Vor des Getraydes Segens-Last. Uns sey, bey diesen frohen Zeiten, Undankbarkeit und Gram verhaßt; Man spühre nichts, als Fröhlichkeiten!
Der frohe Fuhrmann jauchzt und singt, Der kurze Knall der Geissel klingt, Bis er das Korn zum Scheun-Thor bringt, Wodurch es sich, mit Mühe, dringt. Es müssen sich die Garben beugen, Dieweil das Thor für sie zu klein, Und sie so hoch geladen seyn, Drum müssen sie sich zischend neigen. Dann schwärzet sich des Tages Schein, Es nimmt ein angenehmer Schatten Das ganze Vorwerk plötzlich ein, Die Pferde zieh'n, und stehen kaum, Als man den angezwängten Baum, Den sie ganz krumm gezogen hatten, Erlöset und die Freyheit schenkt.
Worauf sodenn ein muntrer Knecht mit Händen an das Seil sich henket, Und oben auf den Wagen schwenket, Mit einer Gabel, die sich krümmt, Die Garben in die Höhe hebt, Wodurch er sich herunter gräbt, Und sie dahin zu reichen strebet, Wo man sie von der Gabel nimmt, Sie da, woselbst sie hin bestimmt, Auf den erhabnen Balken trägt, Und sie daselbst in Ordnung legt.
ARIA.
Bey dem erfreulichen Einfahren
Vor des Getraydes Segens-Laſt. Uns ſey, bey dieſen frohen Zeiten, Undankbarkeit und Gram verhaßt; Man ſpuͤhre nichts, als Froͤhlichkeiten!
Der frohe Fuhrmann jauchzt und ſingt, Der kurze Knall der Geiſſel klingt, Bis er das Korn zum Scheun-Thor bringt, Wodurch es ſich, mit Muͤhe, dringt. Es muͤſſen ſich die Garben beugen, Dieweil das Thor fuͤr ſie zu klein, Und ſie ſo hoch geladen ſeyn, Drum muͤſſen ſie ſich ziſchend neigen. Dann ſchwaͤrzet ſich des Tages Schein, Es nimmt ein angenehmer Schatten Das ganze Vorwerk ploͤtzlich ein, Die Pferde zieh’n, und ſtehen kaum, Als man den angezwaͤngten Baum, Den ſie ganz krumm gezogen hatten, Erloͤſet und die Freyheit ſchenkt.
Worauf ſodenn ein muntrer Knecht mit Haͤnden an das Seil ſich henket, Und oben auf den Wagen ſchwenket, Mit einer Gabel, die ſich kruͤmmt, Die Garben in die Hoͤhe hebt, Wodurch er ſich herunter graͤbt, Und ſie dahin zu reichen ſtrebet, Wo man ſie von der Gabel nimmt, Sie da, woſelbſt ſie hin beſtimmt, Auf den erhabnen Balken traͤgt, Und ſie daſelbſt in Ordnung legt.
ARIA.
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Bey dem erfreulichen Einfahren
Vor des Getraydes Segens-Laſt.
Uns ſey, bey dieſen frohen Zeiten,
Undankbarkeit und Gram verhaßt;
Man ſpuͤhre nichts, als Froͤhlichkeiten!
Der frohe Fuhrmann jauchzt und ſingt,
Der kurze Knall der Geiſſel klingt,
Bis er das Korn zum Scheun-Thor bringt,
Wodurch es ſich, mit Muͤhe, dringt.
Es muͤſſen ſich die Garben beugen,
Dieweil das Thor fuͤr ſie zu klein,
Und ſie ſo hoch geladen ſeyn,
Drum muͤſſen ſie ſich ziſchend neigen.
Dann ſchwaͤrzet ſich des Tages Schein,
Es nimmt ein angenehmer Schatten
Das ganze Vorwerk ploͤtzlich ein,
Die Pferde zieh’n, und ſtehen kaum,
Als man den angezwaͤngten Baum,
Den ſie ganz krumm gezogen hatten,
Erloͤſet und die Freyheit ſchenkt.
Worauf ſodenn ein muntrer Knecht mit Haͤnden an das
Seil ſich henket,
Und oben auf den Wagen ſchwenket,
Mit einer Gabel, die ſich kruͤmmt,
Die Garben in die Hoͤhe hebt,
Wodurch er ſich herunter graͤbt,
Und ſie dahin zu reichen ſtrebet,
Wo man ſie von der Gabel nimmt,
Sie da, woſelbſt ſie hin beſtimmt,
Auf den erhabnen Balken traͤgt,
Und ſie daſelbſt in Ordnung legt.
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Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 7. Hamburg, 1743, S. 376. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen07_1743/394>, abgerufen am 22.11.2024.
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