor, Stell' ich, in jeder Welt, mir vor. Was werden dort für Bluhmen blühen, Und, in noch hellerm Schimmer, glühen!
Verschiedentlich gefärbte Strahlen, Aus jeder andern Sonne, werden, Auf ebenfals verschiednen Erden, Die Körper, worauf sich das Licht, Nicht minder, ganz verschiedlich bricht, Unendlich unterschiedlich mahlen.
Wer weiß, ob irgendwo nicht Leiber, deren Blut, Jn einer röthlich weissen Gluht, Durch eine klar' und glatte Haut, Wie hier die holde Rose, spielet; Durch die, wenn man den Schimmer schaut, Und die polierte Glätte fühlet, Man, von so frischer Gluht entzündet, Vielleicht noch süßern Reiz empfindet, Als wenn man hier, mit Lust, erblickt, Wie süß die schöne Rose blühet, Und ihre weiche Festigkeit dem Finger, der sie sanfte drück[t,] Zu widerstreben, sich bemühet?
Hab' ich, von andrer Erden Pracht, Was Wunderwürdiges gedacht; So hat die mehr als irdsche Gluht, Die um dich spielt, und in dir ruht, O Rose! mich dazu gebracht.
Es
Die Roſen.
Verklaͤrte Farben und Figuren, An ganz verklaͤrten Creaturen, Jn tauſendfach verſchiednem Flor, Stell’ ich, in jeder Welt, mir vor. Was werden dort fuͤr Bluhmen bluͤhen, Und, in noch hellerm Schimmer, gluͤhen!
Verſchiedentlich gefaͤrbte Strahlen, Aus jeder andern Sonne, werden, Auf ebenfals verſchiednen Erden, Die Koͤrper, worauf ſich das Licht, Nicht minder, ganz verſchiedlich bricht, Unendlich unterſchiedlich mahlen.
Wer weiß, ob irgendwo nicht Leiber, deren Blut, Jn einer roͤthlich weiſſen Gluht, Durch eine klar’ und glatte Haut, Wie hier die holde Roſe, ſpielet; Durch die, wenn man den Schimmer ſchaut, Und die polierte Glaͤtte fuͤhlet, Man, von ſo friſcher Gluht entzuͤndet, Vielleicht noch ſuͤßern Reiz empfindet, Als wenn man hier, mit Luſt, erblickt, Wie ſuͤß die ſchoͤne Roſe bluͤhet, Und ihre weiche Feſtigkeit dem Finger, der ſie ſanfte druͤck[t,] Zu widerſtreben, ſich bemuͤhet?
Hab’ ich, von andrer Erden Pracht, Was Wunderwuͤrdiges gedacht; So hat die mehr als irdſche Gluht, Die um dich ſpielt, und in dir ruht, O Roſe! mich dazu gebracht.
Es
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><lgtype="poem"><pbfacs="#f0124"n="110"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">Die Roſen.</hi></fw><lb/><lgn="12"><l>Verklaͤrte Farben und Figuren,</l><lb/><l>An ganz verklaͤrten Creaturen,</l><lb/><l>Jn tauſendfach verſchiednem Flor,</l><lb/><l>Stell’ ich, in jeder Welt, mir vor.</l><lb/><l><hirendition="#fr">Was werden dort fuͤr Bluhmen bluͤhen,</hi></l><lb/><l><hirendition="#fr">Und, in noch hellerm Schimmer, gluͤhen!</hi></l></lg><lb/><lgn="13"><l>Verſchiedentlich gefaͤrbte Strahlen,</l><lb/><l>Aus jeder andern Sonne, werden,</l><lb/><l>Auf ebenfals verſchiednen Erden,</l><lb/><l>Die Koͤrper, worauf ſich das Licht,</l><lb/><l>Nicht minder, ganz verſchiedlich bricht,</l><lb/><l>Unendlich unterſchiedlich mahlen.</l></lg><lb/><lgn="14"><l>Wer weiß, ob irgendwo nicht Leiber, deren Blut,</l><lb/><l>Jn einer roͤthlich weiſſen Gluht,</l><lb/><l>Durch eine klar’ und glatte Haut,</l><lb/><l>Wie hier die holde Roſe, ſpielet;</l><lb/><l>Durch die, wenn man den Schimmer ſchaut,</l><lb/><l>Und die polierte Glaͤtte fuͤhlet,</l><lb/><l>Man, von ſo friſcher Gluht entzuͤndet,</l><lb/><l>Vielleicht noch ſuͤßern Reiz empfindet,</l><lb/><l>Als wenn man hier, mit Luſt, erblickt,</l><lb/><l>Wie ſuͤß die ſchoͤne Roſe bluͤhet,</l><lb/><l>Und ihre weiche Feſtigkeit dem Finger, der ſie ſanfte druͤck<supplied>t,</supplied></l><lb/><l>Zu widerſtreben, ſich bemuͤhet?</l></lg><lb/><lgn="15"><l><hirendition="#fr">Hab’ ich, von andrer Erden Pracht,</hi></l><lb/><l><hirendition="#fr">Was Wunderwuͤrdiges gedacht;</hi></l><lb/><l><hirendition="#fr">So hat die mehr als irdſche Gluht,</hi></l><lb/><l><hirendition="#fr">Die um dich ſpielt, und in dir ruht,</hi></l><lb/><l><hirendition="#fr">O Roſe! mich dazu gebracht.</hi></l></lg><lb/><fwplace="bottom"type="catch">Es</fw><lb/></lg></div></div></div></body></text></TEI>
[110/0124]
Die Roſen.
Verklaͤrte Farben und Figuren,
An ganz verklaͤrten Creaturen,
Jn tauſendfach verſchiednem Flor,
Stell’ ich, in jeder Welt, mir vor.
Was werden dort fuͤr Bluhmen bluͤhen,
Und, in noch hellerm Schimmer, gluͤhen!
Verſchiedentlich gefaͤrbte Strahlen,
Aus jeder andern Sonne, werden,
Auf ebenfals verſchiednen Erden,
Die Koͤrper, worauf ſich das Licht,
Nicht minder, ganz verſchiedlich bricht,
Unendlich unterſchiedlich mahlen.
Wer weiß, ob irgendwo nicht Leiber, deren Blut,
Jn einer roͤthlich weiſſen Gluht,
Durch eine klar’ und glatte Haut,
Wie hier die holde Roſe, ſpielet;
Durch die, wenn man den Schimmer ſchaut,
Und die polierte Glaͤtte fuͤhlet,
Man, von ſo friſcher Gluht entzuͤndet,
Vielleicht noch ſuͤßern Reiz empfindet,
Als wenn man hier, mit Luſt, erblickt,
Wie ſuͤß die ſchoͤne Roſe bluͤhet,
Und ihre weiche Feſtigkeit dem Finger, der ſie ſanfte druͤckt,
Zu widerſtreben, ſich bemuͤhet?
Hab’ ich, von andrer Erden Pracht,
Was Wunderwuͤrdiges gedacht;
So hat die mehr als irdſche Gluht,
Die um dich ſpielt, und in dir ruht,
O Roſe! mich dazu gebracht.
Es
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott, bestehend in Physicalisch- und Moralischen Gedichten. Bd. 8. Hamburg, 1746, S. 110. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen08_1746/124>, abgerufen am 16.02.2025.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2025 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften
(Kontakt).
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2025. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.