Kaum angenehmer glänzen kann, und, was besonders, bey dem Licht, Und bey dem hellen Glanz der Sonnen, und klaren Him- mel fror es nicht. Die ganze Luft war kühl, nicht kalt, vom Winter ward sonst nichts empfunden, Als daß die Bäume Blätter-los und ihres Schmucks beraubet stunden.
23 Am drey und zwanzigsten darauf war ebenfalls das Wetter schön, Still, angenehm, nicht kalt, es war am Himmel kein Gewölk zu sehn, Die Felder schienen, wie im Frühling, ein grün gemisch- tes Dunkelblau War überall, so weit man sah, mit rechter Augen-Lust zur Schau. Jm Garten ging ich Stunden-lang, bewunderte die Lauigkeit Der sanften Luft, und sah so gar, nicht ohn bewunder- tes Vergnügen, Hervorgekrochne Regen-Würmer, so wohl um diese Jahres-Zeit Nicht leicht geschehen, hier und dar in regen Kreisen häufig liegen. Es waren auf den Bluhmen-Beeten schon hin und wie- der zarte Sprossen Von Frühlings-Blühmchen ziemlich lang erhoben und hervorgeschossen. Auf luckerm aufgethauten Eise, recht als auf glänzen- den Krystallen, Sah man, in aufgeeisten Graben, der Sonnen Strahlen lieblich fallen,
Und
Beſchreibung einer lieblichen
Kaum angenehmer glaͤnzen kann, und, was beſonders, bey dem Licht, Und bey dem hellen Glanz der Sonnen, und klaren Him- mel fror es nicht. Die ganze Luft war kuͤhl, nicht kalt, vom Winter ward ſonſt nichts empfunden, Als daß die Baͤume Blaͤtter-los und ihres Schmucks beraubet ſtunden.
23 Am drey und zwanzigſten darauf war ebenfalls das Wetter ſchoͤn, Still, angenehm, nicht kalt, es war am Himmel kein Gewoͤlk zu ſehn, Die Felder ſchienen, wie im Fruͤhling, ein gruͤn gemiſch- tes Dunkelblau War uͤberall, ſo weit man ſah, mit rechter Augen-Luſt zur Schau. Jm Garten ging ich Stunden-lang, bewunderte die Lauigkeit Der ſanften Luft, und ſah ſo gar, nicht ohn bewunder- tes Vergnuͤgen, Hervorgekrochne Regen-Wuͤrmer, ſo wohl um dieſe Jahres-Zeit Nicht leicht geſchehen, hier und dar in regen Kreiſen haͤufig liegen. Es waren auf den Bluhmen-Beeten ſchon hin und wie- der zarte Sproſſen Von Fruͤhlings-Bluͤhmchen ziemlich lang erhoben und hervorgeſchoſſen. Auf luckerm aufgethauten Eiſe, recht als auf glaͤnzen- den Kryſtallen, Sah man, in aufgeeiſten Graben, der Sonnen Strahlen lieblich fallen,
Und
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><lgtype="poem"><lgn="21"><pbfacs="#f0572"n="554"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">Beſchreibung einer lieblichen</hi></fw><lb/><l>Kaum angenehmer glaͤnzen kann, und, was beſonders,</l><lb/><l><hirendition="#et">bey dem Licht,</hi></l><lb/><l>Und bey dem hellen Glanz der Sonnen, und klaren Him-</l><lb/><l><hirendition="#et">mel fror es nicht.</hi></l><lb/><l>Die ganze Luft war kuͤhl, nicht kalt, vom Winter ward</l><lb/><l><hirendition="#et">ſonſt nichts empfunden,</hi></l><lb/><l>Als daß die Baͤume Blaͤtter-los und ihres Schmucks</l><lb/><l><hirendition="#et">beraubet ſtunden.</hi></l></lg><lb/><lgn="22"><l><noteplace="left">23</note> Am drey und zwanzigſten darauf war ebenfalls das</l><lb/><l><hirendition="#et">Wetter ſchoͤn,</hi></l><lb/><l>Still, angenehm, nicht kalt, es war am Himmel kein</l><lb/><l><hirendition="#et">Gewoͤlk zu ſehn,</hi></l><lb/><l>Die Felder ſchienen, wie im Fruͤhling, ein gruͤn gemiſch-</l><lb/><l><hirendition="#et">tes Dunkelblau</hi></l><lb/><l>War uͤberall, ſo weit man ſah, mit rechter Augen-Luſt</l><lb/><l><hirendition="#et">zur Schau.</hi></l><lb/><l>Jm Garten ging ich Stunden-lang, bewunderte die</l><lb/><l><hirendition="#et">Lauigkeit</hi></l><lb/><l>Der ſanften Luft, und ſah ſo gar, nicht ohn bewunder-</l><lb/><l><hirendition="#et">tes Vergnuͤgen,</hi></l><lb/><l>Hervorgekrochne Regen-Wuͤrmer, ſo wohl um dieſe</l><lb/><l><hirendition="#et">Jahres-Zeit</hi></l><lb/><l>Nicht leicht geſchehen, hier und dar in regen Kreiſen</l><lb/><l><hirendition="#et">haͤufig liegen.</hi></l><lb/><l>Es waren auf den Bluhmen-Beeten ſchon hin und wie-</l><lb/><l><hirendition="#et">der zarte Sproſſen</hi></l><lb/><l>Von Fruͤhlings-Bluͤhmchen ziemlich lang erhoben und</l><lb/><l><hirendition="#et">hervorgeſchoſſen.</hi></l><lb/><l>Auf luckerm aufgethauten Eiſe, recht als auf glaͤnzen-</l><lb/><l><hirendition="#et">den Kryſtallen,</hi></l><lb/><l>Sah man, in aufgeeiſten Graben, der Sonnen Strahlen</l><lb/><l><hirendition="#et">lieblich fallen,</hi></l><lb/><fwplace="bottom"type="catch">Und</fw><lb/></lg></lg></div></div></div></body></text></TEI>
[554/0572]
Beſchreibung einer lieblichen
Kaum angenehmer glaͤnzen kann, und, was beſonders,
bey dem Licht,
Und bey dem hellen Glanz der Sonnen, und klaren Him-
mel fror es nicht.
Die ganze Luft war kuͤhl, nicht kalt, vom Winter ward
ſonſt nichts empfunden,
Als daß die Baͤume Blaͤtter-los und ihres Schmucks
beraubet ſtunden.
Am drey und zwanzigſten darauf war ebenfalls das
Wetter ſchoͤn,
Still, angenehm, nicht kalt, es war am Himmel kein
Gewoͤlk zu ſehn,
Die Felder ſchienen, wie im Fruͤhling, ein gruͤn gemiſch-
tes Dunkelblau
War uͤberall, ſo weit man ſah, mit rechter Augen-Luſt
zur Schau.
Jm Garten ging ich Stunden-lang, bewunderte die
Lauigkeit
Der ſanften Luft, und ſah ſo gar, nicht ohn bewunder-
tes Vergnuͤgen,
Hervorgekrochne Regen-Wuͤrmer, ſo wohl um dieſe
Jahres-Zeit
Nicht leicht geſchehen, hier und dar in regen Kreiſen
haͤufig liegen.
Es waren auf den Bluhmen-Beeten ſchon hin und wie-
der zarte Sproſſen
Von Fruͤhlings-Bluͤhmchen ziemlich lang erhoben und
hervorgeſchoſſen.
Auf luckerm aufgethauten Eiſe, recht als auf glaͤnzen-
den Kryſtallen,
Sah man, in aufgeeiſten Graben, der Sonnen Strahlen
lieblich fallen,
Und
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 7. Hamburg, 1743, S. 554. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen07_1743/572>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.