sehn, Daß sie wunderbar gebildet, wunderbar gefärbt und schön, Ja, fast schöner sind, als alles; sollten sie uns nicht ver- binden, Fast unmittelbar den Schöpfer hier zu suchen und zu finden? Bloß Sein liebreichs Wort allein Gab und giebet noch den Pflanzen Form, Geruch und Farb' und Schein. Sein erhaltend liebreich Wort schränkt den Saamen alle Kraft, Die uns ein Geheimniß bleibet, alle Pracht und Eigenschaft Einmahl bey der Schöpfung ein, Unterhält die Wunder-Ordnung, da wir, durch der Erden Drehn, Nach des Winters Widrigkeit, den von Wunder trächtgen Lenzen, Durch die Wunder-Kraft der Sonnen, als geschwängert, prächtig glänzen, Und im selben überall, alles sich beleben, sehn. Mit bewunderndem Vergnügen bete denn doch jeder- mann Unsers nahen Schöpfers Weisheit, Lieb' und Macht in Bluhmen an.
An-
Fruͤhlings-Gedicht.
Seine Ordnung iſt Natur. Weñ wir alſo
Kraͤuter
Bluhmen
Blaͤtter
ſehn, Daß ſie wunderbar gebildet, wunderbar gefaͤrbt und ſchoͤn, Ja, faſt ſchoͤner ſind, als alles; ſollten ſie uns nicht ver- binden, Faſt unmittelbar den Schoͤpfer hier zu ſuchen und zu finden? Bloß Sein liebreichs Wort allein Gab und giebet noch den Pflanzen Form, Geruch und Farb’ und Schein. Sein erhaltend liebreich Wort ſchraͤnkt den Saamen alle Kraft, Die uns ein Geheimniß bleibet, alle Pracht und Eigenſchaft Einmahl bey der Schoͤpfung ein, Unterhaͤlt die Wunder-Ordnung, da wir, durch der Erden Drehn, Nach des Winters Widrigkeit, den von Wunder traͤchtgen Lenzen, Durch die Wunder-Kraft der Sonnen, als geſchwaͤngert, praͤchtig glaͤnzen, Und im ſelben uͤberall, alles ſich beleben, ſehn. Mit bewunderndem Vergnuͤgen bete denn doch jeder- mann Unſers nahen Schoͤpfers Weisheit, Lieb’ und Macht in Bluhmen an.
An-
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Fruͤhlings-Gedicht.
Seine Ordnung iſt Natur. Weñ wir alſo Kraͤuter
Bluhmen
Blaͤtter
ſehn,
Daß ſie wunderbar gebildet, wunderbar gefaͤrbt und ſchoͤn,
Ja, faſt ſchoͤner ſind, als alles; ſollten ſie uns nicht ver-
binden,
Faſt unmittelbar den Schoͤpfer hier zu ſuchen und zu finden?
Bloß Sein liebreichs Wort allein
Gab und giebet noch den Pflanzen Form, Geruch und Farb’
und Schein.
Sein erhaltend liebreich Wort ſchraͤnkt den Saamen alle
Kraft,
Die uns ein Geheimniß bleibet, alle Pracht und Eigenſchaft
Einmahl bey der Schoͤpfung ein,
Unterhaͤlt die Wunder-Ordnung, da wir, durch der Erden
Drehn,
Nach des Winters Widrigkeit, den von Wunder traͤchtgen
Lenzen,
Durch die Wunder-Kraft der Sonnen, als geſchwaͤngert,
praͤchtig glaͤnzen,
Und im ſelben uͤberall, alles ſich beleben, ſehn.
Mit bewunderndem Vergnuͤgen bete denn doch jeder-
mann
Unſers nahen Schoͤpfers Weisheit, Lieb’ und Macht in
Bluhmen an.
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Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 7. Hamburg, 1743, S. 54. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen07_1743/72>, abgerufen am 25.11.2024.
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