Mit doppeltem Vergnügen, an; worinn zugleich der Sternen Schaar, Mit ihrem Strahlen-reichen Schimmern (so helle war es) sichtbar war. Wobey denn hin und wieder noch auf einigen erhabneu Höh'n Des hellen Mondes kleine Bilder in nicht geringerm Glanz zu sehn. Ja, wie die Luft sich bald darauf ein wenig deckte, sah ich eben, Als in der lauen Frühlings-Zeit, die Wolken aus Süd- Osten schweben, Und auch zugleich aus Süd-Süd-Westen mit sanftem Drange vorwerts gehn.
29 War nun der andre Morgen gleich zu Anfangs nebligt, dick und trübe; So währt' es doch nur kurze Zeit, daß dieser Duft und Nebel bliebe. Um neun erheiterte sich alles. Es glänzt' aufs neu Luft, Erd' und Fluht, Und alles, was das Aug' erblickt, war abermahl voll Sonnen-Gluht. Es glänzet alles, was man sah. Hatt' es nun gleich die Nacht gefroren, So hatte doch schon mit dem Morgen so Frost als Kälte sich verlohren, Die linde Luft war sanft und kühl, es ging nicht der geringste Wind, So daß es nicht nur unsern Augen, dem ganzen Cörper wohl gefiel. Des Mittags sah man einen Duft und Nebel unver- hofft entstehn;
Allein
Beſchreibung einer lieblichen
Mit doppeltem Vergnuͤgen, an; worinn zugleich der Sternen Schaar, Mit ihrem Strahlen-reichen Schimmern (ſo helle war es) ſichtbar war. Wobey denn hin und wieder noch auf einigen erhabneu Hoͤh’n Des hellen Mondes kleine Bilder in nicht geringerm Glanz zu ſehn. Ja, wie die Luft ſich bald darauf ein wenig deckte, ſah ich eben, Als in der lauen Fruͤhlings-Zeit, die Wolken aus Suͤd- Oſten ſchweben, Und auch zugleich aus Suͤd-Suͤd-Weſten mit ſanftem Drange vorwerts gehn.
29 War nun der andre Morgen gleich zu Anfangs nebligt, dick und truͤbe; So waͤhrt’ es doch nur kurze Zeit, daß dieſer Duft und Nebel bliebe. Um neun erheiterte ſich alles. Es glaͤnzt’ aufs neu Luft, Erd’ und Fluht, Und alles, was das Aug’ erblickt, war abermahl voll Sonnen-Gluht. Es glaͤnzet alles, was man ſah. Hatt’ es nun gleich die Nacht gefroren, So hatte doch ſchon mit dem Morgen ſo Froſt als Kaͤlte ſich verlohren, Die linde Luft war ſanft und kuͤhl, es ging nicht der geringſte Wind, So daß es nicht nur unſern Augen, dem ganzen Coͤrper wohl gefiel. Des Mittags ſah man einen Duft und Nebel unver- hofft entſtehn;
Allein
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Beſchreibung einer lieblichen
Mit doppeltem Vergnuͤgen, an; worinn zugleich der
Sternen Schaar,
Mit ihrem Strahlen-reichen Schimmern (ſo helle war
es) ſichtbar war.
Wobey denn hin und wieder noch auf einigen erhabneu
Hoͤh’n
Des hellen Mondes kleine Bilder in nicht geringerm Glanz
zu ſehn.
Ja, wie die Luft ſich bald darauf ein wenig deckte, ſah
ich eben,
Als in der lauen Fruͤhlings-Zeit, die Wolken aus Suͤd-
Oſten ſchweben,
Und auch zugleich aus Suͤd-Suͤd-Weſten mit ſanftem
Drange vorwerts gehn.
War nun der andre Morgen gleich zu Anfangs nebligt,
dick und truͤbe;
So waͤhrt’ es doch nur kurze Zeit, daß dieſer Duft und
Nebel bliebe.
Um neun erheiterte ſich alles. Es glaͤnzt’ aufs neu Luft,
Erd’ und Fluht,
Und alles, was das Aug’ erblickt, war abermahl voll
Sonnen-Gluht.
Es glaͤnzet alles, was man ſah. Hatt’ es nun gleich die
Nacht gefroren,
So hatte doch ſchon mit dem Morgen ſo Froſt als
Kaͤlte ſich verlohren,
Die linde Luft war ſanft und kuͤhl, es ging nicht der
geringſte Wind,
So daß es nicht nur unſern Augen, dem ganzen Coͤrper
wohl gefiel.
Des Mittags ſah man einen Duft und Nebel unver-
hofft entſtehn;
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Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 7. Hamburg, 1743, S. 558. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen07_1743/576>, abgerufen am 22.11.2024.
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