Dieß wunderschöne Stück der Welt, Das hier uns in die Augen fällt, Jst so Betrachtungs-würdig, schön, Daß, wenn der Schritt will weiter gehn, Er gleichsam sich gehemmet fühlet. Die starren Füße bleiben stehn; Weil alles, was die Augen sehn, Zu herrlich glänzt, zu lieblich spielet.
Ein gleiches wiederfährt auch mir, Beym Eintritt in den Garten, hier. Jch fühle gleichsam mich beklemmet: Es bleibt, bey dem zu schönen Blick, Der angefangne Tritt zurück; So Schritt als Feder wird gehemmet. Jch muß, gezwungen, stehen bleiben, Und, statt der Ordnung nachzugehn, Den obern Garten zu besehn, Die schöne Landschaft erst beschreiben.
Doch hatt' ich, von derselben Pracht, So bald den Anfang kaum gemacht, Als ich mich glücklich drauf besann, Daß ich derselben Lag' und Zier, Bereits, mein Leser, Dir und mir, So gut ich es vermocht, gewiesen, Und ihren Schmuck dir angepriesen.*
Weshalben ich die Stieg' hinab, Jn obern Garten, mich begab.
Ein
*vid. Tom. 2. pag. 390.
ſeines wieder erblickten Gartens.
Dieß wunderſchoͤne Stuͤck der Welt, Das hier uns in die Augen faͤllt, Jſt ſo Betrachtungs-wuͤrdig, ſchoͤn, Daß, wenn der Schritt will weiter gehn, Er gleichſam ſich gehemmet fuͤhlet. Die ſtarren Fuͤße bleiben ſtehn; Weil alles, was die Augen ſehn, Zu herrlich glaͤnzt, zu lieblich ſpielet.
Ein gleiches wiederfaͤhrt auch mir, Beym Eintritt in den Garten, hier. Jch fuͤhle gleichſam mich beklemmet: Es bleibt, bey dem zu ſchoͤnen Blick, Der angefangne Tritt zuruͤck; So Schritt als Feder wird gehemmet. Jch muß, gezwungen, ſtehen bleiben, Und, ſtatt der Ordnung nachzugehn, Den obern Garten zu beſehn, Die ſchoͤne Landſchaft erſt beſchreiben.
Doch hatt’ ich, von derſelben Pracht, So bald den Anfang kaum gemacht, Als ich mich gluͤcklich drauf beſann, Daß ich derſelben Lag’ und Zier, Bereits, mein Leſer, Dir und mir, So gut ich es vermocht, gewieſen, Und ihren Schmuck dir angeprieſen.*
Weshalben ich die Stieg’ hinab, Jn obern Garten, mich begab.
Ein
*vid. Tom. 2. pag. 390.
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ſeines wieder erblickten Gartens.
Dieß wunderſchoͤne Stuͤck der Welt,
Das hier uns in die Augen faͤllt,
Jſt ſo Betrachtungs-wuͤrdig, ſchoͤn,
Daß, wenn der Schritt will weiter gehn,
Er gleichſam ſich gehemmet fuͤhlet.
Die ſtarren Fuͤße bleiben ſtehn;
Weil alles, was die Augen ſehn,
Zu herrlich glaͤnzt, zu lieblich ſpielet.
Ein gleiches wiederfaͤhrt auch mir,
Beym Eintritt in den Garten, hier.
Jch fuͤhle gleichſam mich beklemmet:
Es bleibt, bey dem zu ſchoͤnen Blick,
Der angefangne Tritt zuruͤck;
So Schritt als Feder wird gehemmet.
Jch muß, gezwungen, ſtehen bleiben,
Und, ſtatt der Ordnung nachzugehn,
Den obern Garten zu beſehn,
Die ſchoͤne Landſchaft erſt beſchreiben.
Doch hatt’ ich, von derſelben Pracht,
So bald den Anfang kaum gemacht,
Als ich mich gluͤcklich drauf beſann,
Daß ich derſelben Lag’ und Zier,
Bereits, mein Leſer, Dir und mir,
So gut ich es vermocht, gewieſen,
Und ihren Schmuck dir angeprieſen. *
Weshalben ich die Stieg’ hinab,
Jn obern Garten, mich begab.
Ein
* vid. Tom. 2. pag. 390.
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Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott, bestehend in Physicalisch- und Moralischen Gedichten. Bd. 8. Hamburg, 1746, S. 91. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen08_1746/105>, abgerufen am 16.02.2025.
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