Jch seh, GOtt Lob! auch hier die Spur Der weisen Ordnung der Natur, Und denke, wenn die Felder weiß, Und unser Haupt-Schmuck völlig greiß, Daß wir dem Lenzen näher kommen, Hier einem, der veränderlich, Dort aber einem, welcher sich Nicht ändert, der uns nie entnommen.
Jch seh indeß, so lang ich kann, Des frühen Winters sanftes Prangen, Das sich nur eben angefangen, Als einen holden Vorwurf an: Vergnüge mich nicht nur allein An seinem Silber-gleichen Schein, Jch denk auch, daß sein gleiches Bild, So mir bereits mein Haupt erfüllt, Mir, wenn ich nur vernünftig lebe, Mehr Anmuht noch, als Schrecken, gebe.
Da ich dort GOttes Ordnung sehe Jm frohen Wechsel unsrer Zeit; So seh ich hier der Ewigkeit Beglückten Frühling, in der Nähe, Den unsers Schöpfers Liebe fest, Nach meiner kurzen Tage Rest, Voll Zuversicht mich hoffen läßt. Mich kränkt dabey kein Zweifel mehr, Da GOttes Ordnung feste stehet: Denn hier so wohl, als dorten, gehet Der Winter vor dem Frühling her.
Be-
Anfang des Winters ꝛc.
Jch ſeh, GOtt Lob! auch hier die Spur Der weiſen Ordnung der Natur, Und denke, wenn die Felder weiß, Und unſer Haupt-Schmuck voͤllig greiß, Daß wir dem Lenzen naͤher kommen, Hier einem, der veraͤnderlich, Dort aber einem, welcher ſich Nicht aͤndert, der uns nie entnommen.
Jch ſeh indeß, ſo lang ich kann, Des fruͤhen Winters ſanftes Prangen, Das ſich nur eben angefangen, Als einen holden Vorwurf an: Vergnuͤge mich nicht nur allein An ſeinem Silber-gleichen Schein, Jch denk auch, daß ſein gleiches Bild, So mir bereits mein Haupt erfuͤllt, Mir, wenn ich nur vernuͤnftig lebe, Mehr Anmuht noch, als Schrecken, gebe.
Da ich dort GOttes Ordnung ſehe Jm frohen Wechſel unſrer Zeit; So ſeh ich hier der Ewigkeit Begluͤckten Fruͤhling, in der Naͤhe, Den unſers Schoͤpfers Liebe feſt, Nach meiner kurzen Tage Reſt, Voll Zuverſicht mich hoffen laͤßt. Mich kraͤnkt dabey kein Zweifel mehr, Da GOttes Ordnung feſte ſtehet: Denn hier ſo wohl, als dorten, gehet Der Winter vor dem Fruͤhling her.
Be-
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[534/0552]
Anfang des Winters ꝛc.
Jch ſeh, GOtt Lob! auch hier die Spur
Der weiſen Ordnung der Natur,
Und denke, wenn die Felder weiß,
Und unſer Haupt-Schmuck voͤllig greiß,
Daß wir dem Lenzen naͤher kommen,
Hier einem, der veraͤnderlich,
Dort aber einem, welcher ſich
Nicht aͤndert, der uns nie entnommen.
Jch ſeh indeß, ſo lang ich kann,
Des fruͤhen Winters ſanftes Prangen,
Das ſich nur eben angefangen,
Als einen holden Vorwurf an:
Vergnuͤge mich nicht nur allein
An ſeinem Silber-gleichen Schein,
Jch denk auch, daß ſein gleiches Bild,
So mir bereits mein Haupt erfuͤllt,
Mir, wenn ich nur vernuͤnftig lebe,
Mehr Anmuht noch, als Schrecken, gebe.
Da ich dort GOttes Ordnung ſehe
Jm frohen Wechſel unſrer Zeit;
So ſeh ich hier der Ewigkeit
Begluͤckten Fruͤhling, in der Naͤhe,
Den unſers Schoͤpfers Liebe feſt,
Nach meiner kurzen Tage Reſt,
Voll Zuverſicht mich hoffen laͤßt.
Mich kraͤnkt dabey kein Zweifel mehr,
Da GOttes Ordnung feſte ſtehet:
Denn hier ſo wohl, als dorten, gehet
Der Winter vor dem Fruͤhling her.
Be-
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Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 7. Hamburg, 1743, S. 534. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen07_1743/552>, abgerufen am 22.11.2024.
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