Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 7. Hamburg, 1743.

Bild:
<< vorherige Seite
Die auflaufende Saat
Um dieses Mahlwerk der Natur noch desto schöner auszu-
schmücken,
Jn einem glänzenden Gewebe von bunten Fäden zu
erblicken.
Wovon noch ungewiß, ob Spinnen es gesponnen,
Wie, oder ob es sonst entsteht. Es sind im hellen Strahl
der Sonnen
Des schönen Regen-Bogens Farben, in einem noch vermehr-
tern Schein,
Wie lauter Prismata, zu seh'n. Mit noch vergrössertem
Vergnügen
Sieht man, vor andern, noch die Stellen, die unterm Strahl
der Sonnen liegen,
So hell, so wunderwürdig schimmern, nicht anders, als
wenn auf der Fluht
Der Sonnen Bild, im flachen Strahl, als eine Feuer-
Seule ruht.
Durch ihr beständiges Bewegen
Schien jede Farbe, wandelbar, sich stets im neuen Glanz
zu regen.
Mich nahm, mit ungemeiner Freuden, die wunderwürd'ge
Schönheit ein.
Jch dankte GOtt, Der, auch im Herbst, nicht nur das Feld
so lieblich zieret,
Nein, Der uns auch, in solcher Zierde, von dem, was uns
ernährt und speiset,
Und was uns künftig nähren soll, die Erstlinge so zeitig
weiset,
Wofür Jhm Ehre, Lob und Preis, und ein erkenntlichs Herz
gebühret.
Jch
Die auflaufende Saat
Um dieſes Mahlwerk der Natur noch deſto ſchoͤner auszu-
ſchmuͤcken,
Jn einem glaͤnzenden Gewebe von bunten Faͤden zu
erblicken.
Wovon noch ungewiß, ob Spinnen es geſponnen,
Wie, oder ob es ſonſt entſteht. Es ſind im hellen Strahl
der Sonnen
Des ſchoͤnen Regen-Bogens Farben, in einem noch vermehr-
tern Schein,
Wie lauter Prismata, zu ſeh’n. Mit noch vergroͤſſertem
Vergnuͤgen
Sieht man, vor andern, noch die Stellen, die unterm Strahl
der Sonnen liegen,
So hell, ſo wunderwuͤrdig ſchimmern, nicht anders, als
wenn auf der Fluht
Der Sonnen Bild, im flachen Strahl, als eine Feuer-
Seule ruht.
Durch ihr beſtaͤndiges Bewegen
Schien jede Farbe, wandelbar, ſich ſtets im neuen Glanz
zu regen.
Mich nahm, mit ungemeiner Freuden, die wunderwuͤrd’ge
Schoͤnheit ein.
Jch dankte GOtt, Der, auch im Herbſt, nicht nur das Feld
ſo lieblich zieret,
Nein, Der uns auch, in ſolcher Zierde, von dem, was uns
ernaͤhrt und ſpeiſet,
Und was uns kuͤnftig naͤhren ſoll, die Erſtlinge ſo zeitig
weiſet,
Wofuͤr Jhm Ehre, Lob und Preis, und ein erkenntlichs Herz
gebuͤhret.
Jch
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <lg type="poem">
              <pb facs="#f0484" n="466"/>
              <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Die auflaufende Saat</hi> </fw><lb/>
              <lg n="3">
                <l>Um die&#x017F;es Mahlwerk der Natur noch de&#x017F;to &#x017F;cho&#x0364;ner auszu-</l><lb/>
                <l> <hi rendition="#et">&#x017F;chmu&#x0364;cken,</hi> </l><lb/>
                <l>Jn einem gla&#x0364;nzenden Gewebe von bunten Fa&#x0364;den zu</l><lb/>
                <l> <hi rendition="#et">erblicken.</hi> </l><lb/>
                <l>Wovon noch ungewiß, ob Spinnen es ge&#x017F;ponnen,</l><lb/>
                <l>Wie, oder ob es &#x017F;on&#x017F;t ent&#x017F;teht. Es &#x017F;ind im hellen Strahl</l><lb/>
                <l> <hi rendition="#et">der Sonnen</hi> </l><lb/>
                <l>Des &#x017F;cho&#x0364;nen Regen-Bogens Farben, in einem noch vermehr-</l><lb/>
                <l> <hi rendition="#et">tern Schein,</hi> </l><lb/>
                <l>Wie lauter Prismata, zu &#x017F;eh&#x2019;n. Mit noch vergro&#x0364;&#x017F;&#x017F;ertem</l><lb/>
                <l> <hi rendition="#et">Vergnu&#x0364;gen</hi> </l><lb/>
                <l>Sieht man, vor andern, noch die Stellen, die unterm Strahl</l><lb/>
                <l> <hi rendition="#et">der Sonnen liegen,</hi> </l><lb/>
                <l>So hell, &#x017F;o wunderwu&#x0364;rdig &#x017F;chimmern, nicht anders, als</l><lb/>
                <l> <hi rendition="#et">wenn auf der Fluht</hi> </l><lb/>
                <l>Der Sonnen Bild, im flachen Strahl, als eine Feuer-</l><lb/>
                <l> <hi rendition="#et">Seule ruht.</hi> </l><lb/>
                <l>Durch ihr be&#x017F;ta&#x0364;ndiges Bewegen</l><lb/>
                <l>Schien jede Farbe, wandelbar, &#x017F;ich &#x017F;tets im neuen Glanz</l><lb/>
                <l> <hi rendition="#et">zu regen.</hi> </l>
              </lg><lb/>
              <lg n="4">
                <l>Mich nahm, mit ungemeiner Freuden, die wunderwu&#x0364;rd&#x2019;ge</l><lb/>
                <l> <hi rendition="#et">Scho&#x0364;nheit ein.</hi> </l><lb/>
                <l>Jch dankte GOtt, Der, auch im Herb&#x017F;t, nicht nur das Feld</l><lb/>
                <l> <hi rendition="#et">&#x017F;o lieblich zieret,</hi> </l><lb/>
                <l>Nein, Der uns auch, in &#x017F;olcher Zierde, von dem, was uns</l><lb/>
                <l> <hi rendition="#et">erna&#x0364;hrt und &#x017F;pei&#x017F;et,</hi> </l><lb/>
                <l>Und was uns ku&#x0364;nftig na&#x0364;hren &#x017F;oll, die Er&#x017F;tlinge &#x017F;o zeitig</l><lb/>
                <l> <hi rendition="#et">wei&#x017F;et,</hi> </l><lb/>
                <l>Wofu&#x0364;r Jhm Ehre, Lob und Preis, und ein erkenntlichs Herz</l><lb/>
                <l> <hi rendition="#et">gebu&#x0364;hret.</hi> </l>
              </lg><lb/>
              <fw place="bottom" type="catch">Jch</fw><lb/>
            </lg>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[466/0484] Die auflaufende Saat Um dieſes Mahlwerk der Natur noch deſto ſchoͤner auszu- ſchmuͤcken, Jn einem glaͤnzenden Gewebe von bunten Faͤden zu erblicken. Wovon noch ungewiß, ob Spinnen es geſponnen, Wie, oder ob es ſonſt entſteht. Es ſind im hellen Strahl der Sonnen Des ſchoͤnen Regen-Bogens Farben, in einem noch vermehr- tern Schein, Wie lauter Prismata, zu ſeh’n. Mit noch vergroͤſſertem Vergnuͤgen Sieht man, vor andern, noch die Stellen, die unterm Strahl der Sonnen liegen, So hell, ſo wunderwuͤrdig ſchimmern, nicht anders, als wenn auf der Fluht Der Sonnen Bild, im flachen Strahl, als eine Feuer- Seule ruht. Durch ihr beſtaͤndiges Bewegen Schien jede Farbe, wandelbar, ſich ſtets im neuen Glanz zu regen. Mich nahm, mit ungemeiner Freuden, die wunderwuͤrd’ge Schoͤnheit ein. Jch dankte GOtt, Der, auch im Herbſt, nicht nur das Feld ſo lieblich zieret, Nein, Der uns auch, in ſolcher Zierde, von dem, was uns ernaͤhrt und ſpeiſet, Und was uns kuͤnftig naͤhren ſoll, die Erſtlinge ſo zeitig weiſet, Wofuͤr Jhm Ehre, Lob und Preis, und ein erkenntlichs Herz gebuͤhret. Jch

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen07_1743
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen07_1743/484
Zitationshilfe: Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 7. Hamburg, 1743, S. 466. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen07_1743/484>, abgerufen am 22.11.2024.