Jch spühre, mit erfreutem Blick, ich sehe, mit gerührter Seelen, Mit grünen und mit kühlen Schatten der Sonnen Strahlen sich vermählen, Laub, Bluhmen, Gras und Kraut verschönern, wodurch Dein Werk, die schöne Welt, Den fast darob erstaunten Augen noch einst so schön wird vorgestellt, Die, als bey einem hellen Licht, Macht, Lieb' und Weisheit, die Dir eigen, Und kurz: selbst Deine Gegenwart den Geistern, die drauf achten, zeigen. So dann erklingt mein Lob-Gesang, und der geschäft'ge Wiederhall Verdoppelt meine reine Töne und stärket meiner Lieder Schall. Bald suchen die ambrirte Düfte von eben aufgebrochnen Rosen, Jn dem bezaubernden Geruch, der Seele selber liebzukosen; Des holden Rauchwerks süsser Schwall erhebt sowohl mein Aug' als Herz, Und führet sie in sanftem Zug mit sich, zu Dir, und Him- mel-werts. Was sind nicht in den schnellen Vögeln, in Fischen, wild- und zahmen Thieren Für Wunder-Proben einer Lieb' und einer weisen Macht zu spühren! Für einen Geist, der sich mit Dir, in Deinem Werk, sucht zu verbinden, Jst Dein allgegenwärtigs Wesen, o Schöpfer! überall zu finden.
Wen
D d 2
des Schoͤpfers in ſeinen Werken.
Jch ſpuͤhre, mit erfreutem Blick, ich ſehe, mit geruͤhrter Seelen, Mit gruͤnen und mit kuͤhlen Schatten der Sonnen Strahlen ſich vermaͤhlen, Laub, Bluhmen, Gras und Kraut verſchoͤnern, wodurch Dein Werk, die ſchoͤne Welt, Den faſt darob erſtaunten Augen noch einſt ſo ſchoͤn wird vorgeſtellt, Die, als bey einem hellen Licht, Macht, Lieb’ und Weisheit, die Dir eigen, Und kurz: ſelbſt Deine Gegenwart den Geiſtern, die drauf achten, zeigen. So dann erklingt mein Lob-Geſang, und der geſchaͤft’ge Wiederhall Verdoppelt meine reine Toͤne und ſtaͤrket meiner Lieder Schall. Bald ſuchen die ambrirte Duͤfte von eben aufgebrochnen Roſen, Jn dem bezaubernden Geruch, der Seele ſelber liebzukoſen; Des holden Rauchwerks ſuͤſſer Schwall erhebt ſowohl mein Aug’ als Herz, Und fuͤhret ſie in ſanftem Zug mit ſich, zu Dir, und Him- mel-werts. Was ſind nicht in den ſchnellen Voͤgeln, in Fiſchen, wild- und zahmen Thieren Fuͤr Wunder-Proben einer Lieb’ und einer weiſen Macht zu ſpuͤhren! Fuͤr einen Geiſt, der ſich mit Dir, in Deinem Werk, ſucht zu verbinden, Jſt Dein allgegenwaͤrtigs Weſen, o Schoͤpfer! uͤberall zu finden.
Wen
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des Schoͤpfers in ſeinen Werken.
Jch ſpuͤhre, mit erfreutem Blick, ich ſehe, mit geruͤhrter
Seelen,
Mit gruͤnen und mit kuͤhlen Schatten der Sonnen Strahlen
ſich vermaͤhlen,
Laub, Bluhmen, Gras und Kraut verſchoͤnern, wodurch
Dein Werk, die ſchoͤne Welt,
Den faſt darob erſtaunten Augen noch einſt ſo ſchoͤn wird
vorgeſtellt,
Die, als bey einem hellen Licht, Macht, Lieb’ und Weisheit,
die Dir eigen,
Und kurz: ſelbſt Deine Gegenwart den Geiſtern, die drauf
achten, zeigen.
So dann erklingt mein Lob-Geſang, und der geſchaͤft’ge
Wiederhall
Verdoppelt meine reine Toͤne und ſtaͤrket meiner Lieder
Schall.
Bald ſuchen die ambrirte Duͤfte von eben aufgebrochnen
Roſen,
Jn dem bezaubernden Geruch, der Seele ſelber liebzukoſen;
Des holden Rauchwerks ſuͤſſer Schwall erhebt ſowohl mein
Aug’ als Herz,
Und fuͤhret ſie in ſanftem Zug mit ſich, zu Dir, und Him-
mel-werts.
Was ſind nicht in den ſchnellen Voͤgeln, in Fiſchen, wild-
und zahmen Thieren
Fuͤr Wunder-Proben einer Lieb’ und einer weiſen Macht zu
ſpuͤhren!
Fuͤr einen Geiſt, der ſich mit Dir, in Deinem Werk, ſucht zu
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Jſt Dein allgegenwaͤrtigs Weſen, o Schoͤpfer! uͤberall zu
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Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 7. Hamburg, 1743, S. 419. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen07_1743/437>, abgerufen am 22.11.2024.
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