Da denn, durch den regen Schatten, oft ein rauschendes Getümmel Jn der Fluht erreget wird, wo ein scheuches Fisch-Gewim- mel Auf des Wassers Fläche spielt, die, durch ein empfundnes Schrecken, Sich auf einmahl in die Tiefe wieder suchen zu verstecken. Selbst des Himmels schönes Blau scheint auf dieser Fluht zu schwimmen, Selbst der Sonnen Strahl auf ihr, wie ein güldnes Feur, zu glimmen. Kurz: es scheint, in einer Landschaft, auf der Fluht der Wiederschein, Unter allen, was so lieblich, fast das Lieblichste zu seyn. Tausendmahl hab' ich mich hier in das kühle Gras gesetzet, Und mich bald am schönen Urbild, bald am Wiederschein, ergetzet. Da denn erst der Schein zum Urbild, dieß darauf zu Dem mich zog, Der es, uns zur Lust, erschaffen. Den die Lieb' allein bewog, So viel schönes uns auf Erden, und dazu uns das Gesicht, Nebst dem alles zeigenden wunderreichen Sonnen-Licht, Bloß zu unserm Nutz und Besten, uns gewürdigt, uns zu schenken. Möchte man doch solche Güte, solche weise Macht bedenken, Und doch das, was gut, als gut, und doch das, was schön, als schön, GOtt zum Ruhm, in unsrer Lust, uns bestreben anzusehn!
Trost-
Das vom Wiederſchein ꝛc.
Da denn, durch den regen Schatten, oft ein rauſchendes Getuͤmmel Jn der Fluht erreget wird, wo ein ſcheuches Fiſch-Gewim- mel Auf des Waſſers Flaͤche ſpielt, die, durch ein empfundnes Schrecken, Sich auf einmahl in die Tiefe wieder ſuchen zu verſtecken. Selbſt des Himmels ſchoͤnes Blau ſcheint auf dieſer Fluht zu ſchwimmen, Selbſt der Sonnen Strahl auf ihr, wie ein guͤldnes Feur, zu glimmen. Kurz: es ſcheint, in einer Landſchaft, auf der Fluht der Wiederſchein, Unter allen, was ſo lieblich, faſt das Lieblichſte zu ſeyn. Tauſendmahl hab’ ich mich hier in das kuͤhle Gras geſetzet, Und mich bald am ſchoͤnen Urbild, bald am Wiederſchein, ergetzet. Da denn erſt der Schein zum Urbild, dieß darauf zu Dem mich zog, Der es, uns zur Luſt, erſchaffen. Den die Lieb’ allein bewog, So viel ſchoͤnes uns auf Erden, und dazu uns das Geſicht, Nebſt dem alles zeigenden wunderreichen Sonnen-Licht, Bloß zu unſerm Nutz und Beſten, uns gewuͤrdigt, uns zu ſchenken. Moͤchte man doch ſolche Guͤte, ſolche weiſe Macht bedenken, Und doch das, was gut, als gut, und doch das, was ſchoͤn, als ſchoͤn, GOtt zum Ruhm, in unſrer Luſt, uns beſtreben anzuſehn!
Troſt-
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Das vom Wiederſchein ꝛc.
Da denn, durch den regen Schatten, oft ein rauſchendes
Getuͤmmel
Jn der Fluht erreget wird, wo ein ſcheuches Fiſch-Gewim-
mel
Auf des Waſſers Flaͤche ſpielt, die, durch ein empfundnes
Schrecken,
Sich auf einmahl in die Tiefe wieder ſuchen zu verſtecken.
Selbſt des Himmels ſchoͤnes Blau ſcheint auf dieſer Fluht
zu ſchwimmen,
Selbſt der Sonnen Strahl auf ihr, wie ein guͤldnes Feur,
zu glimmen.
Kurz: es ſcheint, in einer Landſchaft, auf der Fluht der
Wiederſchein,
Unter allen, was ſo lieblich, faſt das Lieblichſte zu ſeyn.
Tauſendmahl hab’ ich mich hier in das kuͤhle Gras geſetzet,
Und mich bald am ſchoͤnen Urbild, bald am Wiederſchein,
ergetzet.
Da denn erſt der Schein zum Urbild, dieß darauf zu Dem
mich zog,
Der es, uns zur Luſt, erſchaffen. Den die Lieb’ allein bewog,
So viel ſchoͤnes uns auf Erden, und dazu uns das Geſicht,
Nebſt dem alles zeigenden wunderreichen Sonnen-Licht,
Bloß zu unſerm Nutz und Beſten, uns gewuͤrdigt, uns zu
ſchenken.
Moͤchte man doch ſolche Guͤte, ſolche weiſe Macht bedenken,
Und doch das, was gut, als gut, und doch das, was ſchoͤn,
als ſchoͤn,
GOtt zum Ruhm, in unſrer Luſt, uns beſtreben anzuſehn!
Troſt-
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Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 7. Hamburg, 1743, S. 384. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen07_1743/402>, abgerufen am 22.11.2024.
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