Worinn die jungen Lämmer springen. Laßt uns die Ziegen hüpfen sehn, Und merken, wie der Liebe Gluht und eine Sucht, sich zu vermehren, Jn ihren warmen Adern wallt! Der Hügel scheinet ganz belebt, Und, durch die grosse Menge, weiß, bis daß der Schäfer sich erhebt. Sie folgen seiner Pfeiffen Klang; er schreitet sanft vor ihnen her, Und, eh man sichs versieht, ist schon der weisse Hügel grün und leer.
Was ist denn doch wohl eigentlich die Urkraft und der rege Hauch, Der in so wunderbarer Sprache, die mehr gefühlt wird, als gehört, Die schnellen Vögel in der Luft, und jedes Thier den süssen Brauch, Die holde Kunst der Liebe lehrt; Wodurch die sanften Regungen sich, voller süssen Lieblich- keiten, Jn dieser Sehnen-reichen Cörpern, in jener kleinen Brust verbreiten? Wer kann es sonst wohl seyn als GOtt? O, wahrer GOtt, Der Du allein, Was ist, und was da lebt, beseelst! Der Du (ein Geist, Der allgemein, Und ein' ununterbrochne Kraft) bereitest, unterhältst, durch- dringest,
Be-
Fruͤhlings-Gedicht.
Worinn die jungen Laͤmmer ſpringen. Laßt uns die Ziegen huͤpfen ſehn, Und merken, wie der Liebe Gluht und eine Sucht, ſich zu vermehren, Jn ihren warmen Adern wallt! Der Huͤgel ſcheinet ganz belebt, Und, durch die groſſe Menge, weiß, bis daß der Schaͤfer ſich erhebt. Sie folgen ſeiner Pfeiffen Klang; er ſchreitet ſanft vor ihnen her, Und, eh man ſichs verſieht, iſt ſchon der weiſſe Huͤgel gruͤn und leer.
Was iſt denn doch wohl eigentlich die Urkraft und der rege Hauch, Der in ſo wunderbarer Sprache, die mehr gefuͤhlt wird, als gehoͤrt, Die ſchnellen Voͤgel in der Luft, und jedes Thier den ſuͤſſen Brauch, Die holde Kunſt der Liebe lehrt; Wodurch die ſanften Regungen ſich, voller ſuͤſſen Lieblich- keiten, Jn dieſer Sehnen-reichen Coͤrpern, in jener kleinen Bruſt verbreiten? Wer kann es ſonſt wohl ſeyn als GOtt? O, wahrer GOtt, Der Du allein, Was iſt, und was da lebt, beſeelſt! Der Du (ein Geiſt, Der allgemein, Und ein’ ununterbrochne Kraft) bereiteſt, unterhaͤltſt, durch- dringeſt,
Be-
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Fruͤhlings-Gedicht.
Worinn die jungen Laͤmmer ſpringen. Laßt uns die Ziegen
huͤpfen ſehn,
Und merken, wie der Liebe Gluht und eine Sucht, ſich zu
vermehren,
Jn ihren warmen Adern wallt! Der Huͤgel ſcheinet ganz
belebt,
Und, durch die groſſe Menge, weiß, bis daß der Schaͤfer ſich
erhebt.
Sie folgen ſeiner Pfeiffen Klang; er ſchreitet ſanft vor ihnen
her,
Und, eh man ſichs verſieht, iſt ſchon der weiſſe Huͤgel gruͤn und
leer.
Was iſt denn doch wohl eigentlich die Urkraft und der rege
Hauch,
Der in ſo wunderbarer Sprache, die mehr gefuͤhlt wird, als
gehoͤrt,
Die ſchnellen Voͤgel in der Luft, und jedes Thier den ſuͤſſen
Brauch,
Die holde Kunſt der Liebe lehrt;
Wodurch die ſanften Regungen ſich, voller ſuͤſſen Lieblich-
keiten,
Jn dieſer Sehnen-reichen Coͤrpern, in jener kleinen Bruſt
verbreiten?
Wer kann es ſonſt wohl ſeyn als GOtt? O, wahrer GOtt,
Der Du allein,
Was iſt, und was da lebt, beſeelſt! Der Du (ein Geiſt, Der
allgemein,
Und ein’ ununterbrochne Kraft) bereiteſt, unterhaͤltſt, durch-
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Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 7. Hamburg, 1743, S. 47. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen07_1743/65>, abgerufen am 22.11.2024.
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