Die gleichfalls sehr beträchtlich war. Man sah, mit innigem Vergnügen, Auf den so glatt-gefrornen Graben, die mein erhaben Schloß umgeben, Die Jugend theils geschäftig glitzschen, theils auf po- liertem Schritt-Schuh schweben, Theils auf so klein-als grossen Schlitten bald hie, bald dorten gleichsam fliegen, Und schwärmend durch einander wühlen. Den Abend war die Luft so klar, Daß ich mich nie erinnere solch' ungezählte Sternen- Schaar Am Firmament gesehn zu haben. Jch sah, bewundernd, wunderschön Gestirne, die ich, meines Wissens, noch nie vermerkt, noch nie geseh'n, So mich zu einer innren Lust, und, durch derselben helle Pracht, Den, Der so grosser Lichter Menge durch einen Wink aus Nichts gemacht, Jn ehrerbietigster Bewundrung, zu loben und zu danken bracht.
9 Den Tag darauf brach abermahl, mit einem ganz ent- wölkten Schein, Das schöne Gold der Morgen-Sonne, durch eine sanfte Luft, herein, Und daurete den ganzen Tag, so daß ich in der Sonnen Gluht, Voll Anmuht, mich gewärmet habe. Wobey in der bestrahlten Fluht Jch etwas sonderlichs betrachtet, daß sie im Sonnen- schein gefror.
Jch
Beſchreibung einer lieblichen
Die gleichfalls ſehr betraͤchtlich war. Man ſah, mit innigem Vergnuͤgen, Auf den ſo glatt-gefrornen Graben, die mein erhaben Schloß umgeben, Die Jugend theils geſchaͤftig glitzſchen, theils auf po- liertem Schritt-Schuh ſchweben, Theils auf ſo klein-als groſſen Schlitten bald hie, bald dorten gleichſam fliegen, Und ſchwaͤrmend durch einander wuͤhlen. Den Abend war die Luft ſo klar, Daß ich mich nie erinnere ſolch’ ungezaͤhlte Sternen- Schaar Am Firmament geſehn zu haben. Jch ſah, bewundernd, wunderſchoͤn Geſtirne, die ich, meines Wiſſens, noch nie vermerkt, noch nie geſeh’n, So mich zu einer innren Luſt, und, durch derſelben helle Pracht, Den, Der ſo groſſer Lichter Menge durch einen Wink aus Nichts gemacht, Jn ehrerbietigſter Bewundrung, zu loben und zu danken bracht.
9 Den Tag darauf brach abermahl, mit einem ganz ent- woͤlkten Schein, Das ſchoͤne Gold der Morgen-Sonne, durch eine ſanfte Luft, herein, Und daurete den ganzen Tag, ſo daß ich in der Sonnen Gluht, Voll Anmuht, mich gewaͤrmet habe. Wobey in der beſtrahlten Fluht Jch etwas ſonderlichs betrachtet, daß ſie im Sonnen- ſchein gefror.
Jch
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Beſchreibung einer lieblichen
Die gleichfalls ſehr betraͤchtlich war. Man ſah, mit
innigem Vergnuͤgen,
Auf den ſo glatt-gefrornen Graben, die mein erhaben
Schloß umgeben,
Die Jugend theils geſchaͤftig glitzſchen, theils auf po-
liertem Schritt-Schuh ſchweben,
Theils auf ſo klein-als groſſen Schlitten bald hie, bald
dorten gleichſam fliegen,
Und ſchwaͤrmend durch einander wuͤhlen. Den Abend
war die Luft ſo klar,
Daß ich mich nie erinnere ſolch’ ungezaͤhlte Sternen-
Schaar
Am Firmament geſehn zu haben. Jch ſah, bewundernd,
wunderſchoͤn
Geſtirne, die ich, meines Wiſſens, noch nie vermerkt,
noch nie geſeh’n,
So mich zu einer innren Luſt, und, durch derſelben helle
Pracht,
Den, Der ſo groſſer Lichter Menge durch einen Wink
aus Nichts gemacht,
Jn ehrerbietigſter Bewundrung, zu loben und zu danken
bracht.
Den Tag darauf brach abermahl, mit einem ganz ent-
woͤlkten Schein,
Das ſchoͤne Gold der Morgen-Sonne, durch eine ſanfte
Luft, herein,
Und daurete den ganzen Tag, ſo daß ich in der Sonnen
Gluht,
Voll Anmuht, mich gewaͤrmet habe. Wobey in der
beſtrahlten Fluht
Jch etwas ſonderlichs betrachtet, daß ſie im Sonnen-
ſchein gefror.
Jch
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Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 7. Hamburg, 1743, S. 544. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen07_1743/562>, abgerufen am 22.11.2024.
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