Kein Vorwurf schöner scheinen kann. Von angestrahlten Eises Spitzen Erhebet sich, an tausend Stellen, ein helles bunt-gefärbtes Blitzen, Wenn nemlich, an so vielen Ecken, das aufgefangne Son- nen-Licht, Jn schnell zurückgeschickten Strahlen, und reinem Glanz, sich funkelnd bricht. Wenn man in einer Landschaft wäre, wo alles voll von Edelsteinen, Unmöglich könnte sie im hellern, poliert- und reinern Glanze scheinen. Es sieht, zu einer solchen Zeit, der Erden und das Wasser- Reich, Am Schimmer, Glanz und buntem Feuer, fast wahren Diamanten gleich. Von selbst geformte Prismata sieht man bald hier, bald dorten funkeln, Hier Purpur, dorten Gelb, wie Gold, hier Weiß, dort Blau, da Roht, dort Grün, Jn wandelbarer Farb' und Glanz, recht als im bunten Feuer, glühn, Jn klein- und grossen Eises Stücken, auf weissen bald, und bald auf dunkeln, Mit schwärzlich- blau gemischten Stellen des unbeschneiten Eises, das Sich oft, so weit man sieht, erstreckt, als wie ein grosses Spiegel-Glas, Worinn von abgestreiften Bäumen, von Schnee- von schroffen Eises-Hügeln, Und vielen andern Gegenwürfen, sich mancherley Figuren spiegeln.
Ja,
Der Winter.
Kein Vorwurf ſchoͤner ſcheinen kann. Von angeſtrahlten Eiſes Spitzen Erhebet ſich, an tauſend Stellen, ein helles bunt-gefaͤrbtes Blitzen, Wenn nemlich, an ſo vielen Ecken, das aufgefangne Son- nen-Licht, Jn ſchnell zuruͤckgeſchickten Strahlen, und reinem Glanz, ſich funkelnd bricht. Wenn man in einer Landſchaft waͤre, wo alles voll von Edelſteinen, Unmoͤglich koͤnnte ſie im hellern, poliert- und reinern Glanze ſcheinen. Es ſieht, zu einer ſolchen Zeit, der Erden und das Waſſer- Reich, Am Schimmer, Glanz und buntem Feuer, faſt wahren Diamanten gleich. Von ſelbſt geformte Prismata ſieht man bald hier, bald dorten funkeln, Hier Purpur, dorten Gelb, wie Gold, hier Weiß, dort Blau, da Roht, dort Gruͤn, Jn wandelbarer Farb’ und Glanz, recht als im bunten Feuer, gluͤhn, Jn klein- und groſſen Eiſes Stuͤcken, auf weiſſen bald, und bald auf dunkeln, Mit ſchwaͤrzlich- blau gemiſchten Stellen des unbeſchneiten Eiſes, das Sich oft, ſo weit man ſieht, erſtreckt, als wie ein groſſes Spiegel-Glas, Worinn von abgeſtreiften Baͤumen, von Schnee- von ſchroffen Eiſes-Huͤgeln, Und vielen andern Gegenwuͤrfen, ſich mancherley Figuren ſpiegeln.
Ja,
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Der Winter.
Kein Vorwurf ſchoͤner ſcheinen kann. Von angeſtrahlten
Eiſes Spitzen
Erhebet ſich, an tauſend Stellen, ein helles bunt-gefaͤrbtes
Blitzen,
Wenn nemlich, an ſo vielen Ecken, das aufgefangne Son-
nen-Licht,
Jn ſchnell zuruͤckgeſchickten Strahlen, und reinem Glanz,
ſich funkelnd bricht.
Wenn man in einer Landſchaft waͤre, wo alles voll von
Edelſteinen,
Unmoͤglich koͤnnte ſie im hellern, poliert- und reinern
Glanze ſcheinen.
Es ſieht, zu einer ſolchen Zeit, der Erden und das Waſſer-
Reich,
Am Schimmer, Glanz und buntem Feuer, faſt wahren
Diamanten gleich.
Von ſelbſt geformte Prismata ſieht man bald hier, bald
dorten funkeln,
Hier Purpur, dorten Gelb, wie Gold, hier Weiß, dort
Blau, da Roht, dort Gruͤn,
Jn wandelbarer Farb’ und Glanz, recht als im bunten Feuer,
gluͤhn,
Jn klein- und groſſen Eiſes Stuͤcken, auf weiſſen bald, und
bald auf dunkeln,
Mit ſchwaͤrzlich- blau gemiſchten Stellen des unbeſchneiten
Eiſes, das
Sich oft, ſo weit man ſieht, erſtreckt, als wie ein groſſes
Spiegel-Glas,
Worinn von abgeſtreiften Baͤumen, von Schnee- von
ſchroffen Eiſes-Huͤgeln,
Und vielen andern Gegenwuͤrfen, ſich mancherley Figuren
ſpiegeln.
Ja,
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Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 7. Hamburg, 1743, S. 602. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen07_1743/620>, abgerufen am 22.11.2024.
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