Wenn fast alles Grün vergangen, Hat dieß angenehme Kraut, Das man, sonder Lust, nicht schaut, Erst zu grünen angefangen. Es wird überall erblickt. Aus den Stämmen von den Bäumen Sieht man es am meisten keimen, Die es wunderwürdig schmückt.
Da wir an den feuchten Rinden Es ganz unbeschreiblich schön Mannigfach gefärbet sehn, Und in vielen Formen finden. Einer, der es nie bemerkt, Stutzet, wenn er es beachtet; Einer, der es sonst betrachtet, Wird in seiner Lust gestärkt.
Süß und lieblich sieht man spielen Gelblich, Röhtlich, Grün und Weiß. Jedes scheinet auf den Preis, Was das schönste sey, zu zielen. Manche zierliche Figur Sieht man hier und dort sich mischen, Und von kleinen holden Büschen Zeigt sich hier und dort die Spur.
Ferner
Winter-Betrachtungen.
Wenn faſt alles Gruͤn vergangen, Hat dieß angenehme Kraut, Das man, ſonder Luſt, nicht ſchaut, Erſt zu gruͤnen angefangen. Es wird uͤberall erblickt. Aus den Staͤmmen von den Baͤumen Sieht man es am meiſten keimen, Die es wunderwuͤrdig ſchmuͤckt.
Da wir an den feuchten Rinden Es ganz unbeſchreiblich ſchoͤn Mannigfach gefaͤrbet ſehn, Und in vielen Formen finden. Einer, der es nie bemerkt, Stutzet, wenn er es beachtet; Einer, der es ſonſt betrachtet, Wird in ſeiner Luſt geſtaͤrkt.
Suͤß und lieblich ſieht man ſpielen Gelblich, Roͤhtlich, Gruͤn und Weiß. Jedes ſcheinet auf den Preis, Was das ſchoͤnſte ſey, zu zielen. Manche zierliche Figur Sieht man hier und dort ſich miſchen, Und von kleinen holden Buͤſchen Zeigt ſich hier und dort die Spur.
Ferner
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Winter-Betrachtungen.
Wenn faſt alles Gruͤn vergangen,
Hat dieß angenehme Kraut,
Das man, ſonder Luſt, nicht ſchaut,
Erſt zu gruͤnen angefangen.
Es wird uͤberall erblickt.
Aus den Staͤmmen von den Baͤumen
Sieht man es am meiſten keimen,
Die es wunderwuͤrdig ſchmuͤckt.
Da wir an den feuchten Rinden
Es ganz unbeſchreiblich ſchoͤn
Mannigfach gefaͤrbet ſehn,
Und in vielen Formen finden.
Einer, der es nie bemerkt,
Stutzet, wenn er es beachtet;
Einer, der es ſonſt betrachtet,
Wird in ſeiner Luſt geſtaͤrkt.
Suͤß und lieblich ſieht man ſpielen
Gelblich, Roͤhtlich, Gruͤn und Weiß.
Jedes ſcheinet auf den Preis,
Was das ſchoͤnſte ſey, zu zielen.
Manche zierliche Figur
Sieht man hier und dort ſich miſchen,
Und von kleinen holden Buͤſchen
Zeigt ſich hier und dort die Spur.
Ferner
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Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 7. Hamburg, 1743, S. 614. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen07_1743/632>, abgerufen am 22.11.2024.
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