Durch dieß Gemisch von Dunkelheit und Licht, Wodurch des Schnees weisser Schein, Der sonsten allgemein, Jn einer Art von Dämmerung sich bricht, Legt dem betrachtenden Gesicht Ein nicht unangenehmes Grau, Jm weissen Schimmer, sich zur Schau, Jn welchen sich die langen weissen Graben, Von Schnee gefüllt, in fast nicht abzusehnden Strichen, Als Rahmen, die dem Silber glichen, Symmetrisch eingefasset haben. Worauf bald hie, bald dort bestrahlten Eises Spitzen, Als wären sie darauf durch Kunst gefasset, blitzen. Dieß alles siehet ein Gemüht, Das es mit Ueberlegung sieht, (Jndem, was nicht zu leugnen, ja Die Farben wirklich da) Mit einem billigen Vergnügen, Weil Formen, Farben, Glanz und Licht, Zusammt dem es betrachtenden Gesicht, Wenn man es recht erwegt, in unserm Leben Gewiß uns nicht umsonst gegeben. Man muß denn die verachtete Gestalten, Die uns der Schöpfer auch zur Winter-Zeit beschehrt, Weil man in ihnen auch, in unsrer Lust, Jhn ehrt, Hinführo unsers Anblicks wehrt, Und ferner, wie bisher, nicht für verächtlich halten.
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7 Theil. Q q
Zum Winter.
Durch dieß Gemiſch von Dunkelheit und Licht, Wodurch des Schnees weiſſer Schein, Der ſonſten allgemein, Jn einer Art von Daͤmmerung ſich bricht, Legt dem betrachtenden Geſicht Ein nicht unangenehmes Grau, Jm weiſſen Schimmer, ſich zur Schau, Jn welchen ſich die langen weiſſen Graben, Von Schnee gefuͤllt, in faſt nicht abzuſehnden Strichen, Als Rahmen, die dem Silber glichen, Symmetriſch eingefaſſet haben. Worauf bald hie, bald dort beſtrahlten Eiſes Spitzen, Als waͤren ſie darauf durch Kunſt gefaſſet, blitzen. Dieß alles ſiehet ein Gemuͤht, Das es mit Ueberlegung ſieht, (Jndem, was nicht zu leugnen, ja Die Farben wirklich da) Mit einem billigen Vergnuͤgen, Weil Formen, Farben, Glanz und Licht, Zuſammt dem es betrachtenden Geſicht, Wenn man es recht erwegt, in unſerm Leben Gewiß uns nicht umſonſt gegeben. Man muß denn die verachtete Geſtalten, Die uns der Schoͤpfer auch zur Winter-Zeit beſchehrt, Weil man in ihnen auch, in unſrer Luſt, Jhn ehrt, Hinfuͤhro unſers Anblicks wehrt, Und ferner, wie bisher, nicht fuͤr veraͤchtlich halten.
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Zum Winter.
Durch dieß Gemiſch von Dunkelheit und Licht,
Wodurch des Schnees weiſſer Schein,
Der ſonſten allgemein,
Jn einer Art von Daͤmmerung ſich bricht,
Legt dem betrachtenden Geſicht
Ein nicht unangenehmes Grau,
Jm weiſſen Schimmer, ſich zur Schau,
Jn welchen ſich die langen weiſſen Graben,
Von Schnee gefuͤllt, in faſt nicht abzuſehnden Strichen,
Als Rahmen, die dem Silber glichen,
Symmetriſch eingefaſſet haben.
Worauf bald hie, bald dort beſtrahlten Eiſes Spitzen,
Als waͤren ſie darauf durch Kunſt gefaſſet, blitzen.
Dieß alles ſiehet ein Gemuͤht,
Das es mit Ueberlegung ſieht,
(Jndem, was nicht zu leugnen, ja
Die Farben wirklich da)
Mit einem billigen Vergnuͤgen,
Weil Formen, Farben, Glanz und Licht,
Zuſammt dem es betrachtenden Geſicht,
Wenn man es recht erwegt, in unſerm Leben
Gewiß uns nicht umſonſt gegeben.
Man muß denn die verachtete Geſtalten,
Die uns der Schoͤpfer auch zur Winter-Zeit beſchehrt,
Weil man in ihnen auch, in unſrer Luſt, Jhn ehrt,
Hinfuͤhro unſers Anblicks wehrt,
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Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 7. Hamburg, 1743, S. 609. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen07_1743/627>, abgerufen am 22.11.2024.
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