Ein Weiser, welcher um sich her des Geistes forschend Auge schicket, Sieht allenthalben Sein Regieren, sieht Wunder überall geschehn. Zumahlen zeiget Seine Lieb' und Huld der gute GOtt in dir Und deinen Scenen, holder Frühling! da Wasser, Erd und Luft uns hier Von Seiner Güte Zeugniß geben, die einen Trieb voll Süßigkeit, Zu einer fest bestimmten Zeit, Jn alle Thiere flößt und präget, und jährlich ihr nicht witzig Herz, Jn eine sanfte Fülle schmelzt von Zärtlichkeit, für Lust und Scherz.
Lob sey Dir, allgemeine Seele des Himmels und der Erde! Wesen, Das mächtig und allgegenwärtig, nur Dir sey Ehre, Lob und Preis! Dir beug ich meine Knie, Dich hab' ich mir zum Gegenwurf erlesen, Wohin mein Denken geht und steigt. Nur bloß Dein Mei- ster-Finger weiß Dieß grosse Ganze zu formiren in solcher Vollenkommen- heit. Durch Dich ziehn alle Zweig' und Kräuter, gehüllet in ein Blätter-Kleid, Bedeckt von löcheriger Haut, die Himmels-Luft, und trinken Thau. Durch Dich stehn, als in Hochzeit-Betten, die Pflanzen in der Erden Bau.
Es
7 Theil. D
Fruͤhlings-Gedicht.
Ein Weiſer, welcher um ſich her des Geiſtes forſchend Auge ſchicket, Sieht allenthalben Sein Regieren, ſieht Wunder uͤberall geſchehn. Zumahlen zeiget Seine Lieb’ und Huld der gute GOtt in dir Und deinen Scenen, holder Fruͤhling! da Waſſer, Erd und Luft uns hier Von Seiner Guͤte Zeugniß geben, die einen Trieb voll Suͤßigkeit, Zu einer feſt beſtimmten Zeit, Jn alle Thiere floͤßt und praͤget, und jaͤhrlich ihr nicht witzig Herz, Jn eine ſanfte Fuͤlle ſchmelzt von Zaͤrtlichkeit, fuͤr Luſt und Scherz.
Lob ſey Dir, allgemeine Seele des Himmels und der Erde! Weſen, Das maͤchtig und allgegenwaͤrtig, nur Dir ſey Ehre, Lob und Preis! Dir beug ich meine Knie, Dich hab’ ich mir zum Gegenwurf erleſen, Wohin mein Denken geht und ſteigt. Nur bloß Dein Mei- ſter-Finger weiß Dieß groſſe Ganze zu formiren in ſolcher Vollenkommen- heit. Durch Dich ziehn alle Zweig’ und Kraͤuter, gehuͤllet in ein Blaͤtter-Kleid, Bedeckt von loͤcheriger Haut, die Himmels-Luft, und trinken Thau. Durch Dich ſtehn, als in Hochzeit-Betten, die Pflanzen in der Erden Bau.
Es
7 Theil. D
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Fruͤhlings-Gedicht.
Ein Weiſer, welcher um ſich her des Geiſtes forſchend
Auge ſchicket,
Sieht allenthalben Sein Regieren, ſieht Wunder uͤberall
geſchehn.
Zumahlen zeiget Seine Lieb’ und Huld der gute GOtt
in dir
Und deinen Scenen, holder Fruͤhling! da Waſſer, Erd
und Luft uns hier
Von Seiner Guͤte Zeugniß geben, die einen Trieb voll
Suͤßigkeit,
Zu einer feſt beſtimmten Zeit,
Jn alle Thiere floͤßt und praͤget, und jaͤhrlich ihr nicht witzig
Herz,
Jn eine ſanfte Fuͤlle ſchmelzt von Zaͤrtlichkeit, fuͤr Luſt und
Scherz.
Lob ſey Dir, allgemeine Seele des Himmels und der Erde!
Weſen,
Das maͤchtig und allgegenwaͤrtig, nur Dir ſey Ehre, Lob
und Preis!
Dir beug ich meine Knie, Dich hab’ ich mir zum Gegenwurf
erleſen,
Wohin mein Denken geht und ſteigt. Nur bloß Dein Mei-
ſter-Finger weiß
Dieß groſſe Ganze zu formiren in ſolcher Vollenkommen-
heit.
Durch Dich ziehn alle Zweig’ und Kraͤuter, gehuͤllet in ein
Blaͤtter-Kleid,
Bedeckt von loͤcheriger Haut, die Himmels-Luft, und trinken
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Durch Dich ſtehn, als in Hochzeit-Betten, die Pflanzen in
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Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 7. Hamburg, 1743, S. 49. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen07_1743/67>, abgerufen am 22.11.2024.
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