Jn aller Klarheit ew'ge Quelle, die unerschaffne Sonn', hinein. Erstaunen, Anmuht, Demuht, Ehrfurcht, Vergnügen, Dank-Begier und Lust Erfülleten bald auf einmahl, bald Wechsels-weise, meine Brust; Und endlich ward aus dem Gemisch so vieler edlen Seelen- Triebe Ein' allgemeine, eine kindlich- und Andacht-volle Gegenliebe. Recht eine Sucht entstand in mir, nach aller Kraft[|] mich zu bestreben, Dem grossen Schöpfer solcher Wunder, nach Möglichkeit, zum Ruhm zu leben.
Bevor wir völlig dieß Gedicht vom Wunder-Licht der Sonnen schliessen, Werd ich vorher noch eine Kraft, die GOtt für uns in sie gesenkt, Und deren, wie so vielen andern, man leider selten nur gedenkt, Dem, Der sie uns verliehn, zum Ruhm, mit Dank und Lob erwähnen müssen.
Ein Wunder, daß der Winde Quell so lang uns unbekannt gewesen, Und wir in allen weisen Schriften davon nichts zuverläßigs lesen, Da sie jedoch sich täg- und stündlich dem Aug' und mensch- lichen Gesicht, Und neben sich uns alles zeigt. Es ist der Sonnen Lebens-Licht
Der
Vier beſondere Wohlthaten
Jn aller Klarheit ew’ge Quelle, die unerſchaffne Sonn’, hinein. Erſtaunen, Anmuht, Demuht, Ehrfurcht, Vergnuͤgen, Dank-Begier und Luſt Erfuͤlleten bald auf einmahl, bald Wechſels-weiſe, meine Bruſt; Und endlich ward aus dem Gemiſch ſo vieler edlen Seelen- Triebe Ein’ allgemeine, eine kindlich- und Andacht-volle Gegenliebe. Recht eine Sucht entſtand in mir, nach aller Kraft[|] mich zu beſtreben, Dem groſſen Schoͤpfer ſolcher Wunder, nach Moͤglichkeit, zum Ruhm zu leben.
Bevor wir voͤllig dieß Gedicht vom Wunder-Licht der Sonnen ſchlieſſen, Werd ich vorher noch eine Kraft, die GOtt fuͤr uns in ſie geſenkt, Und deren, wie ſo vielen andern, man leider ſelten nur gedenkt, Dem, Der ſie uns verliehn, zum Ruhm, mit Dank und Lob erwaͤhnen muͤſſen.
Ein Wunder, daß der Winde Quell ſo lang uns unbekannt geweſen, Und wir in allen weiſen Schriften davon nichts zuverlaͤßigs leſen, Da ſie jedoch ſich taͤg- und ſtuͤndlich dem Aug’ und menſch- lichen Geſicht, Und neben ſich uns alles zeigt. Es iſt der Sonnen Lebens-Licht
Der
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[24/0042]
Vier beſondere Wohlthaten
Jn aller Klarheit ew’ge Quelle, die unerſchaffne Sonn’,
hinein.
Erſtaunen, Anmuht, Demuht, Ehrfurcht, Vergnuͤgen,
Dank-Begier und Luſt
Erfuͤlleten bald auf einmahl, bald Wechſels-weiſe, meine
Bruſt;
Und endlich ward aus dem Gemiſch ſo vieler edlen Seelen-
Triebe
Ein’ allgemeine, eine kindlich- und Andacht-volle Gegenliebe.
Recht eine Sucht entſtand in mir, nach aller Kraft| mich
zu beſtreben,
Dem groſſen Schoͤpfer ſolcher Wunder, nach Moͤglichkeit,
zum Ruhm zu leben.
Bevor wir voͤllig dieß Gedicht vom Wunder-Licht der
Sonnen ſchlieſſen,
Werd ich vorher noch eine Kraft, die GOtt fuͤr uns in ſie
geſenkt,
Und deren, wie ſo vielen andern, man leider ſelten nur
gedenkt,
Dem, Der ſie uns verliehn, zum Ruhm, mit Dank und
Lob erwaͤhnen muͤſſen.
Ein Wunder, daß der Winde Quell ſo lang uns unbekannt
geweſen,
Und wir in allen weiſen Schriften davon nichts zuverlaͤßigs
leſen,
Da ſie jedoch ſich taͤg- und ſtuͤndlich dem Aug’ und menſch-
lichen Geſicht,
Und neben ſich uns alles zeigt. Es iſt der Sonnen
Lebens-Licht
Der
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Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 7. Hamburg, 1743, S. 24. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen07_1743/42>, abgerufen am 24.11.2024.
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