Das leere Stroh bleibt für das Vieh, und wird demselben vorgetragen. Hierauf ergreifen sie die Harke verkehrt, und schieben das zu Hauf, Was auf der Diehl' gedroschen liegt, und schlagen denn von neuem drauf, Beym Gersten nehmlich, um die Spitzen von ihren Kör- nern abzutrennen, So denn mit wenig Müh' geschicht, und welches Werk sie Baaken nennen. Denn wird die Harke rechts gekehrt, und umgeharket. Dann der Besen (Der von besonderer Figur, wozu ein lauges Kraut erlesen, Und welchen man den Bennter nennt) genommen, hin und her gedreht, Dadurch wird die zu grobe Spreu davon gestäubet, weg- geweht. Dann schiebt man es auf einen Haufen, und kehrt die ganze Tenne rein, Ergreifet eine kleine Schaufel, und worfelt alles, kann es seyn Dahin, woher der Wind entsteht, da alle Körner, welche schwehr, Durch ihnen eingedrückte Kraft des Werfens, denn am weitsten fliegen; Die leichtern aber, und die Spreu, die von verbundnen Theilen leer, Durch ihnen widerstehnde Luft gehindert, bleiben nahe liegen. Wodurch, da ich dies überdachte, ich in demselben Au- genblick Mein forschend Denken weiter triebe, noch mehr zu denken Anlaß nahm,
Und
Vorwerks-Betrachtungen.
Das leere Stroh bleibt fuͤr das Vieh, und wird demſelben vorgetragen. Hierauf ergreifen ſie die Harke verkehrt, und ſchieben das zu Hauf, Was auf der Diehl’ gedroſchen liegt, und ſchlagen denn von neuem drauf, Beym Gerſten nehmlich, um die Spitzen von ihren Koͤr- nern abzutrennen, So denn mit wenig Muͤh’ geſchicht, und welches Werk ſie Baaken nennen. Denn wird die Harke rechts gekehrt, und umgeharket. Dann der Beſen (Der von beſonderer Figur, wozu ein lauges Kraut erleſen, Und welchen man den Bennter nennt) genommen, hin und her gedreht, Dadurch wird die zu grobe Spreu davon geſtaͤubet, weg- geweht. Dann ſchiebt man es auf einen Haufen, und kehrt die ganze Tenne rein, Ergreifet eine kleine Schaufel, und worfelt alles, kann es ſeyn Dahin, woher der Wind entſteht, da alle Koͤrner, welche ſchwehr, Durch ihnen eingedruͤckte Kraft des Werfens, denn am weitſten fliegen; Die leichtern aber, und die Spreu, die von verbundnen Theilen leer, Durch ihnen widerſtehnde Luft gehindert, bleiben nahe liegen. Wodurch, da ich dies uͤberdachte, ich in demſelben Au- genblick Mein forſchend Denken weiter triebe, noch mehr zu denken Anlaß nahm,
Und
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Vorwerks-Betrachtungen.
Das leere Stroh bleibt fuͤr das Vieh, und wird demſelben
vorgetragen.
Hierauf ergreifen ſie die Harke verkehrt, und ſchieben das
zu Hauf,
Was auf der Diehl’ gedroſchen liegt, und ſchlagen denn
von neuem drauf,
Beym Gerſten nehmlich, um die Spitzen von ihren Koͤr-
nern abzutrennen,
So denn mit wenig Muͤh’ geſchicht, und welches Werk
ſie Baaken nennen.
Denn wird die Harke rechts gekehrt, und umgeharket.
Dann der Beſen
(Der von beſonderer Figur, wozu ein lauges Kraut erleſen,
Und welchen man den Bennter nennt) genommen, hin
und her gedreht,
Dadurch wird die zu grobe Spreu davon geſtaͤubet, weg-
geweht.
Dann ſchiebt man es auf einen Haufen, und kehrt die ganze
Tenne rein,
Ergreifet eine kleine Schaufel, und worfelt alles, kann
es ſeyn
Dahin, woher der Wind entſteht, da alle Koͤrner, welche
ſchwehr,
Durch ihnen eingedruͤckte Kraft des Werfens, denn am
weitſten fliegen;
Die leichtern aber, und die Spreu, die von verbundnen
Theilen leer,
Durch ihnen widerſtehnde Luft gehindert, bleiben nahe liegen.
Wodurch, da ich dies uͤberdachte, ich in demſelben Au-
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Mein forſchend Denken weiter triebe, noch mehr zu denken
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Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 7. Hamburg, 1743, S. 571. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen07_1743/589>, abgerufen am 22.11.2024.
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