Halt Gottes Ordnung nicht gering, Am guten Tag' sey guter Ding; Allein, denk auch, daß Siräch schrieb: Den bösen Tag nimm auch verlieb. Der Wechsel selbst macht, daß, was gut, Uns noch einmahl so sanfte thut.
16.
Ein steter Lenz und Morgen-Schein Würd' uns so angenehm nicht seyn, Als da der Winter, samt der Nacht Uns Lenz und Morgen schöner macht. Der kühle Herbst, die Abend-Zeit Vergnügt uns durch den Unterscheid.
17.
Jm Himmel ist nur Glück allein, Und in der Höllen lauter Pein. Auf Erden wechselt beyderley, Dieß stimmt des Schöpfers Ordnung bey. So tadle denn doch ferner nicht, Was Gott so weislich eingericht't.
18.
Bist du vielleicht allein nur wehrt, Daß GOtt dir nichts als Guts beschehrt? Dieß foderst du mit Recht wohl nicht; So dulde denn das, was geschicht.
Es
B b 3
Lob-Geſang.
15.
Halt Gottes Ordnung nicht gering, Am guten Tag’ ſey guter Ding; Allein, denk auch, daß Siraͤch ſchrieb: Den boͤſen Tag nimm auch verlieb. Der Wechſel ſelbſt macht, daß, was gut, Uns noch einmahl ſo ſanfte thut.
16.
Ein ſteter Lenz und Morgen-Schein Wuͤrd’ uns ſo angenehm nicht ſeyn, Als da der Winter, ſamt der Nacht Uns Lenz und Morgen ſchoͤner macht. Der kuͤhle Herbſt, die Abend-Zeit Vergnuͤgt uns durch den Unterſcheid.
17.
Jm Himmel iſt nur Gluͤck allein, Und in der Hoͤllen lauter Pein. Auf Erden wechſelt beyderley, Dieß ſtimmt des Schoͤpfers Ordnung bey. So tadle denn doch ferner nicht, Was Gott ſo weislich eingericht’t.
18.
Biſt du vielleicht allein nur wehrt, Daß GOtt dir nichts als Guts beſchehrt? Dieß foderſt du mit Recht wohl nicht; So dulde denn das, was geſchicht.
Es
B b 3
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><lgtype="poem"><pbfacs="#f0407"n="389"/><fwplace="top"type="header">Lob-Geſang.</fw><lb/><lgn="15"><head><hirendition="#c">15.</hi></head><lb/><l>Halt Gottes Ordnung nicht gering,</l><lb/><l>Am guten Tag’ſey guter Ding;</l><lb/><l>Allein, denk auch, daß Siraͤch ſchrieb:</l><lb/><l>Den boͤſen Tag nimm auch verlieb.</l><lb/><l>Der Wechſel ſelbſt macht, daß, was gut,</l><lb/><l>Uns noch einmahl ſo ſanfte thut.</l></lg><lb/><lgn="16"><head><hirendition="#c">16.</hi></head><lb/><l>Ein ſteter Lenz und Morgen-Schein</l><lb/><l>Wuͤrd’ uns ſo angenehm nicht ſeyn,</l><lb/><l>Als da der Winter, ſamt der Nacht</l><lb/><l>Uns Lenz und Morgen ſchoͤner macht.</l><lb/><l>Der kuͤhle Herbſt, die Abend-Zeit</l><lb/><l>Vergnuͤgt uns durch den Unterſcheid.</l></lg><lb/><lgn="17"><head><hirendition="#c">17.</hi></head><lb/><l>Jm Himmel iſt nur Gluͤck allein,</l><lb/><l>Und in der Hoͤllen lauter Pein.</l><lb/><l>Auf Erden wechſelt beyderley,</l><lb/><l>Dieß ſtimmt des Schoͤpfers Ordnung bey.</l><lb/><l>So tadle denn doch ferner nicht,</l><lb/><l>Was Gott ſo weislich eingericht’t.</l></lg><lb/><lgn="18"><head><hirendition="#c">18.</hi></head><lb/><l>Biſt du vielleicht allein nur wehrt,</l><lb/><l>Daß GOtt dir nichts als Guts beſchehrt?</l><lb/><l>Dieß foderſt du mit Recht wohl nicht;</l><lb/><l>So dulde denn das, was geſchicht.</l><lb/><fwplace="bottom"type="sig">B b 3</fw><fwplace="bottom"type="catch">Es</fw><lb/></lg></lg></div></div></div></body></text></TEI>
[389/0407]
Lob-Geſang.
15.
Halt Gottes Ordnung nicht gering,
Am guten Tag’ ſey guter Ding;
Allein, denk auch, daß Siraͤch ſchrieb:
Den boͤſen Tag nimm auch verlieb.
Der Wechſel ſelbſt macht, daß, was gut,
Uns noch einmahl ſo ſanfte thut.
16.
Ein ſteter Lenz und Morgen-Schein
Wuͤrd’ uns ſo angenehm nicht ſeyn,
Als da der Winter, ſamt der Nacht
Uns Lenz und Morgen ſchoͤner macht.
Der kuͤhle Herbſt, die Abend-Zeit
Vergnuͤgt uns durch den Unterſcheid.
17.
Jm Himmel iſt nur Gluͤck allein,
Und in der Hoͤllen lauter Pein.
Auf Erden wechſelt beyderley,
Dieß ſtimmt des Schoͤpfers Ordnung bey.
So tadle denn doch ferner nicht,
Was Gott ſo weislich eingericht’t.
18.
Biſt du vielleicht allein nur wehrt,
Daß GOtt dir nichts als Guts beſchehrt?
Dieß foderſt du mit Recht wohl nicht;
So dulde denn das, was geſchicht.
Es
B b 3
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 7. Hamburg, 1743, S. 389. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen07_1743/407>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.