Es mangelt ihm, bey seinem Mangel, ein fast unzählich Unglücks-Heer, So mehrentheils die Reichen quält. Jhm fehlt der Neid, der Geiz, die Sorgen, Beseßne Schätze zu verlieren, die, von dem Abend bis zum Morgen, So manchen jämmerlich zerfoltern. Noch mehr, ihm fehlen falsche Freunde. Hat er nicht viele, die ihn lieben, so fehlen ihm auch viele Feinde. Und endlich, da ja alles flüchtig, vergänglich und verän- derlich; So bringt ihn jegliche Minute dem Tode näher, welcher sich Jhm minder schrecklich zeigen muß, als denen, die so viel verlieren, Und ihren Mammon missen müssen. Es kommt die Zeit gewiß heran, Da man die Reichen nicht mehr reich, noch arm den Armen nennen kann. Doch sollt du, daß ich dich allein mit Worten tröste, nicht gedenken, Jn eines guten Freundes Namen will ich dir hier zehn Thaler schenken.
Nun muß ich auch, so viel nur möglich, zu deinem Trost ein wenig sprechen, Geliebt- und kranker Corilas! dem Schmerzen, alle Kräfte schwächen,
Der
der Schoͤnheit der Welt.
Es mangelt ihm, bey ſeinem Mangel, ein faſt unzaͤhlich Ungluͤcks-Heer, So mehrentheils die Reichen quaͤlt. Jhm fehlt der Neid, der Geiz, die Sorgen, Beſeßne Schaͤtze zu verlieren, die, von dem Abend bis zum Morgen, So manchen jaͤmmerlich zerfoltern. Noch mehr, ihm fehlen falſche Freunde. Hat er nicht viele, die ihn lieben, ſo fehlen ihm auch viele Feinde. Und endlich, da ja alles fluͤchtig, vergaͤnglich und veraͤn- derlich; So bringt ihn jegliche Minute dem Tode naͤher, welcher ſich Jhm minder ſchrecklich zeigen muß, als denen, die ſo viel verlieren, Und ihren Mammon miſſen muͤſſen. Es kommt die Zeit gewiß heran, Da man die Reichen nicht mehr reich, noch arm den Armen nennen kann. Doch ſollt du, daß ich dich allein mit Worten troͤſte, nicht gedenken, Jn eines guten Freundes Namen will ich dir hier zehn Thaler ſchenken.
Nun muß ich auch, ſo viel nur moͤglich, zu deinem Troſt ein wenig ſprechen, Geliebt- und kranker Corilas! dem Schmerzen, alle Kraͤfte ſchwaͤchen,
Der
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der Schoͤnheit der Welt.
Es mangelt ihm, bey ſeinem Mangel, ein faſt unzaͤhlich
Ungluͤcks-Heer,
So mehrentheils die Reichen quaͤlt. Jhm fehlt der Neid,
der Geiz, die Sorgen,
Beſeßne Schaͤtze zu verlieren, die, von dem Abend bis zum
Morgen,
So manchen jaͤmmerlich zerfoltern. Noch mehr, ihm
fehlen falſche Freunde.
Hat er nicht viele, die ihn lieben, ſo fehlen ihm auch viele
Feinde.
Und endlich, da ja alles fluͤchtig, vergaͤnglich und veraͤn-
derlich;
So bringt ihn jegliche Minute dem Tode naͤher, welcher
ſich
Jhm minder ſchrecklich zeigen muß, als denen, die ſo viel
verlieren,
Und ihren Mammon miſſen muͤſſen. Es kommt die Zeit
gewiß heran,
Da man die Reichen nicht mehr reich, noch arm den Armen
nennen kann.
Doch ſollt du, daß ich dich allein mit Worten troͤſte, nicht
gedenken,
Jn eines guten Freundes Namen will ich dir hier zehn
Thaler ſchenken.
Nun muß ich auch, ſo viel nur moͤglich, zu deinem Troſt
ein wenig ſprechen,
Geliebt- und kranker Corilas! dem Schmerzen, alle Kraͤfte
ſchwaͤchen,
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Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 7. Hamburg, 1743, S. 715. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen07_1743/733>, abgerufen am 22.11.2024.
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