Und holden Schimmer wieder kriegen. Bald wird sie, mit verneuter Pracht, Nach der verschwundnen Winter-Nacht, Am Frühlings-Morgen uns vergnüegn.
5.
Des Winters rauher Gegensatz Verschönert ihren Bluhmen-Schatz, Wenn alles lieblich wieder grünet. Wie wird man denn so klärlich sehn, Daß alles, was im Frost geschehn, Uns zu vermehrter Lust gedienet.
6.
So sehe denn doch jedermann Die Ordnungen des Schöpfers an, Auch wenn man scharfe Kälte fühlet! Erwegt, wie Gottes Gütigkeit, Selbst in der rauhen Winter-Zeit, Auf unsre künft'ge Lust gezielet.
7.
Der Wechsel ist, was auf der Welt Uns mehr als der Bestand gefällt, Der Wechsel mehrt auch hier die Freude. Damit ein stetes Einerley Den Sterblichen nicht widrig sey; So ändert sichs im Welt-Gebäude.
8. Jm
Q q 2
Winter-Geſang.
Und holden Schimmer wieder kriegen. Bald wird ſie, mit verneuter Pracht, Nach der verſchwundnen Winter-Nacht, Am Fruͤhlings-Morgen uns vergnuͤegn.
5.
Des Winters rauher Gegenſatz Verſchoͤnert ihren Bluhmen-Schatz, Wenn alles lieblich wieder gruͤnet. Wie wird man denn ſo klaͤrlich ſehn, Daß alles, was im Froſt geſchehn, Uns zu vermehrter Luſt gedienet.
6.
So ſehe denn doch jedermann Die Ordnungen des Schoͤpfers an, Auch wenn man ſcharfe Kaͤlte fuͤhlet! Erwegt, wie Gottes Guͤtigkeit, Selbſt in der rauhen Winter-Zeit, Auf unſre kuͤnft’ge Luſt gezielet.
7.
Der Wechſel iſt, was auf der Welt Uns mehr als der Beſtand gefaͤllt, Der Wechſel mehrt auch hier die Freude. Damit ein ſtetes Einerley Den Sterblichen nicht widrig ſey; So aͤndert ſichs im Welt-Gebaͤude.
8. Jm
Q q 2
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Winter-Geſang.
Und holden Schimmer wieder kriegen.
Bald wird ſie, mit verneuter Pracht,
Nach der verſchwundnen Winter-Nacht,
Am Fruͤhlings-Morgen uns vergnuͤegn.
5.
Des Winters rauher Gegenſatz
Verſchoͤnert ihren Bluhmen-Schatz,
Wenn alles lieblich wieder gruͤnet.
Wie wird man denn ſo klaͤrlich ſehn,
Daß alles, was im Froſt geſchehn,
Uns zu vermehrter Luſt gedienet.
6.
So ſehe denn doch jedermann
Die Ordnungen des Schoͤpfers an,
Auch wenn man ſcharfe Kaͤlte fuͤhlet!
Erwegt, wie Gottes Guͤtigkeit,
Selbſt in der rauhen Winter-Zeit,
Auf unſre kuͤnft’ge Luſt gezielet.
7.
Der Wechſel iſt, was auf der Welt
Uns mehr als der Beſtand gefaͤllt,
Der Wechſel mehrt auch hier die Freude.
Damit ein ſtetes Einerley
Den Sterblichen nicht widrig ſey;
So aͤndert ſichs im Welt-Gebaͤude.
8. Jm
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Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 7. Hamburg, 1743, S. 611. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen07_1743/629>, abgerufen am 22.11.2024.
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