Zu allem Guten, was Du mir, O, liebster GOtt! bisher gewähret, Hast Du, Dir, HErr, sey Preis dafür! Mir etwas neues noch beschehret. Da ich die ohne das, GOtt Lob! beglückte Ehe Von meiner Tochter noch beglückter sehe, Und sie mir einen Enkel brachte, Wofür, je weniger wir es gedacht, Je mehr wir schuldig, Deine Güte, Mit ganz von Dank und Lust erfülletem Gemühte, Zu loben, rühmen und zu preisen.
Ach, möchten wir doch Dir ein solches Herze weisen, Das Dir gefällig wär! Was ich von Dir für ihn erbitten kann, Jst dieß: HErr! siehe doch auch ihn in Gnaden an! Es lebe, neben uns, auch dieser Dir zur Ehr!
So lang' es Dir, o HErr! nun ferner wird gefallen, Mich hier auf dieser Welt zu wallen Und meinen Aufenthalt hier seyn zu lassen; So lange fleh' ich Dich inbrünstig an! Ach, laß doch mich, und, durch mich, andre fassen, Wie man nicht besser leben kann, Als Deine Weisheit, Lieb' und Macht, Jn Deiner schönen Werke Pracht, Jn fröhlicher Bewundrung anzuseh'n, Dein herrlich überall vorhandnes Wesen Jn jeder Creatur zu lesen, Und überall Dich zu versteh'n! Ach, laß mich immer mehr und mehr, Jn froher Zuversicht, mich üben, Zu Deines Namens Preis und Ehr, Mich, meinen Nächsten auch, Dich überall zu lieben!
Erbarme
An meinem Gebuhrts-Tage.
Zu allem Guten, was Du mir, O, liebſter GOtt! bisher gewaͤhret, Haſt Du, Dir, HErr, ſey Preis dafuͤr! Mir etwas neues noch beſchehret. Da ich die ohne das, GOtt Lob! begluͤckte Ehe Von meiner Tochter noch begluͤckter ſehe, Und ſie mir einen Enkel brachte, Wofuͤr, je weniger wir es gedacht, Je mehr wir ſchuldig, Deine Guͤte, Mit ganz von Dank und Luſt erfuͤlletem Gemuͤhte, Zu loben, ruͤhmen und zu preiſen.
Ach, moͤchten wir doch Dir ein ſolches Herze weiſen, Das Dir gefaͤllig waͤr! Was ich von Dir fuͤr ihn erbitten kann, Jſt dieß: HErr! ſiehe doch auch ihn in Gnaden an! Es lebe, neben uns, auch dieſer Dir zur Ehr!
So lang’ es Dir, o HErr! nun ferner wird gefallen, Mich hier auf dieſer Welt zu wallen Und meinen Aufenthalt hier ſeyn zu laſſen; So lange fleh’ ich Dich inbruͤnſtig an! Ach, laß doch mich, und, durch mich, andre faſſen, Wie man nicht beſſer leben kann, Als Deine Weisheit, Lieb’ und Macht, Jn Deiner ſchoͤnen Werke Pracht, Jn froͤhlicher Bewundrung anzuſeh’n, Dein herrlich uͤberall vorhandnes Weſen Jn jeder Creatur zu leſen, Und uͤberall Dich zu verſteh’n! Ach, laß mich immer mehr und mehr, Jn froher Zuverſicht, mich uͤben, Zu Deines Namens Preis und Ehr, Mich, meinen Naͤchſten auch, Dich uͤberall zu lieben!
Erbarme
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An meinem Gebuhrts-Tage.
Zu allem Guten, was Du mir,
O, liebſter GOtt! bisher gewaͤhret,
Haſt Du, Dir, HErr, ſey Preis dafuͤr!
Mir etwas neues noch beſchehret.
Da ich die ohne das, GOtt Lob! begluͤckte Ehe
Von meiner Tochter noch begluͤckter ſehe,
Und ſie mir einen Enkel brachte,
Wofuͤr, je weniger wir es gedacht,
Je mehr wir ſchuldig, Deine Guͤte,
Mit ganz von Dank und Luſt erfuͤlletem Gemuͤhte,
Zu loben, ruͤhmen und zu preiſen.
Ach, moͤchten wir doch Dir ein ſolches Herze weiſen,
Das Dir gefaͤllig waͤr!
Was ich von Dir fuͤr ihn erbitten kann,
Jſt dieß: HErr! ſiehe doch auch ihn in Gnaden an!
Es lebe, neben uns, auch dieſer Dir zur Ehr!
So lang’ es Dir, o HErr! nun ferner wird gefallen,
Mich hier auf dieſer Welt zu wallen
Und meinen Aufenthalt hier ſeyn zu laſſen;
So lange fleh’ ich Dich inbruͤnſtig an!
Ach, laß doch mich, und, durch mich, andre faſſen,
Wie man nicht beſſer leben kann,
Als Deine Weisheit, Lieb’ und Macht,
Jn Deiner ſchoͤnen Werke Pracht,
Jn froͤhlicher Bewundrung anzuſeh’n,
Dein herrlich uͤberall vorhandnes Weſen
Jn jeder Creatur zu leſen,
Und uͤberall Dich zu verſteh’n!
Ach, laß mich immer mehr und mehr,
Jn froher Zuverſicht, mich uͤben,
Zu Deines Namens Preis und Ehr,
Mich, meinen Naͤchſten auch, Dich uͤberall zu lieben!
Erbarme
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Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 7. Hamburg, 1743, S. 450. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen07_1743/468>, abgerufen am 22.11.2024.
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