Um dieses Mahlwerk der Natur noch desto schöner auszu- schmücken, Jn einem glänzenden Gewebe von bunten Fäden zu erblicken. Wovon noch ungewiß, ob Spinnen es gesponnen, Wie, oder ob es sonst entsteht. Es sind im hellen Strahl der Sonnen Des schönen Regen-Bogens Farben, in einem noch vermehr- tern Schein, Wie lauter Prismata, zu seh'n. Mit noch vergrössertem Vergnügen Sieht man, vor andern, noch die Stellen, die unterm Strahl der Sonnen liegen, So hell, so wunderwürdig schimmern, nicht anders, als wenn auf der Fluht Der Sonnen Bild, im flachen Strahl, als eine Feuer- Seule ruht. Durch ihr beständiges Bewegen Schien jede Farbe, wandelbar, sich stets im neuen Glanz zu regen.
Mich nahm, mit ungemeiner Freuden, die wunderwürd'ge Schönheit ein. Jch dankte GOtt, Der, auch im Herbst, nicht nur das Feld so lieblich zieret, Nein, Der uns auch, in solcher Zierde, von dem, was uns ernährt und speiset, Und was uns künftig nähren soll, die Erstlinge so zeitig weiset, Wofür Jhm Ehre, Lob und Preis, und ein erkenntlichs Herz gebühret.
Jch
Die auflaufende Saat
Um dieſes Mahlwerk der Natur noch deſto ſchoͤner auszu- ſchmuͤcken, Jn einem glaͤnzenden Gewebe von bunten Faͤden zu erblicken. Wovon noch ungewiß, ob Spinnen es geſponnen, Wie, oder ob es ſonſt entſteht. Es ſind im hellen Strahl der Sonnen Des ſchoͤnen Regen-Bogens Farben, in einem noch vermehr- tern Schein, Wie lauter Prismata, zu ſeh’n. Mit noch vergroͤſſertem Vergnuͤgen Sieht man, vor andern, noch die Stellen, die unterm Strahl der Sonnen liegen, So hell, ſo wunderwuͤrdig ſchimmern, nicht anders, als wenn auf der Fluht Der Sonnen Bild, im flachen Strahl, als eine Feuer- Seule ruht. Durch ihr beſtaͤndiges Bewegen Schien jede Farbe, wandelbar, ſich ſtets im neuen Glanz zu regen.
Mich nahm, mit ungemeiner Freuden, die wunderwuͤrd’ge Schoͤnheit ein. Jch dankte GOtt, Der, auch im Herbſt, nicht nur das Feld ſo lieblich zieret, Nein, Der uns auch, in ſolcher Zierde, von dem, was uns ernaͤhrt und ſpeiſet, Und was uns kuͤnftig naͤhren ſoll, die Erſtlinge ſo zeitig weiſet, Wofuͤr Jhm Ehre, Lob und Preis, und ein erkenntlichs Herz gebuͤhret.
Jch
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[466/0484]
Die auflaufende Saat
Um dieſes Mahlwerk der Natur noch deſto ſchoͤner auszu-
ſchmuͤcken,
Jn einem glaͤnzenden Gewebe von bunten Faͤden zu
erblicken.
Wovon noch ungewiß, ob Spinnen es geſponnen,
Wie, oder ob es ſonſt entſteht. Es ſind im hellen Strahl
der Sonnen
Des ſchoͤnen Regen-Bogens Farben, in einem noch vermehr-
tern Schein,
Wie lauter Prismata, zu ſeh’n. Mit noch vergroͤſſertem
Vergnuͤgen
Sieht man, vor andern, noch die Stellen, die unterm Strahl
der Sonnen liegen,
So hell, ſo wunderwuͤrdig ſchimmern, nicht anders, als
wenn auf der Fluht
Der Sonnen Bild, im flachen Strahl, als eine Feuer-
Seule ruht.
Durch ihr beſtaͤndiges Bewegen
Schien jede Farbe, wandelbar, ſich ſtets im neuen Glanz
zu regen.
Mich nahm, mit ungemeiner Freuden, die wunderwuͤrd’ge
Schoͤnheit ein.
Jch dankte GOtt, Der, auch im Herbſt, nicht nur das Feld
ſo lieblich zieret,
Nein, Der uns auch, in ſolcher Zierde, von dem, was uns
ernaͤhrt und ſpeiſet,
Und was uns kuͤnftig naͤhren ſoll, die Erſtlinge ſo zeitig
weiſet,
Wofuͤr Jhm Ehre, Lob und Preis, und ein erkenntlichs Herz
gebuͤhret.
Jch
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Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 7. Hamburg, 1743, S. 466. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen07_1743/484>, abgerufen am 22.11.2024.
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