Sah ich, in meinem sanften Wandern, Aufs flach-bethaute Feld, auf einer Seiten, Des hellen Mondes Licht sich überall verbreiten, Das helle Wasser auf der andern, Mit Mond- und Sternen-Bildern, Sich recht, als einen Himmel, schildern. Nie hatte mir des Nachts die Welt, Samt des sapphirnen Himmels Bühnen, So schön, so wunderschön geschienen.
Das mit des Mondes Licht recht angefüllte Feld, Von einer fast nicht abzuseh'nden Weite, Des Grabens Himmels-Spiegel-Glas, Von einer ungemeinen Breite, Verbunden, in der schönen Nacht, Des Himmels und der Erden Pracht.
Mein, von so vieler Herrlichkeit, ganz angefüllter Geist und Sinn Ward reg', ein holdes Freuden-Feuer schien in mir selbst sich anzuzünden. Mein denkend Wesen suchte gleichsam sich von mir selber zu entbinden, Es eilt auf Flügeln der Bewundrung zur Urquell aller Schönheit hin; Doch war die schnelle Reise kurz. Das Ende war schon beym Beginn, Die Gottheit war so um, als bey mir, der Schöpfer überall zu finden. Jch spührt', in Ehrfurcht, Seine Nähe. Durch die Be- trachtung Seines Lichts, Und Seiner Unermäßlichkeit, ward fast aus mir ein frohes Nichts,
Die
Eine ſchoͤne Nacht.
Sah ich, in meinem ſanften Wandern, Aufs flach-bethaute Feld, auf einer Seiten, Des hellen Mondes Licht ſich uͤberall verbreiten, Das helle Waſſer auf der andern, Mit Mond- und Sternen-Bildern, Sich recht, als einen Himmel, ſchildern. Nie hatte mir des Nachts die Welt, Samt des ſapphirnen Himmels Buͤhnen, So ſchoͤn, ſo wunderſchoͤn geſchienen.
Das mit des Mondes Licht recht angefuͤllte Feld, Von einer faſt nicht abzuſeh’nden Weite, Des Grabens Himmels-Spiegel-Glas, Von einer ungemeinen Breite, Verbunden, in der ſchoͤnen Nacht, Des Himmels und der Erden Pracht.
Mein, von ſo vieler Herrlichkeit, ganz angefuͤllter Geiſt und Sinn Ward reg’, ein holdes Freuden-Feuer ſchien in mir ſelbſt ſich anzuzuͤnden. Mein denkend Weſen ſuchte gleichſam ſich von mir ſelber zu entbinden, Es eilt auf Fluͤgeln der Bewundrung zur Urquell aller Schoͤnheit hin; Doch war die ſchnelle Reiſe kurz. Das Ende war ſchon beym Beginn, Die Gottheit war ſo um, als bey mir, der Schoͤpfer uͤberall zu finden. Jch ſpuͤhrt’, in Ehrfurcht, Seine Naͤhe. Durch die Be- trachtung Seines Lichts, Und Seiner Unermaͤßlichkeit, ward faſt aus mir ein frohes Nichts,
Die
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Eine ſchoͤne Nacht.
Sah ich, in meinem ſanften Wandern,
Aufs flach-bethaute Feld, auf einer Seiten,
Des hellen Mondes Licht ſich uͤberall verbreiten,
Das helle Waſſer auf der andern,
Mit Mond- und Sternen-Bildern,
Sich recht, als einen Himmel, ſchildern.
Nie hatte mir des Nachts die Welt,
Samt des ſapphirnen Himmels Buͤhnen,
So ſchoͤn, ſo wunderſchoͤn geſchienen.
Das mit des Mondes Licht recht angefuͤllte Feld,
Von einer faſt nicht abzuſeh’nden Weite,
Des Grabens Himmels-Spiegel-Glas,
Von einer ungemeinen Breite,
Verbunden, in der ſchoͤnen Nacht,
Des Himmels und der Erden Pracht.
Mein, von ſo vieler Herrlichkeit, ganz angefuͤllter Geiſt
und Sinn
Ward reg’, ein holdes Freuden-Feuer ſchien in mir ſelbſt
ſich anzuzuͤnden.
Mein denkend Weſen ſuchte gleichſam ſich von mir ſelber
zu entbinden,
Es eilt auf Fluͤgeln der Bewundrung zur Urquell aller
Schoͤnheit hin;
Doch war die ſchnelle Reiſe kurz. Das Ende war ſchon
beym Beginn,
Die Gottheit war ſo um, als bey mir, der Schoͤpfer uͤberall
zu finden.
Jch ſpuͤhrt’, in Ehrfurcht, Seine Naͤhe. Durch die Be-
trachtung Seines Lichts,
Und Seiner Unermaͤßlichkeit, ward faſt aus mir ein frohes
Nichts,
Die
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Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 7. Hamburg, 1743, S. 463. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen07_1743/481>, abgerufen am 22.11.2024.
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