Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 7. Hamburg, 1743.

Bild:
<< vorherige Seite
Gottes Gnade abgewandten Einbruchs.
Man konnte, mit erfreutem Aug', aus blauer Fluht die
grünen Rücken
Des, GOtt sey Lob! noch gänzen Damms, und unzer-
brochnen Deichs, erblicken.
So sey demnach, Du ew'ge Lieb' und ewig weise Macht,
gepriesen,
Daß Du, zu dieses Landes Heil, Dich Selbst fast sicht-
barlich gewiesen!
Der Du zu der ergrimmten Fluht ein gnädig Macht-
Wort ausgesprochen:
Bis hieher komm, und weiter nicht! Hier sey dein
strenger Drang gebrochen!
Hier soll dein freßiges Verschlingen, hier soll dein stür-
misches Bewegen,
Der regen Wellen schwehre Macht, und wütende Ge-
walt sich legen!
Gieb, daß wir dieß, daß es ein Wunder, ein wirklich
Wunder, voller Segen,
Wodurch Du alles Unsrige aufs neu uns schenkst, be-
trachten mögen!
Laß uns in selbem Deine Lieb' und mächt'ge Weisheit
oft ermessen!
Laß unsern Dank, den wir anitzt, da noch die Ruhte
nahe, zeigen,
Nicht mit der Fluht von hinnen rauschen, nicht wie der
schnelle Strohm verseigen!
Gieb, daß wir die so lange Folge, von einem kurzen Au-
genblick,
Voll Elend, Armuht, Kummer, Sorgen, und ungezählten
Ungelück,
So
J i 5
Gottes Gnade abgewandten Einbruchs.
Man konnte, mit erfreutem Aug’, aus blauer Fluht die
gruͤnen Ruͤcken
Des, GOtt ſey Lob! noch gaͤnzen Damms, und unzer-
brochnen Deichs, erblicken.
So ſey demnach, Du ew’ge Lieb’ und ewig weiſe Macht,
geprieſen,
Daß Du, zu dieſes Landes Heil, Dich Selbſt faſt ſicht-
barlich gewieſen!
Der Du zu der ergrimmten Fluht ein gnaͤdig Macht-
Wort ausgeſprochen:
Bis hieher komm, und weiter nicht! Hier ſey dein
ſtrenger Drang gebrochen!
Hier ſoll dein freßiges Verſchlingen, hier ſoll dein ſtuͤr-
miſches Bewegen,
Der regen Wellen ſchwehre Macht, und wuͤtende Ge-
walt ſich legen!
Gieb, daß wir dieß, daß es ein Wunder, ein wirklich
Wunder, voller Segen,
Wodurch Du alles Unſrige aufs neu uns ſchenkſt, be-
trachten moͤgen!
Laß uns in ſelbem Deine Lieb’ und maͤcht’ge Weisheit
oft ermeſſen!
Laß unſern Dank, den wir anitzt, da noch die Ruhte
nahe, zeigen,
Nicht mit der Fluht von hinnen rauſchen, nicht wie der
ſchnelle Strohm verſeigen!
Gieb, daß wir die ſo lange Folge, von einem kurzen Au-
genblick,
Voll Elend, Armuht, Kummer, Sorgen, und ungezaͤhlten
Ungeluͤck,
So
J i 5
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <lg type="poem">
              <pb facs="#f0523" n="505"/>
              <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Gottes Gnade abgewandten Einbruchs.</hi> </fw><lb/>
              <lg n="2">
                <l>Man konnte, mit erfreutem Aug&#x2019;, aus blauer Fluht die</l><lb/>
                <l> <hi rendition="#et">gru&#x0364;nen Ru&#x0364;cken</hi> </l><lb/>
                <l>Des, GOtt &#x017F;ey Lob! noch ga&#x0364;nzen Damms, und unzer-</l><lb/>
                <l> <hi rendition="#et">brochnen Deichs, erblicken.</hi> </l>
              </lg><lb/>
              <lg n="3">
                <l>So &#x017F;ey demnach, Du ew&#x2019;ge Lieb&#x2019; und ewig wei&#x017F;e Macht,</l><lb/>
                <l> <hi rendition="#et">geprie&#x017F;en,</hi> </l><lb/>
                <l>Daß Du, zu die&#x017F;es Landes Heil, Dich Selb&#x017F;t fa&#x017F;t &#x017F;icht-</l><lb/>
                <l> <hi rendition="#et">barlich gewie&#x017F;en!</hi> </l><lb/>
                <l>Der Du zu der ergrimmten Fluht ein gna&#x0364;dig Macht-</l><lb/>
                <l> <hi rendition="#et">Wort ausge&#x017F;prochen:</hi> </l><lb/>
                <l>Bis hieher komm, und weiter nicht! Hier &#x017F;ey dein</l><lb/>
                <l> <hi rendition="#et">&#x017F;trenger Drang gebrochen!</hi> </l><lb/>
                <l>Hier &#x017F;oll dein freßiges Ver&#x017F;chlingen, hier &#x017F;oll dein &#x017F;tu&#x0364;r-</l><lb/>
                <l> <hi rendition="#et">mi&#x017F;ches Bewegen,</hi> </l><lb/>
                <l>Der regen Wellen &#x017F;chwehre Macht, und wu&#x0364;tende Ge-</l><lb/>
                <l> <hi rendition="#et">walt &#x017F;ich legen!</hi> </l><lb/>
                <l>Gieb, daß wir dieß, daß es ein Wunder, ein wirklich</l><lb/>
                <l> <hi rendition="#et">Wunder, voller Segen,</hi> </l><lb/>
                <l>Wodurch Du alles Un&#x017F;rige aufs neu uns &#x017F;chenk&#x017F;t, be-</l><lb/>
                <l> <hi rendition="#et">trachten mo&#x0364;gen!</hi> </l><lb/>
                <l>Laß uns in &#x017F;elbem Deine Lieb&#x2019; und ma&#x0364;cht&#x2019;ge Weisheit</l><lb/>
                <l> <hi rendition="#et">oft erme&#x017F;&#x017F;en!</hi> </l><lb/>
                <l>Laß un&#x017F;ern Dank, den wir anitzt, da noch die Ruhte</l><lb/>
                <l> <hi rendition="#et">nahe, zeigen,</hi> </l><lb/>
                <l>Nicht mit der Fluht von hinnen rau&#x017F;chen, nicht wie der</l><lb/>
                <l> <hi rendition="#et">&#x017F;chnelle Strohm ver&#x017F;eigen!</hi> </l><lb/>
                <l>Gieb, daß wir die &#x017F;o lange Folge, von einem kurzen Au-</l><lb/>
                <l> <hi rendition="#et">genblick,</hi> </l><lb/>
                <l>Voll Elend, Armuht, Kummer, Sorgen, und ungeza&#x0364;hlten</l><lb/>
                <l> <hi rendition="#et">Ungelu&#x0364;ck,</hi> </l>
              </lg><lb/>
              <fw place="bottom" type="sig">J i 5</fw>
              <fw place="bottom" type="catch">So</fw><lb/>
            </lg>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[505/0523] Gottes Gnade abgewandten Einbruchs. Man konnte, mit erfreutem Aug’, aus blauer Fluht die gruͤnen Ruͤcken Des, GOtt ſey Lob! noch gaͤnzen Damms, und unzer- brochnen Deichs, erblicken. So ſey demnach, Du ew’ge Lieb’ und ewig weiſe Macht, geprieſen, Daß Du, zu dieſes Landes Heil, Dich Selbſt faſt ſicht- barlich gewieſen! Der Du zu der ergrimmten Fluht ein gnaͤdig Macht- Wort ausgeſprochen: Bis hieher komm, und weiter nicht! Hier ſey dein ſtrenger Drang gebrochen! Hier ſoll dein freßiges Verſchlingen, hier ſoll dein ſtuͤr- miſches Bewegen, Der regen Wellen ſchwehre Macht, und wuͤtende Ge- walt ſich legen! Gieb, daß wir dieß, daß es ein Wunder, ein wirklich Wunder, voller Segen, Wodurch Du alles Unſrige aufs neu uns ſchenkſt, be- trachten moͤgen! Laß uns in ſelbem Deine Lieb’ und maͤcht’ge Weisheit oft ermeſſen! Laß unſern Dank, den wir anitzt, da noch die Ruhte nahe, zeigen, Nicht mit der Fluht von hinnen rauſchen, nicht wie der ſchnelle Strohm verſeigen! Gieb, daß wir die ſo lange Folge, von einem kurzen Au- genblick, Voll Elend, Armuht, Kummer, Sorgen, und ungezaͤhlten Ungeluͤck, So J i 5

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen07_1743
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen07_1743/523
Zitationshilfe: Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 7. Hamburg, 1743, S. 505. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen07_1743/523>, abgerufen am 22.11.2024.