Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott, bestehend in Physicalisch- und Moralischen Gedichten. Bd. 8. Hamburg, 1746.

Bild:
<< vorherige Seite
seines wieder erblickten Gartens.
Erwägt, vergleicht bald die mit jener;
Bald hält er die, bald jene, schöner;
Bald sieht er, mit Erstaunen, dort,
An einem dritt- und vierten Ort,
Noch andre, zehnmal schöner, blühn,
Jn Feuer-Farben gleichsam glühn,
Und fühlet, die erstaunten Blicke
Von aller andern Schmuck zurücke,
Recht mit Gewalt auf sich nur, ziehn.
Bey einer solchen Anmuth Fülle,
Steht billig unser Fuß oft stille:
Man wird, in ihrer Farb' und Pracht,
An allen Orten angelacht;
Man will, und kann dennoch nicht, wählen.
Dann fragen billig kluge Seelen:
Für wen sie doch hervorgebracht?
Die Antwort ist so gleich vorhanden:
Durch Lieb', und eine weise Macht,
Sind sie, nur bloß für uns, entstanden.
So lasset dann auch uns allein,
Dadurch, wenn man bey ihnen denket,
Daß Gott sie schuff, und sie uns schenket,
Jn unsrer Lust, Jhm dankbar seyn!
Nun war es eben in der Zeit,
Worinn der Tulpen Herrlichkeit,
(Auch die aus Baden-Durlachs Garten,
Von so viel ungezählten Arten,
Wornach mich lange schon verlangt,)
Jn buntem Glanz und Feuer prangt.
Jch
ſeines wieder erblickten Gartens.
Erwaͤgt, vergleicht bald die mit jener;
Bald haͤlt er die, bald jene, ſchoͤner;
Bald ſieht er, mit Erſtaunen, dort,
An einem dritt- und vierten Ort,
Noch andre, zehnmal ſchoͤner, bluͤhn,
Jn Feuer-Farben gleichſam gluͤhn,
Und fuͤhlet, die erſtaunten Blicke
Von aller andern Schmuck zuruͤcke,
Recht mit Gewalt auf ſich nur, ziehn.
Bey einer ſolchen Anmuth Fuͤlle,
Steht billig unſer Fuß oft ſtille:
Man wird, in ihrer Farb’ und Pracht,
An allen Orten angelacht;
Man will, und kann dennoch nicht, waͤhlen.
Dann fragen billig kluge Seelen:
Fuͤr wen ſie doch hervorgebracht?
Die Antwort iſt ſo gleich vorhanden:
Durch Lieb’, und eine weiſe Macht,
Sind ſie, nur bloß fuͤr uns, entſtanden.
So laſſet dann auch uns allein,
Dadurch, wenn man bey ihnen denket,
Daß Gott ſie ſchuff, und ſie uns ſchenket,
Jn unſrer Luſt, Jhm dankbar ſeyn!
Nun war es eben in der Zeit,
Worinn der Tulpen Herrlichkeit,
(Auch die aus Baden-Durlachs Garten,
Von ſo viel ungezaͤhlten Arten,
Wornach mich lange ſchon verlangt,)
Jn buntem Glanz und Feuer prangt.
Jch
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <lg type="poem">
              <pb facs="#f0107" n="93"/>
              <fw place="top" type="header">&#x017F;eines wieder erblickten Gartens.</fw><lb/>
              <lg n="18">
                <l>Erwa&#x0364;gt, vergleicht bald die mit jener;</l><lb/>
                <l>Bald ha&#x0364;lt er die, bald jene, &#x017F;cho&#x0364;ner;</l><lb/>
                <l>Bald &#x017F;ieht er, mit Er&#x017F;taunen, dort,</l><lb/>
                <l>An einem dritt- und vierten Ort,</l><lb/>
                <l>Noch andre, zehnmal &#x017F;cho&#x0364;ner, blu&#x0364;hn,</l><lb/>
                <l>Jn Feuer-Farben gleich&#x017F;am glu&#x0364;hn,</l><lb/>
                <l>Und fu&#x0364;hlet, die er&#x017F;taunten Blicke</l><lb/>
                <l>Von aller andern Schmuck zuru&#x0364;cke,</l><lb/>
                <l>Recht mit Gewalt auf &#x017F;ich nur, ziehn.</l>
              </lg><lb/>
              <lg n="19">
                <l>Bey einer &#x017F;olchen Anmuth Fu&#x0364;lle,</l><lb/>
                <l>Steht billig un&#x017F;er Fuß oft &#x017F;tille:</l><lb/>
                <l>Man wird, in ihrer Farb&#x2019; und Pracht,</l><lb/>
                <l>An allen Orten angelacht;</l><lb/>
                <l>Man will, und kann dennoch nicht, wa&#x0364;hlen.</l>
              </lg><lb/>
              <lg n="20">
                <l>Dann fragen billig kluge Seelen:</l><lb/>
                <l>Fu&#x0364;r wen &#x017F;ie doch hervorgebracht?</l><lb/>
                <l>Die Antwort i&#x017F;t &#x017F;o gleich vorhanden:</l><lb/>
                <l> <hi rendition="#fr">Durch Lieb&#x2019;, und eine wei&#x017F;e Macht,</hi> </l><lb/>
                <l> <hi rendition="#fr">Sind &#x017F;ie, nur bloß fu&#x0364;r uns, ent&#x017F;tanden.</hi> </l>
              </lg><lb/>
              <lg n="21">
                <l> <hi rendition="#fr">So la&#x017F;&#x017F;et dann auch uns allein,</hi> </l><lb/>
                <l> <hi rendition="#fr">Dadurch, wenn man bey ihnen denket,</hi> </l><lb/>
                <l> <hi rendition="#fr">Daß Gott &#x017F;ie &#x017F;chuff, und &#x017F;ie uns &#x017F;chenket,</hi> </l><lb/>
                <l> <hi rendition="#fr">Jn un&#x017F;rer Lu&#x017F;t, Jhm dankbar &#x017F;eyn!</hi> </l>
              </lg><lb/>
              <lg n="22">
                <l>Nun war es eben in der Zeit,</l><lb/>
                <l>Worinn der Tulpen Herrlichkeit,</l><lb/>
                <l>(Auch die aus Baden-Durlachs Garten,</l><lb/>
                <l>Von &#x017F;o viel ungeza&#x0364;hlten Arten,</l><lb/>
                <l>Wornach mich lange &#x017F;chon verlangt,)</l><lb/>
                <l>Jn buntem Glanz und Feuer prangt.</l>
              </lg><lb/>
              <fw place="bottom" type="catch">Jch</fw><lb/>
            </lg>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[93/0107] ſeines wieder erblickten Gartens. Erwaͤgt, vergleicht bald die mit jener; Bald haͤlt er die, bald jene, ſchoͤner; Bald ſieht er, mit Erſtaunen, dort, An einem dritt- und vierten Ort, Noch andre, zehnmal ſchoͤner, bluͤhn, Jn Feuer-Farben gleichſam gluͤhn, Und fuͤhlet, die erſtaunten Blicke Von aller andern Schmuck zuruͤcke, Recht mit Gewalt auf ſich nur, ziehn. Bey einer ſolchen Anmuth Fuͤlle, Steht billig unſer Fuß oft ſtille: Man wird, in ihrer Farb’ und Pracht, An allen Orten angelacht; Man will, und kann dennoch nicht, waͤhlen. Dann fragen billig kluge Seelen: Fuͤr wen ſie doch hervorgebracht? Die Antwort iſt ſo gleich vorhanden: Durch Lieb’, und eine weiſe Macht, Sind ſie, nur bloß fuͤr uns, entſtanden. So laſſet dann auch uns allein, Dadurch, wenn man bey ihnen denket, Daß Gott ſie ſchuff, und ſie uns ſchenket, Jn unſrer Luſt, Jhm dankbar ſeyn! Nun war es eben in der Zeit, Worinn der Tulpen Herrlichkeit, (Auch die aus Baden-Durlachs Garten, Von ſo viel ungezaͤhlten Arten, Wornach mich lange ſchon verlangt,) Jn buntem Glanz und Feuer prangt. Jch

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen08_1746
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen08_1746/107
Zitationshilfe: Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott, bestehend in Physicalisch- und Moralischen Gedichten. Bd. 8. Hamburg, 1746, S. 93. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen08_1746/107>, abgerufen am 23.11.2024.