Auf dunkler Felder weiten Flächen, Worauf, doch sparsam, hier und dar schon wieder grüne Spitzen brechen, Erblickt' man gelbes Schilf in Gräben, auch mancher Dorn-Strauch läßt itzt schön, Nebst seiner rohten Beeren Funkeln, die Menge bunter Blätter seh'n. Doch zeigt er auch die Stacheln schon, da er schon mehren- theils entlaubt, Und seines Schmucks, der sie verhüllte, durch Nebel, Wind und Frost beraubt.
Da, wo mit der bedeckten Luft sich der Gesichts-Kreis sanft verbindet, Verliert er sich im klaren Duft, so daß man kaum die Grenzen findet. Es scheint, ob ruhe die Natur, und als wenn eine sanfte Stille, So daß sie uns fast sichtbar ist, das Feld, so weit man sieht, erfülle.
Die Fluht, nachdem die Wasser-Linsen, und alles auf den Grund gefallen, Was erst auf ihrer Fläche schwamm, ist itzt im Herbst so rein, so klar, Als es in keiner Zeit vom Jahr. Es scheint itzt mehr als sonst poliert, und gleicht itzt reinen Berg-Krystallen, Worinn sich, nebst des grünen Ufers nunmehro gelb-bebüsch- ten Hügeln, Auch Wolken, ja der ganze Himmel noch einst so rein und klar sich spiegeln.
Es
F f 3
Der Herbſt.
Auf dunkler Felder weiten Flaͤchen, Worauf, doch ſparſam, hier und dar ſchon wieder gruͤne Spitzen brechen, Erblickt’ man gelbes Schilf in Graͤben, auch mancher Dorn-Strauch laͤßt itzt ſchoͤn, Nebſt ſeiner rohten Beeren Funkeln, die Menge bunter Blaͤtter ſeh’n. Doch zeigt er auch die Stacheln ſchon, da er ſchon mehren- theils entlaubt, Und ſeines Schmucks, der ſie verhuͤllte, durch Nebel, Wind und Froſt beraubt.
Da, wo mit der bedeckten Luft ſich der Geſichts-Kreis ſanft verbindet, Verliert er ſich im klaren Duft, ſo daß man kaum die Grenzen findet. Es ſcheint, ob ruhe die Natur, und als wenn eine ſanfte Stille, So daß ſie uns faſt ſichtbar iſt, das Feld, ſo weit man ſieht, erfuͤlle.
Die Fluht, nachdem die Waſſer-Linſen, und alles auf den Grund gefallen, Was erſt auf ihrer Flaͤche ſchwamm, iſt itzt im Herbſt ſo rein, ſo klar, Als es in keiner Zeit vom Jahr. Es ſcheint itzt mehr als ſonſt poliert, und gleicht itzt reinen Berg-Kryſtallen, Worinn ſich, nebſt des gruͤnen Ufers nunmehro gelb-bebuͤſch- ten Huͤgeln, Auch Wolken, ja der ganze Himmel noch einſt ſo rein und klar ſich ſpiegeln.
Es
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Der Herbſt.
Auf dunkler Felder weiten Flaͤchen,
Worauf, doch ſparſam, hier und dar ſchon wieder gruͤne
Spitzen brechen,
Erblickt’ man gelbes Schilf in Graͤben, auch mancher
Dorn-Strauch laͤßt itzt ſchoͤn,
Nebſt ſeiner rohten Beeren Funkeln, die Menge bunter
Blaͤtter ſeh’n.
Doch zeigt er auch die Stacheln ſchon, da er ſchon mehren-
theils entlaubt,
Und ſeines Schmucks, der ſie verhuͤllte, durch Nebel, Wind
und Froſt beraubt.
Da, wo mit der bedeckten Luft ſich der Geſichts-Kreis
ſanft verbindet,
Verliert er ſich im klaren Duft, ſo daß man kaum die Grenzen
findet.
Es ſcheint, ob ruhe die Natur, und als wenn eine ſanfte
Stille,
So daß ſie uns faſt ſichtbar iſt, das Feld, ſo weit man ſieht,
erfuͤlle.
Die Fluht, nachdem die Waſſer-Linſen, und alles auf den
Grund gefallen,
Was erſt auf ihrer Flaͤche ſchwamm, iſt itzt im Herbſt ſo rein,
ſo klar,
Als es in keiner Zeit vom Jahr.
Es ſcheint itzt mehr als ſonſt poliert, und gleicht itzt reinen
Berg-Kryſtallen,
Worinn ſich, nebſt des gruͤnen Ufers nunmehro gelb-bebuͤſch-
ten Huͤgeln,
Auch Wolken, ja der ganze Himmel noch einſt ſo rein und
klar ſich ſpiegeln.
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Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 7. Hamburg, 1743, S. 453. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen07_1743/471>, abgerufen am 22.11.2024.
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