Jch sahe diesen schönen Bogen mit Freuden an, und kam er mir, Je mehr er unvermuhtet kam, um desto mehr beträchtlich für. Es machten mir die schönen Farben, und seine Regel- rechte Ründe, Den Augen, auch dem Geist Vergnügen, weil ich zugleich in ihm befinde, Daß er ein Gnaden-Zeichen ist. Daher ich mich, mit froher Seele, Jndem ich ihn, mit Andacht, schau, Dir, HErr! zur fer- nern Gnad' empfehle. Jch hätte dieß Gedichte nun schon mehr, als einmahl, schliessen können, Und hab es auch bereits gethan: weil aber unser Schöpfer mir Die Lust der schönen Witterung nachher noch länger wol- len gönnen; So halt ich mich dazu verpflichtet, der Erden Schmuck, des Himmels Zier, Auch desto länger zu beschreiben, zumahl, da sie an diesem Ort So gar was ungewohntes ist. Darum so fahr ich ferner fort.
Bey einer ungemeinen Stille, und Sternen-reichen Abend-Zeit, Am neun und zwanzigsten December, sah ich an den sap- phirnen Höhen Ein unvermuhtet Norder-Licht, ehe ich es mir versah, entstehen. Es fuhren erst verschiedne Strahlen, mit ungemeiner Schnelligkeit,
Von
Winter-Witterung in Ritzebuͤttel.
Jch ſahe dieſen ſchoͤnen Bogen mit Freuden an, und kam er mir, Je mehr er unvermuhtet kam, um deſto mehr betraͤchtlich fuͤr. Es machten mir die ſchoͤnen Farben, und ſeine Regel- rechte Ruͤnde, Den Augen, auch dem Geiſt Vergnuͤgen, weil ich zugleich in ihm befinde, Daß er ein Gnaden-Zeichen iſt. Daher ich mich, mit froher Seele, Jndem ich ihn, mit Andacht, ſchau, Dir, HErr! zur fer- nern Gnad’ empfehle. Jch haͤtte dieß Gedichte nun ſchon mehr, als einmahl, ſchlieſſen koͤnnen, Und hab es auch bereits gethan: weil aber unſer Schoͤpfer mir Die Luſt der ſchoͤnen Witterung nachher noch laͤnger wol- len goͤnnen; So halt ich mich dazu verpflichtet, der Erden Schmuck, des Himmels Zier, Auch deſto laͤnger zu beſchreiben, zumahl, da ſie an dieſem Ort So gar was ungewohntes iſt. Darum ſo fahr ich ferner fort.
Bey einer ungemeinen Stille, und Sternen-reichen Abend-Zeit, Am neun und zwanzigſten December, ſah ich an den ſap- phirnen Hoͤhen Ein unvermuhtet Norder-Licht, ehe ich es mir verſah, entſtehen. Es fuhren erſt verſchiedne Strahlen, mit ungemeiner Schnelligkeit,
Von
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Winter-Witterung in Ritzebuͤttel.
Jch ſahe dieſen ſchoͤnen Bogen mit Freuden an, und kam
er mir,
Je mehr er unvermuhtet kam, um deſto mehr betraͤchtlich
fuͤr.
Es machten mir die ſchoͤnen Farben, und ſeine Regel-
rechte Ruͤnde,
Den Augen, auch dem Geiſt Vergnuͤgen, weil ich zugleich
in ihm befinde,
Daß er ein Gnaden-Zeichen iſt. Daher ich mich, mit
froher Seele,
Jndem ich ihn, mit Andacht, ſchau, Dir, HErr! zur fer-
nern Gnad’ empfehle.
Jch haͤtte dieß Gedichte nun ſchon mehr, als einmahl,
ſchlieſſen koͤnnen,
Und hab es auch bereits gethan: weil aber unſer Schoͤpfer
mir
Die Luſt der ſchoͤnen Witterung nachher noch laͤnger wol-
len goͤnnen;
So halt ich mich dazu verpflichtet, der Erden Schmuck,
des Himmels Zier,
Auch deſto laͤnger zu beſchreiben, zumahl, da ſie an dieſem
Ort
So gar was ungewohntes iſt. Darum ſo fahr ich ferner
fort.
Bey einer ungemeinen Stille, und Sternen-reichen
Abend-Zeit,
Am neun und zwanzigſten December, ſah ich an den ſap-
phirnen Hoͤhen
Ein unvermuhtet Norder-Licht, ehe ich es mir verſah,
entſtehen.
Es fuhren erſt verſchiedne Strahlen, mit ungemeiner
Schnelligkeit,
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Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 7. Hamburg, 1743, S. 541. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen07_1743/559>, abgerufen am 22.11.2024.
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