Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 7. Hamburg, 1743.

Bild:
<< vorherige Seite
oder Jndianische Kresse.
Die unten sich in einem Winkel, nicht aber oberwerts,
berühren.
Die Farbe dieser Bluhm' ist mancherley,
Doch immer gelb, mit röhtlich meist gemenget.
Es läßt, als ob aus ihr ein kräftig Feu'r sich drenget,
Jm kräftigen Geruch, der streng' und ungemein.
Es fiel, indem ich jüngst denselben roch, mir ein:
Wer weiß, ob, wie aus Bluhmen in die Lüfte,
Die Gluht in dem Geruch, der Menschen Feu'r und
Gluht,
Nicht etwan, in Gedanken, düfte?
Man kann an dieser Bluhm was mehrers noch entdecken,
Als wie fast an den andern allen,
Jndem sie uns nicht weniger im Schmecken,
Als wie durch ihren Schmuck und den Geruch, gefallen,
Wenn man sie auf den säu'rlichen Salat,
Deß Grün sie sonderlich mit ihrem Golde zieren,
So, daß sie unsern Blick auf sich allein fast führen.
Ja, es ergetzt die Zung' an ihr sich nicht allein,
Da auch das Laub an dieser Bluhme, ja selbst die Sten-
gel, eßbar seyn.
Ein gleichsam feines Feur wird von der Zung' empfunden,
Das, sonder Schmerzen, doch nicht sonder Anmuht, brennt,
So, daß in dieser Bluhm' uns die Natur, verbunden,
Jm Schmecken, Riechen, Sehn besonder' Anmuht gönnt.
Noch mehr, so sich annoch in dieser Bluhme zeiget,
Jst, daß sie sich erhebt und in die Höhe steiget,
Wenn man ihr etwas hilft, weit höher, als sie alle.
Es scheint, sie sey dazu beschieden,
Damit sie uns von weitem auch gefalle.
Jn hoch-erhab'nen Pyramiden
Jst
oder Jndianiſche Kreſſe.
Die unten ſich in einem Winkel, nicht aber oberwerts,
beruͤhren.
Die Farbe dieſer Bluhm’ iſt mancherley,
Doch immer gelb, mit roͤhtlich meiſt gemenget.
Es laͤßt, als ob aus ihr ein kraͤftig Feu’r ſich drenget,
Jm kraͤftigen Geruch, der ſtreng’ und ungemein.
Es fiel, indem ich juͤngſt denſelben roch, mir ein:
Wer weiß, ob, wie aus Bluhmen in die Luͤfte,
Die Gluht in dem Geruch, der Menſchen Feu’r und
Gluht,
Nicht etwan, in Gedanken, duͤfte?
Man kann an dieſer Bluhm was mehrers noch entdecken,
Als wie faſt an den andern allen,
Jndem ſie uns nicht weniger im Schmecken,
Als wie durch ihren Schmuck und den Geruch, gefallen,
Wenn man ſie auf den ſaͤu’rlichen Salat,
Deß Gruͤn ſie ſonderlich mit ihrem Golde zieren,
So, daß ſie unſern Blick auf ſich allein faſt fuͤhren.
Ja, es ergetzt die Zung’ an ihr ſich nicht allein,
Da auch das Laub an dieſer Bluhme, ja ſelbſt die Sten-
gel, eßbar ſeyn.
Ein gleichſam feines Feur wird von der Zung’ empfunden,
Das, ſonder Schmerzen, doch nicht ſonder Anmuht, brennt,
So, daß in dieſer Bluhm’ uns die Natur, verbunden,
Jm Schmecken, Riechen, Sehn beſonder’ Anmuht goͤnnt.
Noch mehr, ſo ſich annoch in dieſer Bluhme zeiget,
Jſt, daß ſie ſich erhebt und in die Hoͤhe ſteiget,
Wenn man ihr etwas hilft, weit hoͤher, als ſie alle.
Es ſcheint, ſie ſey dazu beſchieden,
Damit ſie uns von weitem auch gefalle.
Jn hoch-erhab’nen Pyramiden
Jſt
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <lg type="poem">
              <pb facs="#f0527" n="509"/>
              <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">oder Jndiani&#x017F;che Kre&#x017F;&#x017F;e.</hi> </fw><lb/>
              <lg n="4">
                <l>Die unten &#x017F;ich in einem Winkel, nicht aber oberwerts,</l><lb/>
                <l> <hi rendition="#et">beru&#x0364;hren.</hi> </l><lb/>
                <l>Die Farbe die&#x017F;er Bluhm&#x2019; i&#x017F;t mancherley,</l><lb/>
                <l>Doch immer gelb, mit ro&#x0364;htlich mei&#x017F;t gemenget.</l>
              </lg><lb/>
              <lg n="5">
                <l>Es la&#x0364;ßt, als ob aus ihr ein kra&#x0364;ftig Feu&#x2019;r &#x017F;ich drenget,</l><lb/>
                <l>Jm kra&#x0364;ftigen Geruch, der &#x017F;treng&#x2019; und ungemein.</l><lb/>
                <l>Es fiel, indem ich ju&#x0364;ng&#x017F;t den&#x017F;elben roch, mir ein:</l><lb/>
                <l> <hi rendition="#fr">Wer weiß, ob, wie aus Bluhmen in die Lu&#x0364;fte,</hi> </l><lb/>
                <l> <hi rendition="#fr">Die Gluht in dem Geruch, der Men&#x017F;chen Feu&#x2019;r und</hi> </l><lb/>
                <l> <hi rendition="#fr"> <hi rendition="#et">Gluht,</hi> </hi> </l><lb/>
                <l> <hi rendition="#et">Nicht etwan, in Gedanken, du&#x0364;fte?</hi> </l><lb/>
                <l>Man kann an die&#x017F;er Bluhm was mehrers noch entdecken,</l><lb/>
                <l>Als wie fa&#x017F;t an den andern allen,</l><lb/>
                <l>Jndem &#x017F;ie uns nicht weniger im Schmecken,</l><lb/>
                <l>Als wie durch ihren Schmuck und den Geruch, gefallen,</l><lb/>
                <l>Wenn man &#x017F;ie auf den &#x017F;a&#x0364;u&#x2019;rlichen Salat,</l><lb/>
                <l>Deß Gru&#x0364;n &#x017F;ie &#x017F;onderlich mit ihrem Golde zieren,</l><lb/>
                <l>So, daß &#x017F;ie un&#x017F;ern Blick auf &#x017F;ich allein fa&#x017F;t fu&#x0364;hren.</l><lb/>
                <l>Ja, es ergetzt die Zung&#x2019; an ihr &#x017F;ich nicht allein,</l><lb/>
                <l>Da auch das Laub an die&#x017F;er Bluhme, ja &#x017F;elb&#x017F;t die Sten-</l><lb/>
                <l> <hi rendition="#et">gel, eßbar &#x017F;eyn.</hi> </l><lb/>
                <l>Ein gleich&#x017F;am feines Feur wird von der Zung&#x2019; empfunden,</l><lb/>
                <l>Das, &#x017F;onder Schmerzen, doch nicht &#x017F;onder Anmuht, brennt,</l><lb/>
                <l>So, daß in die&#x017F;er Bluhm&#x2019; uns die Natur, verbunden,</l><lb/>
                <l>Jm Schmecken, Riechen, Sehn be&#x017F;onder&#x2019; Anmuht go&#x0364;nnt.</l><lb/>
                <l>Noch mehr, &#x017F;o &#x017F;ich annoch in die&#x017F;er Bluhme zeiget,</l><lb/>
                <l>J&#x017F;t, daß &#x017F;ie &#x017F;ich erhebt und in die Ho&#x0364;he &#x017F;teiget,</l><lb/>
                <l>Wenn man ihr etwas hilft, weit ho&#x0364;her, als &#x017F;ie alle.</l><lb/>
                <l>Es &#x017F;cheint, &#x017F;ie &#x017F;ey dazu be&#x017F;chieden,</l><lb/>
                <l>Damit &#x017F;ie uns von weitem auch gefalle.</l><lb/>
                <l>Jn hoch-erhab&#x2019;nen Pyramiden</l>
              </lg><lb/>
              <fw place="bottom" type="catch">J&#x017F;t</fw><lb/>
            </lg>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[509/0527] oder Jndianiſche Kreſſe. Die unten ſich in einem Winkel, nicht aber oberwerts, beruͤhren. Die Farbe dieſer Bluhm’ iſt mancherley, Doch immer gelb, mit roͤhtlich meiſt gemenget. Es laͤßt, als ob aus ihr ein kraͤftig Feu’r ſich drenget, Jm kraͤftigen Geruch, der ſtreng’ und ungemein. Es fiel, indem ich juͤngſt denſelben roch, mir ein: Wer weiß, ob, wie aus Bluhmen in die Luͤfte, Die Gluht in dem Geruch, der Menſchen Feu’r und Gluht, Nicht etwan, in Gedanken, duͤfte? Man kann an dieſer Bluhm was mehrers noch entdecken, Als wie faſt an den andern allen, Jndem ſie uns nicht weniger im Schmecken, Als wie durch ihren Schmuck und den Geruch, gefallen, Wenn man ſie auf den ſaͤu’rlichen Salat, Deß Gruͤn ſie ſonderlich mit ihrem Golde zieren, So, daß ſie unſern Blick auf ſich allein faſt fuͤhren. Ja, es ergetzt die Zung’ an ihr ſich nicht allein, Da auch das Laub an dieſer Bluhme, ja ſelbſt die Sten- gel, eßbar ſeyn. Ein gleichſam feines Feur wird von der Zung’ empfunden, Das, ſonder Schmerzen, doch nicht ſonder Anmuht, brennt, So, daß in dieſer Bluhm’ uns die Natur, verbunden, Jm Schmecken, Riechen, Sehn beſonder’ Anmuht goͤnnt. Noch mehr, ſo ſich annoch in dieſer Bluhme zeiget, Jſt, daß ſie ſich erhebt und in die Hoͤhe ſteiget, Wenn man ihr etwas hilft, weit hoͤher, als ſie alle. Es ſcheint, ſie ſey dazu beſchieden, Damit ſie uns von weitem auch gefalle. Jn hoch-erhab’nen Pyramiden Jſt

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen07_1743
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen07_1743/527
Zitationshilfe: Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 7. Hamburg, 1743, S. 509. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen07_1743/527>, abgerufen am 22.11.2024.