Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 7. Hamburg, 1743.

Bild:
<< vorherige Seite
Das schöne Würmchen.
Jm kühlen Schatten dichter Blätter
Saß ich, bey einem schwühlen Wetter,
Beschirmet vor der Sonnen Schein,
Bedeckt von einem grünen Himmel,
Entfernet von der Stadt Getümmel,
Und dacht' auf GOtt und mich allein.
Wie nun an diesem stillen Ort,
Nach meiner Art, bald hier, bald dort
Die regen Blick', in grünen Tiefen
Der Blätter, hin und wieder liefen,
Und, durch so vielfachs Schatten-Grün,
Oft in die Dunkelheit versunken,
Erblickt' ich einen bunten Funken,
Und sah' ihn hell und feurig glüh'n,
Zumahl ein kleiner Sonnen-Strahl,
Durch eine Oefnung, auf ihn schien.
Jch stutzt' ob seinem Glanz, und ging,
Jhn in der Nähe zu beseh'n,
Da ich in ihm ein wunderschön
Gefärbtes glänzend Würmchen fing.
Nie hatt' ich noch ein herrlicher geschmückt-
Ein herrlicher gefärbtes Thier erblickt.
Der Hinterleib war roht. Ein wirklicher Rubien
Kann hell- und kräftiger nicht glüh'n,
Als der gefärbte Glanz, den ich in ihm erblickte,
Desselben obre Fläche schmückte.
Das Vordertheil legt, durch ein glänzend Blau,
Ein klein Sapphirchen uns zur Schau,
Das aber, wenn es sich zumahl
Getroffen fand vom Sonnen-Strahl,
Durch
B b 4
Das ſchoͤne Wuͤrmchen.
Jm kuͤhlen Schatten dichter Blaͤtter
Saß ich, bey einem ſchwuͤhlen Wetter,
Beſchirmet vor der Sonnen Schein,
Bedeckt von einem gruͤnen Himmel,
Entfernet von der Stadt Getuͤmmel,
Und dacht’ auf GOtt und mich allein.
Wie nun an dieſem ſtillen Ort,
Nach meiner Art, bald hier, bald dort
Die regen Blick’, in gruͤnen Tiefen
Der Blaͤtter, hin und wieder liefen,
Und, durch ſo vielfachs Schatten-Gruͤn,
Oft in die Dunkelheit verſunken,
Erblickt’ ich einen bunten Funken,
Und ſah’ ihn hell und feurig gluͤh’n,
Zumahl ein kleiner Sonnen-Strahl,
Durch eine Oefnung, auf ihn ſchien.
Jch ſtutzt’ ob ſeinem Glanz, und ging,
Jhn in der Naͤhe zu beſeh’n,
Da ich in ihm ein wunderſchoͤn
Gefaͤrbtes glaͤnzend Wuͤrmchen fing.
Nie hatt’ ich noch ein herrlicher geſchmuͤckt-
Ein herrlicher gefaͤrbtes Thier erblickt.
Der Hinterleib war roht. Ein wirklicher Rubien
Kann hell- und kraͤftiger nicht gluͤh’n,
Als der gefaͤrbte Glanz, den ich in ihm erblickte,
Deſſelben obre Flaͤche ſchmuͤckte.
Das Vordertheil legt, durch ein glaͤnzend Blau,
Ein klein Sapphirchen uns zur Schau,
Das aber, wenn es ſich zumahl
Getroffen fand vom Sonnen-Strahl,
Durch
B b 4
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0409" n="391"/>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#b">Das &#x017F;cho&#x0364;ne Wu&#x0364;rmchen.</hi> </head><lb/>
            <lg type="poem">
              <lg n="1">
                <l><hi rendition="#in">J</hi>m ku&#x0364;hlen Schatten dichter Bla&#x0364;tter</l><lb/>
                <l>Saß ich, bey einem &#x017F;chwu&#x0364;hlen Wetter,</l><lb/>
                <l>Be&#x017F;chirmet vor der Sonnen Schein,</l><lb/>
                <l>Bedeckt von einem gru&#x0364;nen Himmel,</l><lb/>
                <l>Entfernet von der Stadt Getu&#x0364;mmel,</l><lb/>
                <l>Und dacht&#x2019; auf GOtt und mich allein.</l><lb/>
                <l>Wie nun an die&#x017F;em &#x017F;tillen Ort,</l><lb/>
                <l>Nach meiner Art, bald hier, bald dort</l><lb/>
                <l>Die regen Blick&#x2019;, in gru&#x0364;nen Tiefen</l><lb/>
                <l>Der Bla&#x0364;tter, hin und wieder liefen,</l><lb/>
                <l>Und, durch &#x017F;o vielfachs Schatten-Gru&#x0364;n,</l><lb/>
                <l>Oft in die Dunkelheit ver&#x017F;unken,</l><lb/>
                <l>Erblickt&#x2019; ich einen bunten Funken,</l><lb/>
                <l>Und &#x017F;ah&#x2019; ihn hell und feurig glu&#x0364;h&#x2019;n,</l><lb/>
                <l>Zumahl ein kleiner Sonnen-Strahl,</l><lb/>
                <l>Durch eine Oefnung, auf ihn &#x017F;chien.</l><lb/>
                <l>Jch &#x017F;tutzt&#x2019; ob &#x017F;einem Glanz, und ging,</l><lb/>
                <l>Jhn in der Na&#x0364;he zu be&#x017F;eh&#x2019;n,</l><lb/>
                <l>Da ich in ihm ein wunder&#x017F;cho&#x0364;n</l><lb/>
                <l>Gefa&#x0364;rbtes gla&#x0364;nzend Wu&#x0364;rmchen fing.</l><lb/>
                <l>Nie hatt&#x2019; ich noch ein herrlicher ge&#x017F;chmu&#x0364;ckt-</l><lb/>
                <l>Ein herrlicher gefa&#x0364;rbtes Thier erblickt.</l><lb/>
                <l>Der Hinterleib war roht. Ein wirklicher Rubien</l><lb/>
                <l>Kann hell- und kra&#x0364;ftiger nicht glu&#x0364;h&#x2019;n,</l><lb/>
                <l>Als der gefa&#x0364;rbte Glanz, den ich in ihm erblickte,</l><lb/>
                <l>De&#x017F;&#x017F;elben obre Fla&#x0364;che &#x017F;chmu&#x0364;ckte.</l><lb/>
                <l>Das Vordertheil legt, durch ein gla&#x0364;nzend Blau,</l><lb/>
                <l>Ein klein Sapphirchen uns zur Schau,</l><lb/>
                <l>Das aber, wenn es &#x017F;ich zumahl</l><lb/>
                <l>Getroffen fand vom Sonnen-Strahl,</l>
              </lg><lb/>
              <fw place="bottom" type="sig">B b 4</fw>
              <fw place="bottom" type="catch">Durch</fw><lb/>
            </lg>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[391/0409] Das ſchoͤne Wuͤrmchen. Jm kuͤhlen Schatten dichter Blaͤtter Saß ich, bey einem ſchwuͤhlen Wetter, Beſchirmet vor der Sonnen Schein, Bedeckt von einem gruͤnen Himmel, Entfernet von der Stadt Getuͤmmel, Und dacht’ auf GOtt und mich allein. Wie nun an dieſem ſtillen Ort, Nach meiner Art, bald hier, bald dort Die regen Blick’, in gruͤnen Tiefen Der Blaͤtter, hin und wieder liefen, Und, durch ſo vielfachs Schatten-Gruͤn, Oft in die Dunkelheit verſunken, Erblickt’ ich einen bunten Funken, Und ſah’ ihn hell und feurig gluͤh’n, Zumahl ein kleiner Sonnen-Strahl, Durch eine Oefnung, auf ihn ſchien. Jch ſtutzt’ ob ſeinem Glanz, und ging, Jhn in der Naͤhe zu beſeh’n, Da ich in ihm ein wunderſchoͤn Gefaͤrbtes glaͤnzend Wuͤrmchen fing. Nie hatt’ ich noch ein herrlicher geſchmuͤckt- Ein herrlicher gefaͤrbtes Thier erblickt. Der Hinterleib war roht. Ein wirklicher Rubien Kann hell- und kraͤftiger nicht gluͤh’n, Als der gefaͤrbte Glanz, den ich in ihm erblickte, Deſſelben obre Flaͤche ſchmuͤckte. Das Vordertheil legt, durch ein glaͤnzend Blau, Ein klein Sapphirchen uns zur Schau, Das aber, wenn es ſich zumahl Getroffen fand vom Sonnen-Strahl, Durch B b 4

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen07_1743
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen07_1743/409
Zitationshilfe: Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 7. Hamburg, 1743, S. 391. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen07_1743/409>, abgerufen am 21.11.2024.