Jnzwischen muß ein Anfang seyn. So fang' ich mit dem schönen Bogen, Womit der Vorhof überzogen, Auf eine Art, die ungemein, Die man kaum gnug bewundern kann, Des schönen Orts Beschreibung an.
Hier sind, auf eine fremde Weise, Jn einem Zirkel-runden Kreise, Sechs schöne Linden so gesetzt, Daß jedes Stammes schlanke Länge Uns, durch dadurch formierte Gänge, Gleich einer schönen Seul', ergetzt. Die Wipfel sind, durch Kunst, gebogen, Und so geflochten und gezogen, Daß ein gewölbtes Blätter-Zelt, Wodurch der ganze Platz begrünet, Die Durchsicht zu verschönern, dienet, Und, durch die Dunkelheit, erhellt. Von jeder Linde sieht man oben Noch einen eignen Stamm erhoben, Der hoch sich in die Luft erstreckt, Und dessen scharf gespitzten Gipfel Ein, nach der Kunst, geschorner Wipfel, Der dem Laurier sich gleichet, deckt.
Durch dieser Laube grüne Schatten, Die sich mit holder Kühlung gatten, Wird der erstaunte Blick gestärkt, Da man, im hellen Sonnen-Strahle, Die schöne Landschaft, in dem Thale, Dadurch noch herrlicher bemerkt.
Die[ß]
Beſchreibung
Jnzwiſchen muß ein Anfang ſeyn. So fang’ ich mit dem ſchoͤnen Bogen, Womit der Vorhof uͤberzogen, Auf eine Art, die ungemein, Die man kaum gnug bewundern kann, Des ſchoͤnen Orts Beſchreibung an.
Hier ſind, auf eine fremde Weiſe, Jn einem Zirkel-runden Kreiſe, Sechs ſchoͤne Linden ſo geſetzt, Daß jedes Stammes ſchlanke Laͤnge Uns, durch dadurch formierte Gaͤnge, Gleich einer ſchoͤnen Seul’, ergetzt. Die Wipfel ſind, durch Kunſt, gebogen, Und ſo geflochten und gezogen, Daß ein gewoͤlbtes Blaͤtter-Zelt, Wodurch der ganze Platz begruͤnet, Die Durchſicht zu verſchoͤnern, dienet, Und, durch die Dunkelheit, erhellt. Von jeder Linde ſieht man oben Noch einen eignen Stamm erhoben, Der hoch ſich in die Luft erſtreckt, Und deſſen ſcharf geſpitzten Gipfel Ein, nach der Kunſt, geſchorner Wipfel, Der dem Laurier ſich gleichet, deckt.
Durch dieſer Laube gruͤne Schatten, Die ſich mit holder Kuͤhlung gatten, Wird der erſtaunte Blick geſtaͤrkt, Da man, im hellen Sonnen-Strahle, Die ſchoͤne Landſchaft, in dem Thale, Dadurch noch herrlicher bemerkt.
Die[ß]
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Beſchreibung
Jnzwiſchen muß ein Anfang ſeyn.
So fang’ ich mit dem ſchoͤnen Bogen,
Womit der Vorhof uͤberzogen,
Auf eine Art, die ungemein,
Die man kaum gnug bewundern kann,
Des ſchoͤnen Orts Beſchreibung an.
Hier ſind, auf eine fremde Weiſe,
Jn einem Zirkel-runden Kreiſe,
Sechs ſchoͤne Linden ſo geſetzt,
Daß jedes Stammes ſchlanke Laͤnge
Uns, durch dadurch formierte Gaͤnge,
Gleich einer ſchoͤnen Seul’, ergetzt.
Die Wipfel ſind, durch Kunſt, gebogen,
Und ſo geflochten und gezogen,
Daß ein gewoͤlbtes Blaͤtter-Zelt,
Wodurch der ganze Platz begruͤnet,
Die Durchſicht zu verſchoͤnern, dienet,
Und, durch die Dunkelheit, erhellt.
Von jeder Linde ſieht man oben
Noch einen eignen Stamm erhoben,
Der hoch ſich in die Luft erſtreckt,
Und deſſen ſcharf geſpitzten Gipfel
Ein, nach der Kunſt, geſchorner Wipfel,
Der dem Laurier ſich gleichet, deckt.
Durch dieſer Laube gruͤne Schatten,
Die ſich mit holder Kuͤhlung gatten,
Wird der erſtaunte Blick geſtaͤrkt,
Da man, im hellen Sonnen-Strahle,
Die ſchoͤne Landſchaft, in dem Thale,
Dadurch noch herrlicher bemerkt.
Dieß
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Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott, bestehend in Physicalisch- und Moralischen Gedichten. Bd. 8. Hamburg, 1746, S. 90. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen08_1746/104>, abgerufen am 16.02.2025.
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