Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 7. Hamburg, 1743.Beschreibung einer lieblichen Daß sie auch in der Ferne wirkt, und daß nur bloß dieEigenschaft Der Theilchen in der Luft es hindert, daß unsre Welt nicht allemahl Das immer gleiche Lebens-Feuer von ihrem Flammen- reichen Strahl Jn einem gleichen Grad empfindet. Und weil denn dieses schaden könnte, Wenn eine gar zu starke Gluht die Erde minder wärmt' als brennte, Einfolglich uns nicht nützen würde; so spührt ich aber- mahl hiebey, Wie unsers Schöpfers weise Macht auch hierinn zu be- wundern sey. Kaum hatt' ich dieß Gedicht geschlossen, das vor dem Weyhnacht-Fest geschah, Am sogenannten heil'gen Abend, als ich aufs neu noch etwas sah, So man nicht leicht im Winter sieht. Ein schöner Regen- Bogen zierte Den Himmel, Nord-Nord-Ostenwerts. Der bunten Farben holde Menge Formierte, recht zur Mittags-Zeit, ein unvermuhtetes Gepränge, Das durch die Zeit, und durch den Ort sowohl, als durch sich selbst, mich rührte. Jch stieg auf mein erhaben Thürmchen, um ihn auch in der Fern zu seh'n, Und sah, bewundernd, einen Schenkel, im Osten, in der Elbe steh'n, Den andern mehrentheils im Norden, allwo ich gleichfalls seinen Stand Jn dem sanft fliessenden Gewässer der Elbe, wie es liesse, fand. Jch
Beſchreibung einer lieblichen Daß ſie auch in der Ferne wirkt, und daß nur bloß dieEigenſchaft Der Theilchen in der Luft es hindert, daß unſre Welt nicht allemahl Das immer gleiche Lebens-Feuer von ihrem Flammen- reichen Strahl Jn einem gleichen Grad empfindet. Und weil denn dieſes ſchaden koͤnnte, Wenn eine gar zu ſtarke Gluht die Erde minder waͤrmt’ als brennte, Einfolglich uns nicht nuͤtzen wuͤrde; ſo ſpuͤhrt ich aber- mahl hiebey, Wie unſers Schoͤpfers weiſe Macht auch hierinn zu be- wundern ſey. Kaum hatt’ ich dieß Gedicht geſchloſſen, das vor dem Weyhnacht-Feſt geſchah, Am ſogenannten heil’gen Abend, als ich aufs neu noch etwas ſah, So man nicht leicht im Winter ſieht. Ein ſchoͤner Regen- Bogen zierte Den Himmel, Nord-Nord-Oſtenwerts. Der bunten Farben holde Menge Formierte, recht zur Mittags-Zeit, ein unvermuhtetes Gepraͤnge, Das durch die Zeit, und durch den Ort ſowohl, als durch ſich ſelbſt, mich ruͤhrte. Jch ſtieg auf mein erhaben Thuͤrmchen, um ihn auch in der Fern zu ſeh’n, Und ſah, bewundernd, einen Schenkel, im Oſten, in der Elbe ſteh’n, Den andern mehrentheils im Norden, allwo ich gleichfalls ſeinen Stand Jn dem ſanft flieſſenden Gewaͤſſer der Elbe, wie es lieſſe, fand. Jch
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <lg type="poem"> <lg n="4"> <pb facs="#f0558" n="540"/> <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Beſchreibung einer lieblichen</hi> </fw><lb/> <l>Daß ſie auch in der Ferne wirkt, und daß nur bloß die</l><lb/> <l> <hi rendition="#et">Eigenſchaft</hi> </l><lb/> <l>Der Theilchen in der Luft es hindert, daß unſre Welt</l><lb/> <l> <hi rendition="#et">nicht allemahl</hi> </l><lb/> <l>Das immer gleiche Lebens-Feuer von ihrem Flammen-</l><lb/> <l> <hi rendition="#et">reichen Strahl</hi> </l><lb/> <l>Jn einem gleichen Grad empfindet. Und weil denn dieſes</l><lb/> <l> <hi rendition="#et">ſchaden koͤnnte,</hi> </l><lb/> <l>Wenn eine gar zu ſtarke Gluht die Erde minder waͤrmt’</l><lb/> <l> <hi rendition="#et">als brennte,</hi> </l><lb/> <l>Einfolglich uns nicht nuͤtzen wuͤrde; ſo ſpuͤhrt ich aber-</l><lb/> <l> <hi rendition="#et">mahl hiebey,</hi> </l><lb/> <l>Wie unſers Schoͤpfers weiſe Macht auch hierinn zu be-</l><lb/> <l> <hi rendition="#et">wundern ſey.</hi> </l><lb/> <l>Kaum hatt’ ich dieß Gedicht geſchloſſen, das vor dem</l><lb/> <l> <hi rendition="#et">Weyhnacht-Feſt geſchah,</hi> </l><lb/> <l>Am ſogenannten heil’gen Abend, als ich aufs neu noch</l><lb/> <l> <hi rendition="#et">etwas ſah,</hi> </l><lb/> <l>So man nicht leicht im Winter ſieht. Ein ſchoͤner Regen-</l><lb/> <l> <hi rendition="#et">Bogen zierte</hi> </l><lb/> <l>Den Himmel, Nord-Nord-Oſtenwerts. Der bunten</l><lb/> <l> <hi rendition="#et">Farben holde Menge</hi> </l><lb/> <l>Formierte, recht zur Mittags-Zeit, ein unvermuhtetes</l><lb/> <l> <hi rendition="#et">Gepraͤnge,</hi> </l><lb/> <l>Das durch die Zeit, und durch den Ort ſowohl, als durch</l><lb/> <l> <hi rendition="#et">ſich ſelbſt, mich ruͤhrte.</hi> </l><lb/> <l>Jch ſtieg auf mein erhaben Thuͤrmchen, um i<hi rendition="#g">hn</hi> auch in</l><lb/> <l> <hi rendition="#et">der Fern zu ſeh’n,</hi> </l><lb/> <l>Und ſah, bewundernd, einen Schenkel, im Oſten, in der</l><lb/> <l> <hi rendition="#et">Elbe ſteh’n,</hi> </l><lb/> <l>Den andern mehrentheils im Norden, allwo ich gleichfalls</l><lb/> <l> <hi rendition="#et">ſeinen Stand</hi> </l><lb/> <l>Jn dem ſanft flieſſenden Gewaͤſſer der Elbe, wie es lieſſe, fand.</l><lb/> <fw place="bottom" type="catch">Jch</fw><lb/> </lg> </lg> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [540/0558]
Beſchreibung einer lieblichen
Daß ſie auch in der Ferne wirkt, und daß nur bloß die
Eigenſchaft
Der Theilchen in der Luft es hindert, daß unſre Welt
nicht allemahl
Das immer gleiche Lebens-Feuer von ihrem Flammen-
reichen Strahl
Jn einem gleichen Grad empfindet. Und weil denn dieſes
ſchaden koͤnnte,
Wenn eine gar zu ſtarke Gluht die Erde minder waͤrmt’
als brennte,
Einfolglich uns nicht nuͤtzen wuͤrde; ſo ſpuͤhrt ich aber-
mahl hiebey,
Wie unſers Schoͤpfers weiſe Macht auch hierinn zu be-
wundern ſey.
Kaum hatt’ ich dieß Gedicht geſchloſſen, das vor dem
Weyhnacht-Feſt geſchah,
Am ſogenannten heil’gen Abend, als ich aufs neu noch
etwas ſah,
So man nicht leicht im Winter ſieht. Ein ſchoͤner Regen-
Bogen zierte
Den Himmel, Nord-Nord-Oſtenwerts. Der bunten
Farben holde Menge
Formierte, recht zur Mittags-Zeit, ein unvermuhtetes
Gepraͤnge,
Das durch die Zeit, und durch den Ort ſowohl, als durch
ſich ſelbſt, mich ruͤhrte.
Jch ſtieg auf mein erhaben Thuͤrmchen, um ihn auch in
der Fern zu ſeh’n,
Und ſah, bewundernd, einen Schenkel, im Oſten, in der
Elbe ſteh’n,
Den andern mehrentheils im Norden, allwo ich gleichfalls
ſeinen Stand
Jn dem ſanft flieſſenden Gewaͤſſer der Elbe, wie es lieſſe, fand.
Jch
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |