GOtt Lob! ich seh, mit vielen Freuden, aufs neu, im Herbst, mein fruchtbar Feld Begraben, wohl bedüngt, gepflügt, besät, beeget und bestellt. Man sieht, wenn man bedachtsam sieht, anitzt, so weit das Auge träget, Ein angenehmes Dunkelbraun von Aeckern, welche theils geeget, Theils aufgebrochen, theils gepflügt, das uns, wenn wir es recht betrachten, Und auf die gleich-geformte Fläch', und gleich-gemischte Farben achten, Uns eine sanft' und fremde Lust in der gerührten Brust erregt.
Der Himmel, den man, meist bedeckt, in einer klaren Dämm- rung sieht, Erreget, nebst dem dunklen Vorwurf der Erden, itzo dem Gemüht Ein' Art von angenehmer Schwehrmuht, zufriedner Unzu- friedenheit, Ein melancholisches Vergnügen, und eine süsse Trau- rigkeit. Mich deucht, daß wenn ich itzt bedachtsam, bey stiller Luft, spatzieren gehe, Und rings umher, in solcher Ordnung, von der bestellten Felder Flur Die dunkel-braune Weite schau, ich von der emsigen Natur Ein ernsthaft majestätisch Wesen, mit einer Art von Ehr- furcht, sehe.
Es
Der Herbſt in Ritzebuͤttel.
GOtt Lob! ich ſeh, mit vielen Freuden, aufs neu, im Herbſt, mein fruchtbar Feld Begraben, wohl beduͤngt, gepfluͤgt, beſaͤt, beeget und beſtellt. Man ſieht, wenn man bedachtſam ſieht, anitzt, ſo weit das Auge traͤget, Ein angenehmes Dunkelbraun von Aeckern, welche theils geeget, Theils aufgebrochen, theils gepfluͤgt, das uns, wenn wir es recht betrachten, Und auf die gleich-geformte Flaͤch’, und gleich-gemiſchte Farben achten, Uns eine ſanft’ und fremde Luſt in der geruͤhrten Bruſt erregt.
Der Himmel, den man, meiſt bedeckt, in einer klaren Daͤmm- rung ſieht, Erreget, nebſt dem dunklen Vorwurf der Erden, itzo dem Gemuͤht Ein’ Art von angenehmer Schwehrmuht, zufriedner Unzu- friedenheit, Ein melancholiſches Vergnuͤgen, und eine ſuͤſſe Trau- rigkeit. Mich deucht, daß wenn ich itzt bedachtſam, bey ſtiller Luft, ſpatzieren gehe, Und rings umher, in ſolcher Ordnung, von der beſtellten Felder Flur Die dunkel-braune Weite ſchau, ich von der emſigen Natur Ein ernſthaft majeſtaͤtiſch Weſen, mit einer Art von Ehr- furcht, ſehe.
Es
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Der Herbſt in Ritzebuͤttel.
GOtt Lob! ich ſeh, mit vielen Freuden, aufs neu, im
Herbſt, mein fruchtbar Feld
Begraben, wohl beduͤngt, gepfluͤgt, beſaͤt, beeget und beſtellt.
Man ſieht, wenn man bedachtſam ſieht, anitzt, ſo weit das
Auge traͤget,
Ein angenehmes Dunkelbraun von Aeckern, welche theils
geeget,
Theils aufgebrochen, theils gepfluͤgt, das uns, wenn wir es
recht betrachten,
Und auf die gleich-geformte Flaͤch’, und gleich-gemiſchte
Farben achten,
Uns eine ſanft’ und fremde Luſt in der geruͤhrten Bruſt
erregt.
Der Himmel, den man, meiſt bedeckt, in einer klaren Daͤmm-
rung ſieht,
Erreget, nebſt dem dunklen Vorwurf der Erden, itzo dem
Gemuͤht
Ein’ Art von angenehmer Schwehrmuht, zufriedner Unzu-
friedenheit,
Ein melancholiſches Vergnuͤgen, und eine ſuͤſſe Trau-
rigkeit.
Mich deucht, daß wenn ich itzt bedachtſam, bey ſtiller Luft,
ſpatzieren gehe,
Und rings umher, in ſolcher Ordnung, von der beſtellten
Felder Flur
Die dunkel-braune Weite ſchau, ich von der emſigen Natur
Ein ernſthaft majeſtaͤtiſch Weſen, mit einer Art von Ehr-
furcht, ſehe.
Es
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Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 7. Hamburg, 1743, S. 468. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen07_1743/486>, abgerufen am 22.12.2024.
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