Beschreibung meines, nach beglückte[r] Zurückkunft aus Ritzebüttel, in völlig gutem Stande wieder vorge- fundenen Gartens.
Gott Lob! mein' Hoffnung ist erfüllt, Und mein Verlangen ist gestillt: Jch seh die holden Fluren wieder. Jch kann aufs neue, wie so schön (So seit sechs Jahren nicht geschehn) Mein lang verlaßner Garten, sehn; Und darum sing' ich Freuden-Lieder.
Ach! möcht' im Ton, der ungemein, Jhr reiner Klang gestimmet seyn; Ach! möcht' er vielen, wo nicht allen, Vor andern aber Dem, gefallen, Aus Dem, was Luft und Erde füllt, Aus Dem der Stoff von allen Schätzen, Woran Geschöpfe sich ergetzen, Jn nie versiegner Fülle, quillt; Der, zum Beweis, daß Er uns liebet, Uns ungezähltes Gutes giebet.
Allein, der Wunder große Zahl, Die hier in der so schönen Welt, Auf einmal, mir ins Auge fällt, Erregt mir eine süße Qual, Durch zweifelhaft gemachte Wahl: Zumal, wenn ich die Blicke schlage Auf dieses Gartens holde Lage,
Und
Beſchreibung meines, nach begluͤckte[r] Zuruͤckkunft aus Ritzebuͤttel, in voͤllig gutem Stande wieder vorge- fundenen Gartens.
Gott Lob! mein’ Hoffnung iſt erfuͤllt, Und mein Verlangen iſt geſtillt: Jch ſeh die holden Fluren wieder. Jch kann aufs neue, wie ſo ſchoͤn (So ſeit ſechs Jahren nicht geſchehn) Mein lang verlaßner Garten, ſehn; Und darum ſing’ ich Freuden-Lieder.
Ach! moͤcht’ im Ton, der ungemein, Jhr reiner Klang geſtimmet ſeyn; Ach! moͤcht’ er vielen, wo nicht allen, Vor andern aber Dem, gefallen, Aus Dem, was Luft und Erde fuͤllt, Aus Dem der Stoff von allen Schaͤtzen, Woran Geſchoͤpfe ſich ergetzen, Jn nie verſiegner Fuͤlle, quillt; Der, zum Beweis, daß Er uns liebet, Uns ungezaͤhltes Gutes giebet.
Allein, der Wunder große Zahl, Die hier in der ſo ſchoͤnen Welt, Auf einmal, mir ins Auge faͤllt, Erregt mir eine ſuͤße Qual, Durch zweifelhaft gemachte Wahl: Zumal, wenn ich die Blicke ſchlage Auf dieſes Gartens holde Lage,
Und
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><pbfacs="#f0102"n="88"/><divn="3"><head><hirendition="#b">Beſchreibung meines, nach begluͤckte<supplied>r</supplied><lb/>
Zuruͤckkunft aus Ritzebuͤttel, in voͤllig<lb/>
gutem Stande wieder vorge-<lb/>
fundenen Gartens.</hi></head><lb/><lgtype="poem"><lgn="1"><l><hirendition="#in">G</hi>ott Lob! mein’ Hoffnung iſt erfuͤllt,</l><lb/><l>Und mein Verlangen iſt geſtillt:</l><lb/><l>Jch ſeh die holden Fluren wieder.</l><lb/><l>Jch kann aufs neue, wie ſo ſchoͤn</l><lb/><l>(So ſeit ſechs Jahren nicht geſchehn)</l><lb/><l>Mein lang verlaßner Garten, ſehn;</l><lb/><l>Und darum ſing’ ich Freuden-Lieder.</l></lg><lb/><lgn="2"><l>Ach! moͤcht’ im Ton, der ungemein,</l><lb/><l>Jhr reiner Klang geſtimmet ſeyn;</l><lb/><l>Ach! moͤcht’ er vielen, wo nicht allen,</l><lb/><l>Vor andern aber Dem, gefallen,</l><lb/><l>Aus Dem, was Luft und Erde fuͤllt,</l><lb/><l>Aus Dem der Stoff von allen Schaͤtzen,</l><lb/><l>Woran Geſchoͤpfe ſich ergetzen,</l><lb/><l>Jn nie verſiegner Fuͤlle, quillt;</l><lb/><l>Der, zum Beweis, daß Er uns liebet,</l><lb/><l>Uns ungezaͤhltes Gutes giebet.</l></lg><lb/><lgn="3"><l>Allein, der Wunder große Zahl,</l><lb/><l>Die hier in der ſo ſchoͤnen Welt,</l><lb/><l>Auf einmal, mir ins Auge faͤllt,</l><lb/><l>Erregt mir eine ſuͤße Qual,</l><lb/><l>Durch zweifelhaft gemachte Wahl:</l><lb/><l>Zumal, wenn ich die Blicke ſchlage</l><lb/><l>Auf dieſes Gartens holde Lage,</l></lg><lb/><fwplace="bottom"type="catch">Und</fw><lb/></lg></div></div></div></body></text></TEI>
[88/0102]
Beſchreibung meines, nach begluͤckter
Zuruͤckkunft aus Ritzebuͤttel, in voͤllig
gutem Stande wieder vorge-
fundenen Gartens.
Gott Lob! mein’ Hoffnung iſt erfuͤllt,
Und mein Verlangen iſt geſtillt:
Jch ſeh die holden Fluren wieder.
Jch kann aufs neue, wie ſo ſchoͤn
(So ſeit ſechs Jahren nicht geſchehn)
Mein lang verlaßner Garten, ſehn;
Und darum ſing’ ich Freuden-Lieder.
Ach! moͤcht’ im Ton, der ungemein,
Jhr reiner Klang geſtimmet ſeyn;
Ach! moͤcht’ er vielen, wo nicht allen,
Vor andern aber Dem, gefallen,
Aus Dem, was Luft und Erde fuͤllt,
Aus Dem der Stoff von allen Schaͤtzen,
Woran Geſchoͤpfe ſich ergetzen,
Jn nie verſiegner Fuͤlle, quillt;
Der, zum Beweis, daß Er uns liebet,
Uns ungezaͤhltes Gutes giebet.
Allein, der Wunder große Zahl,
Die hier in der ſo ſchoͤnen Welt,
Auf einmal, mir ins Auge faͤllt,
Erregt mir eine ſuͤße Qual,
Durch zweifelhaft gemachte Wahl:
Zumal, wenn ich die Blicke ſchlage
Auf dieſes Gartens holde Lage,
Und
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott, bestehend in Physicalisch- und Moralischen Gedichten. Bd. 8. Hamburg, 1746, S. 88. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen08_1746/102>, abgerufen am 22.12.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.