Trost-Gesang. Jm Ton: Jch hab' oft bey mir nachgedacht etc.
1.
Betrübter Geist, besinne dich! Du bist dir selber hinderlich; Du überlegest nicht den Wehrt Des Guten, so dir Gott beschehrt. Dieß ist der Grund, warum die Welt, Die Gott erschuf, dir nicht gefällt.
2.
Durch jedes Sinnes offnes Thor Legt Gott dir tausend Schätze vor, Er baut in solchem Ueberfluß Dir so viel Güter zum Genuß. Du brauchest, nimmst und nützest sie; Doch du erfreust dich ihrer nie.
3.
Wie manchen Schatz, wie manches Gut Reicht dir die Erde, Luft und Fluht? Sie zinsen dir Trank, Speis und Kleid, Zur Nohtdurft, zur Bequemlichkeit. Was zeiget dir der Sonnen Licht Für ungezählte Schönheit nicht?
4. Es
7 Theil. B b
Troſt-Geſang. Jm Ton: Jch hab’ oft bey mir nachgedacht ꝛc.
1.
Betruͤbter Geiſt, beſinne dich! Du biſt dir ſelber hinderlich; Du uͤberlegeſt nicht den Wehrt Des Guten, ſo dir Gott beſchehrt. Dieß iſt der Grund, warum die Welt, Die Gott erſchuf, dir nicht gefaͤllt.
2.
Durch jedes Sinnes offnes Thor Legt Gott dir tauſend Schaͤtze vor, Er baut in ſolchem Ueberfluß Dir ſo viel Guͤter zum Genuß. Du braucheſt, nimmſt und nuͤtzeſt ſie; Doch du erfreuſt dich ihrer nie.
3.
Wie manchen Schatz, wie manches Gut Reicht dir die Erde, Luft und Fluht? Sie zinſen dir Trank, Speis und Kleid, Zur Nohtdurft, zur Bequemlichkeit. Was zeiget dir der Sonnen Licht Fuͤr ungezaͤhlte Schoͤnheit nicht?
4. Es
7 Theil. B b
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><pbfacs="#f0403"n="385"/><divn="3"><head><hirendition="#b">Troſt-Geſang.<lb/>
Jm Ton:</hi><lb/>
Jch hab’ oft bey mir nachgedacht ꝛc.</head><lb/><lgtype="poem"><l/><lgn="1"><head><hirendition="#c">1.</hi></head><lb/><l><hirendition="#in">B</hi>etruͤbter Geiſt, beſinne dich!</l><lb/><l>Du biſt dir ſelber hinderlich;</l><lb/><l>Du uͤberlegeſt nicht den Wehrt</l><lb/><l>Des Guten, ſo dir Gott beſchehrt.</l><lb/><l>Dieß iſt der Grund, warum die Welt,</l><lb/><l>Die Gott erſchuf, dir nicht gefaͤllt.</l></lg><lb/><lgn="2"><head><hirendition="#c">2.</hi></head><lb/><l>Durch jedes Sinnes offnes Thor</l><lb/><l>Legt Gott dir tauſend Schaͤtze vor,</l><lb/><l>Er baut in ſolchem Ueberfluß</l><lb/><l>Dir ſo viel Guͤter zum Genuß.</l><lb/><l>Du braucheſt, nimmſt und nuͤtzeſt ſie;</l><lb/><l>Doch du erfreuſt dich ihrer nie.</l></lg><lb/><lgn="3"><head><hirendition="#c">3.</hi></head><lb/><l>Wie manchen Schatz, wie manches Gut</l><lb/><l>Reicht dir die Erde, Luft und Fluht?</l><lb/><l>Sie zinſen dir Trank, Speis und Kleid,</l><lb/><l>Zur Nohtdurft, zur Bequemlichkeit.</l><lb/><l>Was zeiget dir der Sonnen Licht</l><lb/><l>Fuͤr ungezaͤhlte Schoͤnheit nicht?</l></lg><lb/><fwplace="bottom"type="sig">7 <hirendition="#fr">Theil.</hi> B b</fw><fwplace="bottom"type="catch">4. Es</fw><lb/></lg></div></div></div></body></text></TEI>
[385/0403]
Troſt-Geſang.
Jm Ton:
Jch hab’ oft bey mir nachgedacht ꝛc.
1.
Betruͤbter Geiſt, beſinne dich!
Du biſt dir ſelber hinderlich;
Du uͤberlegeſt nicht den Wehrt
Des Guten, ſo dir Gott beſchehrt.
Dieß iſt der Grund, warum die Welt,
Die Gott erſchuf, dir nicht gefaͤllt.
2.
Durch jedes Sinnes offnes Thor
Legt Gott dir tauſend Schaͤtze vor,
Er baut in ſolchem Ueberfluß
Dir ſo viel Guͤter zum Genuß.
Du braucheſt, nimmſt und nuͤtzeſt ſie;
Doch du erfreuſt dich ihrer nie.
3.
Wie manchen Schatz, wie manches Gut
Reicht dir die Erde, Luft und Fluht?
Sie zinſen dir Trank, Speis und Kleid,
Zur Nohtdurft, zur Bequemlichkeit.
Was zeiget dir der Sonnen Licht
Fuͤr ungezaͤhlte Schoͤnheit nicht?
4. Es
7 Theil. B b
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 7. Hamburg, 1743, S. 385. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen07_1743/403>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.