Was man am Firmament erblickt, Wenn es so lieblich blau geschmückt, Jst ganz von allem, was hienieden Von uns erblickt wird, unterschieden.
Hier siehet man das Sonnen-Licht Von allen Cörpern rückwerts prallen, Und so in unser Auge fallen; So aber dorten nicht geschicht. Dort senkt der Blick sich, nebst dem Schein Vom Licht, in eine Tief' hinein, Die sonder Ende, sonder Grenzen.
Hier trifft den Blick kein ander Licht, Als was sich auf die Cörper bricht, Und, bloß durch Winkel, uns berühret, Wenn dorten in des Himmels Höh' Man, in gerader Linie, Gar keine Gegenwürfe spühret.
Es scheint, man werd' in diesem Reich, Durch Licht, und durch die Luft, zugleich, Als die durchsichtig, hingeführet Jn jenes allgemeine Leer, Worinn der Sonnen-Strahlen Heer Zuletzt sich endlich selbst verlieret.
Es scheint demnach die Lieblichkeit Von diesem wunderschönen Blauen, So wir am Firmamente schauen, Nur bloß aus Licht und Dunkelheit, So viel man fasset, zu besteh'n; Jndem wir gleichsam eine Nacht, Die sich dem Licht zur Fulge macht, Durchs Licht, das sonst nicht sichtbar, seh'n.
Die
Betrachtung uͤber goͤttliche Groͤße
Was man am Firmament erblickt, Wenn es ſo lieblich blau geſchmuͤckt, Jſt ganz von allem, was hienieden Von uns erblickt wird, unterſchieden.
Hier ſiehet man das Sonnen-Licht Von allen Coͤrpern ruͤckwerts prallen, Und ſo in unſer Auge fallen; So aber dorten nicht geſchicht. Dort ſenkt der Blick ſich, nebſt dem Schein Vom Licht, in eine Tief’ hinein, Die ſonder Ende, ſonder Grenzen.
Hier trifft den Blick kein ander Licht, Als was ſich auf die Coͤrper bricht, Und, bloß durch Winkel, uns beruͤhret, Wenn dorten in des Himmels Hoͤh’ Man, in gerader Linie, Gar keine Gegenwuͤrfe ſpuͤhret.
Es ſcheint, man werd’ in dieſem Reich, Durch Licht, und durch die Luft, zugleich, Als die durchſichtig, hingefuͤhret Jn jenes allgemeine Leer, Worinn der Sonnen-Strahlen Heer Zuletzt ſich endlich ſelbſt verlieret.
Es ſcheint demnach die Lieblichkeit Von dieſem wunderſchoͤnen Blauen, So wir am Firmamente ſchauen, Nur bloß aus Licht und Dunkelheit, So viel man faſſet, zu beſteh’n; Jndem wir gleichſam eine Nacht, Die ſich dem Licht zur Fulge macht, Durchs Licht, das ſonſt nicht ſichtbar, ſeh’n.
Die
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Betrachtung uͤber goͤttliche Groͤße
Was man am Firmament erblickt,
Wenn es ſo lieblich blau geſchmuͤckt,
Jſt ganz von allem, was hienieden
Von uns erblickt wird, unterſchieden.
Hier ſiehet man das Sonnen-Licht
Von allen Coͤrpern ruͤckwerts prallen,
Und ſo in unſer Auge fallen;
So aber dorten nicht geſchicht.
Dort ſenkt der Blick ſich, nebſt dem Schein
Vom Licht, in eine Tief’ hinein,
Die ſonder Ende, ſonder Grenzen.
Hier trifft den Blick kein ander Licht,
Als was ſich auf die Coͤrper bricht,
Und, bloß durch Winkel, uns beruͤhret,
Wenn dorten in des Himmels Hoͤh’
Man, in gerader Linie,
Gar keine Gegenwuͤrfe ſpuͤhret.
Es ſcheint, man werd’ in dieſem Reich,
Durch Licht, und durch die Luft, zugleich,
Als die durchſichtig, hingefuͤhret
Jn jenes allgemeine Leer,
Worinn der Sonnen-Strahlen Heer
Zuletzt ſich endlich ſelbſt verlieret.
Es ſcheint demnach die Lieblichkeit
Von dieſem wunderſchoͤnen Blauen,
So wir am Firmamente ſchauen,
Nur bloß aus Licht und Dunkelheit,
So viel man faſſet, zu beſteh’n;
Jndem wir gleichſam eine Nacht,
Die ſich dem Licht zur Fulge macht,
Durchs Licht, das ſonſt nicht ſichtbar, ſeh’n.
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Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 7. Hamburg, 1743, S. 372. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen07_1743/390>, abgerufen am 22.11.2024.
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