Jst denn der rauhe Wind aus Norden Allein der Winde König worden? Sie ruhen all'; er bläset nur, Und stöhrt die Ordnung der Natur.
Jm trüben Nebel eingehüllet, Der unsern ganzen Luft-Kreis füllet, Zeigt die betrübte Kälte sich, Jn grauer Farbe, sichtbarlich.
Wie Wolken stets das Licht vermindern, So sieht man diese Kälte hindern, Daß uns der Sonnen rege Kraft Die holde Wärme nicht verschafft.
Es scheint, ob woll' in unsern Ländern Der Zeiten Wechsel sich verändern, Es wird, was niemahls noch erhört, Die Ordnung der Natur verkehrt.
Hier war es, wo der Bluhmen Glänzen Durchs Auge mich zum Schöpfer zog; Hier, wo ich sonst den bunten Lenzen, Zu unsers Schöpfers Ehr', erwog;
Hier war es, wo von ihrer Pracht Fast allenthalben aufgebracht, Jch, ihrer Quell' zu Ehren, sang; Hier, wo mein frühes Lied erklang;
Hier
Aufloͤſung eines gemachten
Jſt denn der rauhe Wind aus Norden Allein der Winde Koͤnig worden? Sie ruhen all’; er blaͤſet nur, Und ſtoͤhrt die Ordnung der Natur.
Jm truͤben Nebel eingehuͤllet, Der unſern ganzen Luft-Kreis fuͤllet, Zeigt die betruͤbte Kaͤlte ſich, Jn grauer Farbe, ſichtbarlich.
Wie Wolken ſtets das Licht vermindern, So ſieht man dieſe Kaͤlte hindern, Daß uns der Sonnen rege Kraft Die holde Waͤrme nicht verſchafft.
Es ſcheint, ob woll’ in unſern Laͤndern Der Zeiten Wechſel ſich veraͤndern, Es wird, was niemahls noch erhoͤrt, Die Ordnung der Natur verkehrt.
Hier war es, wo der Bluhmen Glaͤnzen Durchs Auge mich zum Schoͤpfer zog; Hier, wo ich ſonſt den bunten Lenzen, Zu unſers Schoͤpfers Ehr’, erwog;
Hier war es, wo von ihrer Pracht Faſt allenthalben aufgebracht, Jch, ihrer Quell’ zu Ehren, ſang; Hier, wo mein fruͤhes Lied erklang;
Hier
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Aufloͤſung eines gemachten
Jſt denn der rauhe Wind aus Norden
Allein der Winde Koͤnig worden?
Sie ruhen all’; er blaͤſet nur,
Und ſtoͤhrt die Ordnung der Natur.
Jm truͤben Nebel eingehuͤllet,
Der unſern ganzen Luft-Kreis fuͤllet,
Zeigt die betruͤbte Kaͤlte ſich,
Jn grauer Farbe, ſichtbarlich.
Wie Wolken ſtets das Licht vermindern,
So ſieht man dieſe Kaͤlte hindern,
Daß uns der Sonnen rege Kraft
Die holde Waͤrme nicht verſchafft.
Es ſcheint, ob woll’ in unſern Laͤndern
Der Zeiten Wechſel ſich veraͤndern,
Es wird, was niemahls noch erhoͤrt,
Die Ordnung der Natur verkehrt.
Hier war es, wo der Bluhmen Glaͤnzen
Durchs Auge mich zum Schoͤpfer zog;
Hier, wo ich ſonſt den bunten Lenzen,
Zu unſers Schoͤpfers Ehr’, erwog;
Hier war es, wo von ihrer Pracht
Faſt allenthalben aufgebracht,
Jch, ihrer Quell’ zu Ehren, ſang;
Hier, wo mein fruͤhes Lied erklang;
Hier
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Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 7. Hamburg, 1743, S. 630. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen07_1743/648>, abgerufen am 22.11.2024.
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