Jch hatte, von den ganz verwachsnen Sträuchen, Die kaum davor zu sehnde jungen Eichen Gesäubert, so, daß sie nunmehro luftig stunden; Jch hatt', an Fruchtbarkeit, den schönsten Boden funden. Der Nemerosa holde Zier Bedeckt ihn überall, brach überall herfür. Jch freute mich, als ich, bald hie, bald da, Das schönste Caprifolium, Voll Bluhmen, in die Höhe steigen, Um viele Zweige sich herum Verwickeln, wieder abwerts neigen, Und überall sich zeigen, sah; Aus welchem ich denn alsofort, Mit wenig Müh, an manchen Ort, Weil ich sie fast von selbst dazu bereitet fand, Verschiedne schöne Lauben machte, Die, da ich sie, nach ihrem eignen Stand, Nur hin und wieder etwas band, Jn kurzer Zeit zu Stande brachte. Wohin ich mich nur wandte; schien Sich, was ich sahe, zu bemühn, Und gleichsam alles zu bestreben, An diesem neuen Lust-Revier, Noch eine neue Zier, Mit neuer Schönheit, abzugeben.
Wie nun noch erst im etwas späten Lenzen, Aus dem so harten Holz der Eichen, allgemach, Die röhtlich zarte Zier der jungen Blätter, brach, Entstand im ganzen Wald ein buntes Glänzen, Jndem der Sonnen helles Licht Hier nicht allein durch grüne Blätter bricht,
Nein,
E 2
Der neue Wald.
Jch hatte, von den ganz verwachsnen Straͤuchen, Die kaum davor zu ſehnde jungen Eichen Geſaͤubert, ſo, daß ſie nunmehro luftig ſtunden; Jch hatt’, an Fruchtbarkeit, den ſchoͤnſten Boden funden. Der Nemeroſa holde Zier Bedeckt ihn uͤberall, brach uͤberall herfuͤr. Jch freute mich, als ich, bald hie, bald da, Das ſchoͤnſte Caprifolium, Voll Bluhmen, in die Hoͤhe ſteigen, Um viele Zweige ſich herum Verwickeln, wieder abwerts neigen, Und uͤberall ſich zeigen, ſah; Aus welchem ich denn alſofort, Mit wenig Muͤh, an manchen Ort, Weil ich ſie faſt von ſelbſt dazu bereitet fand, Verſchiedne ſchoͤne Lauben machte, Die, da ich ſie, nach ihrem eignen Stand, Nur hin und wieder etwas band, Jn kurzer Zeit zu Stande brachte. Wohin ich mich nur wandte; ſchien Sich, was ich ſahe, zu bemuͤhn, Und gleichſam alles zu beſtreben, An dieſem neuen Luſt-Revier, Noch eine neue Zier, Mit neuer Schoͤnheit, abzugeben.
Wie nun noch erſt im etwas ſpaͤten Lenzen, Aus dem ſo harten Holz der Eichen, allgemach, Die roͤhtlich zarte Zier der jungen Blaͤtter, brach, Entſtand im ganzen Wald ein buntes Glaͤnzen, Jndem der Sonnen helles Licht Hier nicht allein durch gruͤne Blaͤtter bricht,
Nein,
E 2
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Der neue Wald.
Jch hatte, von den ganz verwachsnen Straͤuchen,
Die kaum davor zu ſehnde jungen Eichen
Geſaͤubert, ſo, daß ſie nunmehro luftig ſtunden;
Jch hatt’, an Fruchtbarkeit, den ſchoͤnſten Boden funden.
Der Nemeroſa holde Zier
Bedeckt ihn uͤberall, brach uͤberall herfuͤr.
Jch freute mich, als ich, bald hie, bald da,
Das ſchoͤnſte Caprifolium,
Voll Bluhmen, in die Hoͤhe ſteigen,
Um viele Zweige ſich herum
Verwickeln, wieder abwerts neigen,
Und uͤberall ſich zeigen, ſah;
Aus welchem ich denn alſofort,
Mit wenig Muͤh, an manchen Ort,
Weil ich ſie faſt von ſelbſt dazu bereitet fand,
Verſchiedne ſchoͤne Lauben machte,
Die, da ich ſie, nach ihrem eignen Stand,
Nur hin und wieder etwas band,
Jn kurzer Zeit zu Stande brachte.
Wohin ich mich nur wandte; ſchien
Sich, was ich ſahe, zu bemuͤhn,
Und gleichſam alles zu beſtreben,
An dieſem neuen Luſt-Revier,
Noch eine neue Zier,
Mit neuer Schoͤnheit, abzugeben.
Wie nun noch erſt im etwas ſpaͤten Lenzen,
Aus dem ſo harten Holz der Eichen, allgemach,
Die roͤhtlich zarte Zier der jungen Blaͤtter, brach,
Entſtand im ganzen Wald ein buntes Glaͤnzen,
Jndem der Sonnen helles Licht
Hier nicht allein durch gruͤne Blaͤtter bricht,
Nein,
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Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 7. Hamburg, 1743, S. 67. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen07_1743/85>, abgerufen am 24.11.2024.
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