Das Firmament war wieder heiter, wie ein Sapphir, entwölkt und rein, Der Felder feuchten Grund bestrahlt', in heller Gluht, der Sonnenschein, Bey einem sanften Wind aus Süden, und in dem Sonnen- hellen Licht, War auch die Witterung gelind', es thaute nicht, es fror auch nicht.
17 Am siebenzehnden Monats-Tag hat es die halbe Nacht gefroren, Auch fror es bis zur Mittags-Zeit, recht aber, als wenns nicht zu kalt Auf einmahl bey uns werden sollt', hatt' um den Mittag alsobald, Und eh' wirs uns versahn, so Frost, als Kälte sich verloh- ren. Es ward die Luft gelind' und lau, ein Nebel, der zugleich entstand, Doch aber kaum zwo Stunden währte, verging allmählig und verschwand.
18 Kaum hat der heitre Martius je solchen heitern Tag gebracht, Als wie der Tag, der diesem folgt. Es glänzt', in einer solchen Pracht, Die helle Sonn' am Firmament, bey einer gleichsam lauen Luft, Worinn sich gar kein Wind nicht regte, daß man zugleich, mit Anmuht, fühlte, Und sah, wie hell und warm es war: nur daß ein kurzer Nebel-Duft Gleich bey des Morgens End entstand, der aber sich nicht lang' erhielte.
Bis
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Winter-Witterung in Ritzebuͤttel.
Das Firmament war wieder heiter, wie ein Sapphir, entwoͤlkt und rein, Der Felder feuchten Grund beſtrahlt’, in heller Gluht, der Sonnenſchein, Bey einem ſanften Wind aus Suͤden, und in dem Sonnen- hellen Licht, War auch die Witterung gelind’, es thaute nicht, es fror auch nicht.
17 Am ſiebenzehnden Monats-Tag hat es die halbe Nacht gefroren, Auch fror es bis zur Mittags-Zeit, recht aber, als wenns nicht zu kalt Auf einmahl bey uns werden ſollt’, hatt’ um den Mittag alſobald, Und eh’ wirs uns verſahn, ſo Froſt, als Kaͤlte ſich verloh- ren. Es ward die Luft gelind’ und lau, ein Nebel, der zugleich entſtand, Doch aber kaum zwo Stunden waͤhrte, verging allmaͤhlig und verſchwand.
18 Kaum hat der heitre Martius je ſolchen heitern Tag gebracht, Als wie der Tag, der dieſem folgt. Es glaͤnzt’, in einer ſolchen Pracht, Die helle Sonn’ am Firmament, bey einer gleichſam lauen Luft, Worinn ſich gar kein Wind nicht regte, daß man zugleich, mit Anmuht, fuͤhlte, Und ſah, wie hell und warm es war: nur daß ein kurzer Nebel-Duft Gleich bey des Morgens End entſtand, der aber ſich nicht lang’ erhielte.
Bis
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Winter-Witterung in Ritzebuͤttel.
Das Firmament war wieder heiter, wie ein Sapphir,
entwoͤlkt und rein,
Der Felder feuchten Grund beſtrahlt’, in heller Gluht,
der Sonnenſchein,
Bey einem ſanften Wind aus Suͤden, und in dem Sonnen-
hellen Licht,
War auch die Witterung gelind’, es thaute nicht, es fror
auch nicht.
Am ſiebenzehnden Monats-Tag hat es die halbe Nacht
gefroren,
Auch fror es bis zur Mittags-Zeit, recht aber, als wenns
nicht zu kalt
Auf einmahl bey uns werden ſollt’, hatt’ um den Mittag
alſobald,
Und eh’ wirs uns verſahn, ſo Froſt, als Kaͤlte ſich verloh-
ren.
Es ward die Luft gelind’ und lau, ein Nebel, der zugleich
entſtand,
Doch aber kaum zwo Stunden waͤhrte, verging allmaͤhlig
und verſchwand.
Kaum hat der heitre Martius je ſolchen heitern Tag
gebracht,
Als wie der Tag, der dieſem folgt. Es glaͤnzt’, in einer
ſolchen Pracht,
Die helle Sonn’ am Firmament, bey einer gleichſam
lauen Luft,
Worinn ſich gar kein Wind nicht regte, daß man zugleich,
mit Anmuht, fuͤhlte,
Und ſah, wie hell und warm es war: nur daß ein kurzer
Nebel-Duft
Gleich bey des Morgens End entſtand, der aber ſich nicht
lang’ erhielte.
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Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 7. Hamburg, 1743, S. 549. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen07_1743/567>, abgerufen am 22.11.2024.
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