Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 7. Hamburg, 1743.

Bild:
<< vorherige Seite
Lehrreiche Sprache der Geschöpfe.
Du sprichst vielleicht: "Jch gebe zu,
"Daß GOtt in Seinem Werk sich zeige, und daß Er
wohl darinn zu sehn.
"Allein, du wirst mir auch gestehn:
"Daß Er es halb verdeckt, und nicht recht deutlich thu.
So hör: Es liegt die Schuld an Jhm nicht, bloß an dir.
Du siehst in Seiner Werke Zier,
Und überall, von Jhm ein' unleugbare Spur.
Gewöhne du dich nur,
Von jedem Blatt, von jeder Bluhm', und einer jeden
Creatur,
Die Bildung und der Farben Pracht
Nicht anders anzusehn,
Da sie ja wesentlich, und in der That so schön,
Als einen wirklichen Beweis von Dessen Lieb' und Macht,
Der sie hervorgebracht.
Betrachtest du sie so; so wirst du gleichsam hören,
Wie jegliche zu dir, in fanfter Sprache, spricht:
Jch zeige dir den Schöpfer. Diese Lehren
Von ihres grossen Ursprungs Wesen
Kannst du, so oft du willt, durch dein Gesicht,
Auf allen ihren Blättern lesen.
Ja, jede kann und wird die Ursach' und den Grund,
(Dir zum Beweis, und Dem, aus welchem sie entstund,
Zum Lob, und Ruhm, und Preis, und Ehren)
Durch alle Sinnen, dir erklären.


Ver-
7 Theil. T t
Lehrreiche Sprache der Geſchoͤpfe.
Du ſprichſt vielleicht: “Jch gebe zu,
„Daß GOtt in Seinem Werk ſich zeige, und daß Er
wohl darinn zu ſehn.
„Allein, du wirſt mir auch geſtehn:
„Daß Er es halb verdeckt, und nicht recht deutlich thu.
So hoͤr: Es liegt die Schuld an Jhm nicht, bloß an dir.
Du ſiehſt in Seiner Werke Zier,
Und uͤberall, von Jhm ein’ unleugbare Spur.
Gewoͤhne du dich nur,
Von jedem Blatt, von jeder Bluhm’, und einer jeden
Creatur,
Die Bildung und der Farben Pracht
Nicht anders anzuſehn,
Da ſie ja weſentlich, und in der That ſo ſchoͤn,
Als einen wirklichen Beweis von Deſſen Lieb’ und Macht,
Der ſie hervorgebracht.
Betrachteſt du ſie ſo; ſo wirſt du gleichſam hoͤren,
Wie jegliche zu dir, in fanfter Sprache, ſpricht:
Jch zeige dir den Schoͤpfer. Dieſe Lehren
Von ihres groſſen Urſprungs Weſen
Kannſt du, ſo oft du willt, durch dein Geſicht,
Auf allen ihren Blaͤttern leſen.
Ja, jede kann und wird die Urſach’ und den Grund,
(Dir zum Beweis, und Dem, aus welchem ſie entſtund,
Zum Lob, und Ruhm, und Preis, und Ehren)
Durch alle Sinnen, dir erklaͤren.


Ver-
7 Theil. T t
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0675" n="657"/>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#b">Lehrreiche Sprache der Ge&#x017F;cho&#x0364;pfe.</hi> </head><lb/>
            <lg type="poem">
              <l><hi rendition="#in">D</hi>u &#x017F;prich&#x017F;t vielleicht: &#x201C;Jch gebe zu,</l><lb/>
              <l>&#x201E;Daß GOtt in Seinem Werk &#x017F;ich zeige, und daß Er</l><lb/>
              <l> <hi rendition="#et">wohl darinn zu &#x017F;ehn.</hi> </l><lb/>
              <l>&#x201E;Allein, du wir&#x017F;t mir auch ge&#x017F;tehn:</l><lb/>
              <l>&#x201E;Daß Er es halb verdeckt, und nicht recht deutlich thu.</l><lb/>
              <l>So ho&#x0364;r: Es liegt die Schuld an Jhm nicht, bloß an dir.</l><lb/>
              <l>Du &#x017F;ieh&#x017F;t in Seiner Werke Zier,</l><lb/>
              <l>Und u&#x0364;berall, von Jhm ein&#x2019; unleugbare Spur.</l><lb/>
              <l>Gewo&#x0364;hne du dich nur,</l><lb/>
              <l>Von jedem Blatt, von jeder Bluhm&#x2019;, und einer jeden</l><lb/>
              <l> <hi rendition="#et">Creatur,</hi> </l><lb/>
              <l>Die Bildung und der Farben Pracht</l><lb/>
              <l>Nicht anders anzu&#x017F;ehn,</l><lb/>
              <l>Da &#x017F;ie ja we&#x017F;entlich, und in der That &#x017F;o &#x017F;cho&#x0364;n,</l><lb/>
              <l>Als einen wirklichen Beweis von De&#x017F;&#x017F;en Lieb&#x2019; und Macht,</l><lb/>
              <l>Der &#x017F;ie hervorgebracht.</l><lb/>
              <l>Betrachte&#x017F;t du &#x017F;ie &#x017F;o; &#x017F;o wir&#x017F;t du gleich&#x017F;am ho&#x0364;ren,</l><lb/>
              <l>Wie jegliche zu dir, in fanfter Sprache, &#x017F;pricht:</l><lb/>
              <l>Jch zeige dir den Scho&#x0364;pfer. Die&#x017F;e Lehren</l><lb/>
              <l>Von ihres gro&#x017F;&#x017F;en Ur&#x017F;prungs We&#x017F;en</l><lb/>
              <l>Kann&#x017F;t du, &#x017F;o oft du willt, durch dein Ge&#x017F;icht,</l><lb/>
              <l>Auf allen ihren Bla&#x0364;ttern le&#x017F;en.</l><lb/>
              <l>Ja, jede kann und wird die Ur&#x017F;ach&#x2019; und den Grund,</l><lb/>
              <l>(Dir zum Beweis, und Dem, aus welchem &#x017F;ie ent&#x017F;tund,</l><lb/>
              <l>Zum Lob, und Ruhm, und Preis, und Ehren)</l><lb/>
              <l>Durch alle Sinnen, dir erkla&#x0364;ren.</l>
            </lg>
          </div><lb/>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
          <fw place="bottom" type="sig">7 <hi rendition="#fr">Theil.</hi> T t</fw>
          <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#fr">Ver-</hi> </fw><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[657/0675] Lehrreiche Sprache der Geſchoͤpfe. Du ſprichſt vielleicht: “Jch gebe zu, „Daß GOtt in Seinem Werk ſich zeige, und daß Er wohl darinn zu ſehn. „Allein, du wirſt mir auch geſtehn: „Daß Er es halb verdeckt, und nicht recht deutlich thu. So hoͤr: Es liegt die Schuld an Jhm nicht, bloß an dir. Du ſiehſt in Seiner Werke Zier, Und uͤberall, von Jhm ein’ unleugbare Spur. Gewoͤhne du dich nur, Von jedem Blatt, von jeder Bluhm’, und einer jeden Creatur, Die Bildung und der Farben Pracht Nicht anders anzuſehn, Da ſie ja weſentlich, und in der That ſo ſchoͤn, Als einen wirklichen Beweis von Deſſen Lieb’ und Macht, Der ſie hervorgebracht. Betrachteſt du ſie ſo; ſo wirſt du gleichſam hoͤren, Wie jegliche zu dir, in fanfter Sprache, ſpricht: Jch zeige dir den Schoͤpfer. Dieſe Lehren Von ihres groſſen Urſprungs Weſen Kannſt du, ſo oft du willt, durch dein Geſicht, Auf allen ihren Blaͤttern leſen. Ja, jede kann und wird die Urſach’ und den Grund, (Dir zum Beweis, und Dem, aus welchem ſie entſtund, Zum Lob, und Ruhm, und Preis, und Ehren) Durch alle Sinnen, dir erklaͤren. Ver- 7 Theil. T t

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen07_1743
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen07_1743/675
Zitationshilfe: Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 7. Hamburg, 1743, S. 657. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen07_1743/675>, abgerufen am 18.12.2024.